Welches Bike fährst du? Ein rotes!

Text Tina Deisenberger Bild Michael Riehle
Kommentar

Ein Kommentar von Tina Deisenberger

Auch auf der diesjährigen Eurobike haben diverse Fahrradhersteller ihre neusten frauenspezifischen Mountainbikes vorgestellt. Neben meinem Job als Produktmanagerin bei DT Swiss bin ich begeisterte Bikerin. Oft werde ich nach meiner Meinung zum Thema Ladybikes gefragt. Da ich viel mit Frauen auf den Trails dieser Welt unterwegs bin – ob mit Freundinnen, Kolleginnen aus der Industrie, Teamfahrerinnen, als Guide auf Women Camps oder bei Rennen – kenne ich nicht nur die Seite der Hersteller, sondern auch die der Kundinnen, egal ob Profi oder blutige Anfängerin.

Aus der First Ride 2018

 
 

Nicht selten handelt es sich bei Frauenbikes lediglich um eine farbenfrohere Variante des Männer-Rahmens. Lenker und Sattel werden auf das weibliche Geschlecht angepasst. Ich persönlich frage mich: Brauchen wir Frauen das überhaupt? Würde es nicht ausreichen, wenn die Herren-Modelle einfach nur in kleinen Größen angeboten werden? Auch werden Ladybikes selbst in der Top-Ausstattungsvariante nicht mit den besten Teilen versehen. Warum werden Produkte für Frauen assoziiert mit Teilen für Anfänger? Traut man uns Frauen nichts zu? Schwerere Laufräder werden montiert, weil wir eh keine längeren Anstiege schaffen und schwächere Bremsen, weil Frauen zu langsam fahren, um scharf bremsen zu müssen?

Ich selber fahre Männer-Rahmen. Mit einer Körpergröße von knapp 1,80 habe ich die uneingeschränkte Auswahl. Ich muss nicht verzweifelt nach einem XS-Rahmen suchen und dabei in Sachen Ausstattung Kompromisse eingehen. Glück gehabt! Dass ich dabei auf Blumenmuster und verspielte Design-Elemente verzichten muss, kann ich gut verkraften. Direkt gesagt: Sie sprechen mich ohnehin nicht an und meine Erfahrung zeigt: Ich bin da nicht die Einzige. Der Fokus mountainbikender Frauen liegt vielmehr auf Funktionalität und Performance. Wir wollen technisch fahren und sind kompetitiv, genau wie viele Männer.

Klar, das Auge fährt mit, ein Bike darf mit einer schönen Optik punkten. Aber die Zeiten, in denen die meisten Frauen auf die Frage „Was für ein Bike fährst du“ mit „Ein rotes“ antworteten, sind vorbei. Herrschaften, denkt mal drüber nach!  

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