Zu Besuch bei Löffler in Ried im Innkreis

Text Anki Luh Bild Andreas Meyer
Firmenportrait

Von der Feinstrumpfhose zur Sportbekleidung

Outdoor ist In: Sportarten und Aktivitätet im Freien wie Skifahren, Laufen oder Fahrradfahren liegen im Trend. Als Pionier für Sportbekleidung hat Löffler als Pionier für Sportbekleidung hat Löffler den Anspruch, begeisterte Ausdauersportler bei Wind und Wetter optimal Auszustatten. Die meisten Unternehmen setzen dabei aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Fertigung im fernen Ausland – nicht so die Oberösterreicher. Sie entwickeln und produzieren im beschaulichen Ried im Innkreis.

 

Aus der Cross Country Spezial 2019

 
 

Mit feinen Strümpfen im schönen Innviertel fängt alles an: 1947 gründet Elfriede Löffler in Ried ein Unternehmen zur Herstellung von Feinstrumpfhosen und Damenstrickmode. Rund 25 Jahre später wird die Firma, nachdem sie in finanzielle Schieflage geraten ist, durch den Skiproduzenten Fischer übernommen und auf Sportbekleidung neu ausgerichtet. Der Weg in eine sportliche, erfolgreiche Zukunft beginnt. In den ersten zwei Jahren nach der Übernahme liegt der Fokus noch auf Winterartikeln. Es folgt eine Tenniskollektion, später deckt Löffler auch die Bereiche Langlaufen, Laufen und Radfahren ab.

Das Juwel Löfflers

Wirft man einen Blick auf den Start der Löffler'schen Produktionskette, entdeckt man eine Besonderheit – denn welche Firma kann heutzutage noch von sich behaupten, dass sie Marke und Hersteller in einem ist? Unter den Textilherstellen vermutlich nur noch eine Handvoll. „Die anderen sind wie Heuschrecken, hüpfen herum und beuten die anderen aus“, meint Geschäftsführer Otto Leodolter nicht von ungefähr. Mehr als 80 Prozent der gesamten Wertschöpfungskette werden bei Löffler in Ried erbracht, zudem werden über 70 Prozent aller Stoffe, die das Unternehmen verarbeitet, in der eigenen Strickerei erzeugt.

Dass es nicht 100 Prozent sind, hat verschiedene Gründe: „Wir haben eine eigene Strickerei und können damit Strickstoffe herstellen. Weber sind wir jedoch keine. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel Webstoffe zukaufen müssen“, erklärt Marketingleiter Hetzeneder. Außerdem werden noch spezielle Funktionsfasern wie etwa die Windstopper-Materialien von Gore zugekauft.

Bei der Auswahl der Grundmaterialien setzt die Firma dabei auf Nachhaltigkeit und verwendet beispielsweise Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz. Zudem entsprechen sämtliche zugekauften Garne, Stoffe, Reißverschlüsse sowie die Stoffveredelung dem Öko-Tex-Standard 100, der die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Textilprodukten aus konventioneller Produktion kennzeichnet.

Schritt für Schritt und mit viel Liebe zum Detail

wird die Fahrradbekleidung bei Löffler designt.

Der ökologische Fußabdruck

Zum Konzept, so nachhaltig wie möglich zu produzieren, gehören auch kurze Transportwege, naturnahe Materialien und der regionale Bezug. „Wir produzieren nach fairen Standards, unter strengsten europäischen Umweltauflagen und mit gelebter Nachhaltigkeit. Sicherlich ist es ein schwieriger Weg, um auch am Puls der Zeit zu bleiben, doch unseren ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, ist unser Ansporn“, betont Geschäftsführer Otto Leodolter und verweist damit bereits auf die Zukunft des österreichischen Unternehmens.

Auch in den kommenden Jahren will man nämlich am nachhaltigen Plan festhalten und die Kunden mit möglichst langlebigen und qualitativ hochwertigen Produkten zu Höchstleistungen bringen. Rund 60 Prozent der Artikel gehen nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien; im Winter ist auch Skandinavien ein sehr wichtiger Markt.

"Nachhaltigkeit" wird bei Löffler im umfassenden Sinne verstanden: Der Herstellungsprozess soll möglichst umweltschonend verlaufen, das Produkt zu einem sportlichen und damit gesunden Lebensstil beitragen und natürlich selbst auch möglichst robust und lange haltbar sein.

„Wir bekommen zum Beispiel Anfragen, bei denen Kunden ihre Gore-Tex-Jacke nach 15 Jahren reparieren lassen wollen. Hier sind wir dann aber nicht so, dass wir die Leute darauf hinweisen, dass es nach so einer langen Dauer mal an der Zeit wäre, eine neue Jacke zu kaufen, sondern wir bemühen uns in Ried, die Funktionalität der alten Jacke wieder herzustellen.“

Stricken, schneiden, nähen

Viele der Stoffe durchlaufen die meisten der Fertigungsabläufe am Standort. Insgesamt befinden sich 25 Strickmaschinen in Ried. In einem ersten Schritt wird das Garn maschinell zu Stoffen verstrickt – am Tag entsteht so in etwa ein Stoffstück in der Größe von zwei Fußballfeldern. Auf Grundlage von Computerberechnungen werden aus den Stoffen dann Teile ausgeschnitten, die später zu Bausteinen von Shirts, Radhosen oder Hauben werden. Ein Trikot besteht beispielsweise aus 15 bis 20 Teilen. In einem letzten Schritt werden die einzelnen Stoffstücke schließlich zu Kleidungsstücken vernäht.

In Ried werden noch alle Einzelteile

per Hand zusammengenäht.

Handwerk im Haus gelernt

Für all das braucht es natürlich das nötige Know-how: Selbst ausbilden statt über „Fachkräftemangel" klagen – auch das ist keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Wirtschaftswelt. Und erklärt, wie das denn gemeint ist, dass bei Löffler eben nicht „eine billige Abkürzung zum Besserwerden" genommen wird – sondern, dass stattdessen nur der langfristig abgesicherte Erfolgsweg zählt.

So haben viele der Beschäftigten ihr Handwerk „im Haus" gelernt. „80 Mädchen und Burschen haben bei uns ihre Lehre als ‚Bekleidungsfertiger/-in' oder ‚Strickwarenerzeuger/-in' absolviert. Es sind die Fachkräfte, durch die wir die Qualität und den Erfolg von Löffler absichern", erklärt Otto Leodolter. Doch trotz des großen Engagements in der Nachwuchsförderung fehlt es immer noch an Fachpersonal. Rund ein Drittel aller Näharbeiten erfolgt zwar direkt in Ried, doch um den Fachkräftemangel auszugleichen, sind Partnerunternehmen in Tschechien und Bulgarien in die Produktion mit eingebunden.

Neueste Technologien des Hauses

Dass diese konsequent nachhaltige Ausrichtung keineswegs auf Kosten von Innovationen geht, zeigen Technologien wie „Hotbond“. Hier werden Materialteile mithilfe von Ultraschall verbunden: Einzelteile werden nicht mehr herkömmlich mit Fäden vernäht, sondern punktuell verschweißt. Der Vorteil dieser Technologie lässt sich wohl besser spüren als erklären: Die Nähte sind extrem flach und tragen daher nicht auf, sind elastisch wie der Stoff selbst, können sehr sauber verarbeitet werden und haben eine enorm lange Haltbarkeit.

Darüber hinaus haben die Schweißnähte noch einen optischen Einfluss, den Löffler gekonnt in Szene setzt. Erweitert wurde diese Technologie 2018 durch eine spezielle Verarbeitungstechnik, welche die Verbindungspunkte bei Anstrahlung zum Reflektieren bringt. Hotbond garantiert somit nicht nur absoluten Komfort, sondern auch 360 Grad Sichtbarkeit. In Ried werden noch alle Einzelteile per Hand zusammengenäht.

"Löffler produziert nach fairen Standards, unter strengsten europäischen Umweltauflagen und mit gelebter Nachhaltigkeit."

Marketingleiter Reinhard Hetzeneder führt uns durch das Unternehmen und erklärt die einzelnen Arbeitsschritte.

Eine nachhaltige, faire Produktion – ein sehr wichtiges Thema für das Unternehmen seit mehr als 20 Jahren.

“Made for better”

Seit gut vier Jahren hat das Unternehmen nun einen neuen Firmenauftritt. „Made for better“ heißt der neue Slogan, der bedeutet, dass Löffler mit innovativer Hightech-Bekleidung Kunden zu besseren Ausdauersportlern machen möchte. „Made for better" heißt der neue Slogan, den der Geschäftsführer so übersetzt: „Mit innovativer Hightech-Bekleidung machen wir unsere Kunden zu besseren Ausdauersportlern, aber gleichzeitig auch zu besseren, weil fair handelnden Konsumenten". Was „fair" hier konkret bedeutet? Zum Beispiel, dass kein einziges Löffler-Produkt in Fernost gefertigt wird!

Echt „made in Austria" also – die zwei roten Balken in der neuen Löffler-Kampagne stehen für dieses „Rot-Weiß-Rot". Und was nicht direkt am Hauptsitz in Ried die Produktionsstätte verlässt, das wird an Standorten innerhalb der Europäischen Union hergestellt. Was Materialien und Produktion betrifft, kommen in Österreich bzw. der EU selbstredend strengere gesetzliche Rahmenbedingungen zur Anwendung, als es in Fernost der Fall wäre.

ZAHLEN ZUM NACHDENKEN

Kosten/Lohnminute in Euro
Österreich: 45 Cent
Tschechien: 18 Cent
Bulgarien: 12–16 Cent
China: 3–4 Cent
Bangladesch: 0,5 Cent

Fakten

25 Rundstrickmaschinen
3 Flachstrickmaschinen
6.000 Nadeln in einer Maschine
pro Tag werden rund 10.000 m² Stoff gestrickt
> Größe von ca. 2Fußballfeldern
200 Tonnen Stoff werden pro Jahr gestrickt
> Gewicht von 12,5 Jumbojets
Lycra – dünnstes Garn: 10km > 13 g
Polyester – dickstes Garn: 10 km > 167 g
Ca. 1,3 Millionen Teile Pro Jahr

Wissenswertes über Löffler

Hersteller Funktionsbekleidung
Seit 1973 Fischer-Sports-Group
Standort Ried im Innkreis
200 Arbeitsplätze, 60 % Exportanteil
Geschäftsführer Otto Leodolter, 70 % aller Stoffe
kommen aus der eigenen Strickerei

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