Der Weisheit letzter Schluss liegt im Auge des Betrachters. Dominik, unser um keine scharfzüngige Antwort verlegener Procycling-Redakteur, sieht das ähnlich wie unser Chefredakteur Sebastian – nur jeder von einem anderen Standpunkt aus.
Eine Frage der persönlichen Vorlieben?
Pro Tubeless, Sebastian
Besteht die Möglichkeit ein Problem zu lösen, indem wir das für dieses Problem verantwortliche Produkt eliminieren, dann stellt sich für mich keine Frage von Für und Wider. Ich kürze dieses Produkt, in diesem Fall den Schlauch, aus der Gleichung meines Mountaibikes und löse damit das Problem eines platten Reifens. Zumindest reduziere ich die Wahrscheinlichkeit immens. Das erste Mal Tubeless, das erste Mal ohne schützenden Gummi – ja, ganz richtig, ich meine das so doppeldeutig wie es hier steht – ist ein spektakuläres Erlebnis. Wieso sich dem bewusst entziehen? Es kann nur Unwissenheit sein. Deshalb lass mich das zusammenfassen: Tubeless, das bedeutet Pannensicherheit, Grip und Fahrspaß. Ein Rundum Sorglos-Paket. Mir unbegreiflich, wieso überhaupt noch Schläuche verbaut werden. Die Sauerei mit der Milch, ok, ein Punkt, den ich nicht leugnen möchte. Aber mal „Butter bei die Fische“, du fährst mit deinem Bike durch jedes Schlammloch; putzen, pflegen und warten gehört zum Ritual, die paar Tröpfchen Dichtmilch machen da auch keine Staatsaffäre draus. Außerdem, mit bald 40 gehört etwas Tropfverlust dazu, das müsste du doch ohnehin schon gewohnt sein, oder, Dominik?
Pro Schlauch, Dominik
Ja, ich bin ein Verfechter von Fahrradschläuchen im Mountainbike. Warum? Erstmal muss ich zugeben, dass mir als Nicht-Profi und Hobbyfahrer tubeless ganz gehörig auf den Zeiger geht, wenn es mal ans Reifenwechseln geht oder man eine Panne hat. Bereits vor über zehn Jahren bin ich als MTB-Guide zum ersten Mal tubeless gefahren und hatte damals ein prägendes Negativerlebnis – einen Platten. Wie eine hilflose junge Mutter stand ich da; alles war voller Milch... NERV!!! Das mag meine Meinung seitdem stark beeinflusst haben. Abgesehen davon haben aber auch viele Tubeless-Fahrer bei Touren oder Rennen einen Schlauch für den Notfall dabei, denn ganz so sicher ist tubeless dann eben doch nicht. Klar sind 60ml Milch leichter, aber dafür sind die Tubeless-Mäntel gerne etwas schwerer und, ganz ehrlich, wie viele von euch kämpfen auf dem Bike um Sekunden?! Ich selber schwöre seit Jahren in meinem 29er auf leichte 26“ Latex-Schläuche, die den Rollwiderstand ebenfalls gering halten und bis jetzt wirklich zuverlässig funktionieren. Das Ritual des Nachpumpens vor jeder Tour sehe ich dabei als zärtliche Zuwendung, die ich gerne für dieses bisschen Oldschool an meinem Bike aufbringe.