Stuttgart – Auf bunter Mountainbike-Tour

Text Norman Bielig Bild Marco Felgenhauer
Reise

Mountainbiken in Deutschland
Unterwegs in Stuttgart

Einige Städte im deutschsprachigen Raum, wie Innsbruck, verzeichnen in den letzten Jahren einen wahren Zustrom an Mountainbikern. Dies scheint­ auch der Weg in Stuttgart zu sein, zumindest wenn wir uns die Zureisequote unserer Mountainbike Gruppe anschauen. Ana Raecke ist schon 17 Mal umgezogen, Laura Brethauer wohnt immerhin schon fünf Jahre in Stuttgart und auch Katrin Karkhof ist irgendwann nachgekommen. Alle aus verschiedenen Richtungen, aber nun sind sie sich einig, dass sie genau hier bleiben wollen. Zwar habe auch sie schon mal das Innsbruck-Fieber erwischt, doch die schwäbische Hauptstadt mache sie einfach glücklich. Als wir den Anstieg zum Traileinstieg zwischen den Villen Stuttgarts erklimmen, weist immer wieder ein Finger der Drei auf eine der Villen, mit dem Spruch: „Irgendwann mal wohne ich da…“

 
 

Unsere Gastgeberinnen: Laura, Katrin und Ana.

Biken in Stuttgart

Doch von vorne... Gegen Mittag treffen wir uns mit Ana, Laura und Katrin mitten in der Stadt des Sterns. Ana arbeitet bei Daimler, als Übersetzerin und zusätzlich noch für Monster Energy, doch irgendwann findet sie auch noch die Zeit zum Biken. Laura ist offiziell noch Studentin, und fährt seit Anfang 2012 für das neugegründete Cube Action Team, Katrin ist Lehrerin, verbeamtet und Last Teamfahrerin. Ein bunter Haufen mit großer Abfahrtsorientierung und viel Spaß auf zwei Rädern.
Stuttgart ist einer der Stopps, die auf unserer persönlichen Wunschliste standen, von Freunden wurde unser Kopfkino mit Phrasen wie Trailparadies, Pumptracks, und stadtnahen Trails angeregt. So beginnen wir unsere Tour direkt auf einem der zahlreichen Pumptracks in und um Stuttgart, es geht nach Weilimdorf.

Pumptrack

Marco und ich staunen nicht schlecht als wir unseren Blick über den Track schweifen lassen. Großzügig angelegt mit verschiedenen Linien, Werkzeug und einer Bank zum Ausspannen. Von so einer Anlage können wir nur träumen. Ana, Laura und Katrin haben auf jeden Fall schon mehr Routine im Räder auspacken, denn während wir noch die Bikes zusammen bauen, drehen sie schon ihre erste Runden, bevor es an den Wallride geht und sie sich auch hier langsam gegenseitig höher pushen. Endlich begeben wir uns auch auf zwei Räder und müssen feststellen, dass der Pumptrack wirklich optimal angelegt ist, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, in Weilimdorf kann man sich wunderbar auspowern.
Während ich weiter meine Runden drehe und die verschiedenen Linien ausprobiere, macht Marco die ersten Fotos. Die Drei befinden sich nun absolut in ihrem Element, als Fotofahrerinnen haben sie reichlich Erfahrung und wissen genau, welches Manöver auf dem Foto gut oder auch spektakulär wirkt. Ich kann derweil die Zeit nutzen und weiter Runden auf dem Pumptrack drehen, da wir bei uns keinen in der Nähe haben - ein durchaus nicht oft zu habender Spaß. Der Vorsatz eines eigenen Wellenritts im Garten ist mit diesem Vormittag auf jeden Fall beschlossene Sache.

Bike und Szenenwechsel

Nach einigen weiteren Runden und Fotoexperimenten wird es Zeit für eine Pause und anschließenden Bikewechsel. Die Sonne brennt unermüdlich herunter, sodass wir uns in den Schatten flüchten. Pläne für die nächste Saison werden besprochen, über Wintertrainings philosophiert und natürlich kommen wir irgendwann auf ihr legendäres „Shit Mountainbike Girls Say“ Video zu sprechen. Das bisher meistgesehene Video auf MTB-News, was einerseits zeigt, dass Frauen im Mountainbike Sport heimisch und angekommen sind, und die Bikegemeinde auch gut selber über sich lachen kann. Bevor wir noch ganz unter der Mittagssonne dahin schmelzen, werden wir zurück nach Stuttgart beordert – Bike und Szenenwechsel stehen an.

Am Rande des Kessels

Nach einem schnellen Wechsel bei Ana, wo die Tourenbikes deponiert wurden, treten wir auch schon wieder in die Pedale und meistern den ersten Anstieg. Nach wenigen Kilometern ist allerdings direkt wieder Schluss, wir pausieren auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der schwäbischen Hauptstadt, genießen den Blick über die City und ein kleines Mittagessen. Laura erzählt von ihrem Bruder Luis, der am Abend desselben Tages aus London, von den Olympischen Spielen heimkehrt, an denen er als BMXer für Deutschland teilnahm. Die komplette Familie ist hier also radbegeistert, und schon auf dem Pumptrack konnte Laura ihre BMX Vergangenheit nicht leugnen. Sie wird auch 2013 für das Cube Action Team starten und versuchen die Stopps der Specialized Enduro Serie weitestgehend wahrzunehmen. Auch Ana und Katrin sind vom Enduro-Virus ergriffen, wie sie sagen ist das letzten Endes genau das, was sie auf ihren Heimtouren sowieso die meiste Zeit fahren. Zu diesem Zweck war Ana den Winter über an der Entwicklung eines Lady Enduros für ihren Sponsor Propain beteiligt.

Die staubigen Trails von Stuttgart

Nach dem Essen geht es, nach einem letzten Fingernagelfoto, schließlich auf die umgebenden Trails, und wir sind wirklich gespannt was Stuttgart diesbezüglich zu bieten hat. Wir folgen noch kurze Zeit einem angenehmen Anstieg, bevor es auf einer Kuppe einspurig wird. In sanftem Gefälle, ohne viel Wurzeln und Steine geht es durch den Wald, der ein oder andere kleinere Absprung findet sich und bietet die Möglichkeit für eine kleinere Pause zum Fotografieren, auch in der Luft fühlen sich alle sichtlich wohl und feuern sich gegenseitig an. Auch im Wald wird es immer wärmer, der Boden ist trocken, entweder hart oder extrem staubig. Die ersten Fahrfehler lassen nicht lange auf sich warten und ich lege mich, wie auf dem Präsentierteller in einer staubigen Wolke genau zwischen den Dreien ab... und natürlich schafft es unser Fotograf Marco auch noch genau im passenden Moment abzudrücken, ein schöner Moment für alle anderen.

Schmelztiegel & Szenetreff

Ein letztes Mal erklimmen wir am Nachmittag eine der Anhöhen um die Sternenstadt. Nach Pumptrack und natürlichen Waldtrails, steht nun eine der angelegten Strecken rund um Stuttgart auf dem Programm. Der festgebrannte Boden lädt wie am Vormittag zum Pumpen ein, Treten ist nicht notwendig und immer wieder gibt es Sprünge, Senken und Anliegerkurven. In einer davon treffen wir Fabian Scholz vom Enduro Magazin, der gerade mit Christoph Laue am Fotografieren ist. Später werden wir die beiden beim Eis essen wiedertreffen. So klein ist die schwäbische Welt und auf den umliegenden Trails, dass die wenigen Bekannten die wir in dieser Stadt haben, ohne Vorankündigung im Wald angetroffen werden.

Der Trail spuckt uns am Ende direkt wieder im zentral aus, entlang der Straßenbahngleise geht es zurück in die Innenstadt, doch vorher wird uns noch eine Abkühlung genehmigt. Wir fahren hinter Katrin durch einen Bogen, welcher just im Moment unseres Durchfahrens mit einer Nieselregendusche auf uns wartet. Durch eine Lichtschranke wird dieser aktiviert, wobei der Auslöser, da schnell genug, noch trocken durchkommt. Eine äußerst willkommene Abkühlung an diesem heißen Sommertag.

Stuttgart ist neben Freiburg sicherlich einer der deutschen MTB Hauptstädte. Zahlreiche Wege durchziehen das Waldgebiet um die Stadt.

Danke Ana, Katrin und Laura für die Einladung und den gelungenen Tag.

In der Innenstadt angekommen geht es mit der Abkühlung weiter, Eis essen an der Talstation der Zacke (Zahnradbahn), welche in Stuttgart auch Biker aus der Stadt hinaus auf einen der beliebtesten Trails befördert. Hier treffen wir auch Fabian und Christoph wieder, die sich ebenfalls nach getaner Arbeit eine kühle Erfrischung gönnen. Die Gruppe zieht von hier aus weiter zum Palast, bzw. Laura zum Flughafen, um ihren Bruder abzuholen, auf ein Feierabendbier. Wir müssen leider schon los, haben noch einige Stunden Autofahrt bis zu unserer Herberge auf dem Weg zum nächsten WOMB auf Tour Stopp vor uns.
Fein war es mal wieder, wir hatten einen tollen Tag in äußerst sympathischer Umgebung und können sagen, Stuttgart ist auf jeden Fall eine Reise wert. Sicher einer der vielfältigsten Orte an denen wir bisher waren. Danke Ana, Katrin und Laura für die Einladung und den gelungenen Tag.

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