Schlamm auf den Trails, Salz auf den Straßen und Nässe von allen Seiten. Klare Anzeichen für das Ende des Sommers. Wir kommen zurück von Biketouren mit Bikes, die wir weder in die Wohnung noch durchs Treppenhaus tragen können. Und auch, wenn wir sie einfach in die Garage stellen könnten, wirklich sinnvoll ist es nicht, den ganzen Schmutz am Rad zu belassen. Schon der Schlamm sorgt für beschleunigte Alterung der Komponenten, und das Salz von der Straße tut sein Übriges für ein verfrühtes Ableben.
Rad reinigen mit dem Hochdruckreiniger
Und nun werden wir einfach mal pragmatisch, denn natürlich ist es wünschenswert, das Bike nach jeder Tour mit Schwamm und Bürste und einem Eimer mit warmem Wasser sanft und porentief zu reinigen. Doch wenn wir ehrlich sind, diese Zeit nehmen wir uns nicht regelmäßig, eher noch kommt ein Hochdruckreiniger zum Einsatz. So auch bei uns, denn sauber erscheint uns dann doch als bessere Variante.
Doch welche Auswirkungen hat der Hochdruckreiniger auf Lager, hat der Einsatz Auswirkungen auf die Garantie und gibt es eine Variante, wie man mit dem Hochdruckreiniger sein Bike sicher säubern kann? Wir haben uns mit Vertretern der Bikeindustrie unterhalten.
Erwin Botosch, Produktmanagement ACROS sieht drei mögliche Probleme bei der Nutzung eines Hochdruckreinigers.
1. Nicht nur Wasser, sondern auch Schmutz wird durch den hohen Druck in die Lager gedrückt.
2. Durch Auswaschen des Fettes tritt eine Mangelschmierung auf – die Lager laufen schwergängiger und verschleißen schneller.
3. Schmutz setzt sich zwischen Laufbahn und Kugeln ab. Beim Überrollen nehmen sowohl Laufbahn wie auch Kugeln Schaden.
Bei Acros stattet man die Lager mit einer doppelten Dichtlippe aus, die sich bei Druck gegenseitig verstärken und so das Eindringen von Wasser verhindern sollen. Das verwendete Lagerfett ist wasserabweisend und kann nicht so schnell ausgewaschen werden. Die oben genannten Effekte werden aber lediglich verlangsamt, verhindert werden können sie nicht.
Ralf Rapp, Anwendungstechniker bei der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG
Gemeinhin wird davon abgeraten, das Rad mit einem Hochdruckreiniger zu reinigen. Wie stehst du dazu?
Neben einem sehr guten Reinigungsergebnis sprechen die einfache und zeitsparende Anwendung für den Hochdruckreiniger. Bei richtigem Vorgehen besteht keine Gefahr, dass Rad- oder Tretlager ausgespült werden. Spritzt man das Fahrrad mit dem Gartenschlauch ab, ist die Wassermenge, die in die Lager drückt, viel höher: Aus dem Schlauch fließen bis zu 3.500 Liter in der Stunde, die Durchflussmenge des Hochdruckreinigers liegt im gleichen Zeitraum bei nur 500 Litern oder weniger. Positiver Nebeneffekt: Es wird viel Wasser gespart.
"Bei besonders hartnäckigen Verschmutzungen helfen das richtige Reinigungsmittel und eine Waschbürste"
Was gibt es beim Gebrauch zu beachten? Gibt es Tipps zur Nutzung?
Ein paar einfache Tipps helfen bei der richtigen Anwendung:
Benutze die Flachstrahldüse, mit ihr kann besonders gezielt gearbeitet werden.
Wenn möglich, den Wasserdruck auf etwa ein Drittel der vollen Leistung stellen.
Ein Mindestabstand von 30 Zentimetern zur Oberfläche sollte eingehalten werden.
Richte den Strahl niemals auf Lager, Stoßdämpfer oder – bei E-Bikes – auf elektrische Verbindungen.
Reinige stets von unten nach oben – so siehst du besser, wo schon gereinigt wurde.
Wenn du auch die Kette und die Schaltgruppe reinigst, denke daran, diese im Anschluss wieder einzufetten.
Zusatztipp: Bei besonders hartnäckigen Verschmutzungen helfen das richtige Reinigungsmittel und eine Waschbürste.
Wie viel Wasser benötige ich durchschnittlich für eine Reinigung?
Das hängt von einigen Faktoren ab. Je nach Gerät benötigt ein typischer Anwender etwa 30 bis 50 Liter Wasser für die Reinigung eines Fahrrads.
Thomas Göbel, Pressesprecher Hartje (Conway Bikes)
Durch den starken Wasserstrahl kann Feuchtigkeit in den Rahmen und alle Komponenten eindringen, Lager können ausgespült werden und die Wahrscheinlichkeit, dass sich nach kurzer Zeit Rost bildet und das Rad förmlich „vergammelt“, ist sehr hoch. Wer sein Rad mit einem Hochdruckreiniger reinigt und dann im Gewährleistungszeitraum Probleme jeglicher Art bekommt, die darauf zurückzuführen sind, hat keinerlei Ansprüche. Zur Pflege empfehlen wir herkömmliche Fahrradreiniger. Diese reinigen nicht nur das Fahrrad und befreien es nach entsprechender Einwirkzeit auch von hartnäckigem Schmutz, sondern bilden gleichzeitig auch einen nachhaltigen Schutzfilm gegen Korrosion und erneuter Schmutzanhaftung. Es wird auch empfohlen, sein Rad regelmäßig zu konservieren.
Julia Hofmann, Marin Marketing und Bikeprofi
Da das Reinigen mit Hochdruckreiniger schlecht für die Lager und Dichtungen am Bike ist, man es aber nicht nachweisen kann, ob mit Vollgas auf die Bikes eingesprüht wurde, bleibt es bei Marin in Deutschland, dass es auf die Rahmen mit Lager und Buchsen ganz normal zwei Jahre Gewährleistung gibt.
Ich wasche mein Bike so gut wie nie mit dem Hochdruckreiniger, bin da vielleicht auch ein bissl picky.
Wenn ich wenig Zeit habe, wird mein Rad mit dem Gartenschlauch ohne Düse abgesprüht, damit der grobe Dreck erst mal weg ist. Dann nehme ich Waschmittel und seife es mit einem Schwamm oder einer weichen Bürste ein. Den Antrieb und die Bremsen versuche ich möglichst auszulassen, denn es könnte sonst zu einer Bremsproblematik führen.
Dann einwirken lassen und wieder mit dem leichten Strahl des Gartenschlauchs abwaschen. Kurz abtropfen und mit einem sauberen Tuch trocknen. Hierfür hänge ich das Bike in den Reparaturständer und nehme die Laufräder heraus. (Ab und an mache ich das auch schon am Anfang der Prozedur). So komme ich besser in alle Ecken. Die Bremsscheiben mit einem sauberen Tuch, das mit Bremsenreiniger besprüht ist, abwischen. Danach die trockenen Laufräder wieder rein. Anschließend die Kette mit einem alten Tuch trocknen, Kettenöl auf die Kette geben, einwirken lassen und das überschüssige Öl wieder abnehmen. (Das Reinigen der Kette kann eine Studie für sich sein, hier gehe ich mal nicht näher ins Detail.) Ab und an bekommt es nach dem Trocknen noch eine Schicht Bike Shine auf den Lack, damit es schön glänzt, und etwas Gabelöl an die Abstreifringe von Gabel und Dämpfer.
Wenn ich viel Zeit habe, bekommt es eine lange Reinigungsprozedur. Der Anfang ist hier gleich. Ab dem Trocknen werden dann alle Teile – wie Kurbel, Tretlager, Kassette, Bolzen am Rahmen, Federgabel und Dämpfer – kurz abgebaut, gereinigt, getrocknet und gegebenenfalls gefettet. In diesem Zug bekommt das Bike dann auch neue Züge und Leitungen.
Kristof Krämer, Marketing Muc-Off
Für die Reinigung des Fahrrads sollte man Hausreiniger wie Spüli tunlichst vermeiden. Sie haben zwar eine sehr gute Fettlöse- und Reinigungswirkung, das liegt aber an ihrem hohen Salzgehalt. Und Salz ist auf Dauer sehr schädlich für die Oberflächenmaterialien und den Lack.
Für die Reinigung reicht ein normaler Gartenschlauch vollkommen aus. Hochdruckreiniger sind mit Vorsicht zu genießen. Der Druck ist zu hoch und drückt den Schmutz in Lager und Zwischenräume, wo er nichts zu suchen hat. Der Lack und die Gummidichtungen können Schaden nehmen. Falls sonst aber nichts zum Reinigen vorhanden ist, kann man den Hochdruckreiniger mit genügend Abstand benutzen. Faustregel ist: Solange die eigene Hand in den Strahl gehalten werden kann, ist es auch unproblematisch für dein Rad. Der „Sprühnebel“ beim Hochdruckreiniger liefert genügend Wasser, sodass du dein Rad auch mit genügend Abstand gut abspülen kannst.
Ein paar kleine Tipps:
Gönn deinen Bremsbelägen ab und an eine Spezialreinigung: Rau sie mit Schleifpapier wieder an. Du wirst erstaunt sein, wie viel Bremsstaub runtergeht.
Wenn deine Bremsscheiben verschmutzt sind, kannst du diese mit Bremsenreiniger schnell reinigen. Wer seine Bremsscheiben einer richtigen Grundreinigung unterziehen möchte, kann sie einfach in der Spülmaschine mitwaschen.
Für die Kette empfehlen wir, sie nach der Reinigung mit Bike Spray zu behandeln. Dadurch werden auch die letzten Wasserrückstände verdrängt. Dann im Anschluss noch die Kettenschmierung auftragen. Erst eine geschmierte Kette kann ideal laufen und das Material verschleißt weniger.