Uphill Flow Trail

Text Norman Bielig Bild Andreas Meyer
E MTB

Uphill Flow Trail - Die Entstehung des ersten eMTB-Trails

Was passiert, wenn man drei Menschen mit Visionen zusammenbringt, kann man ab dem Frühjahr 2017 im MTB Zone Bikepark Geißkopf im Bayerischen Wald bestaunen. Hier entsteht der erste Bosch eBike Uphill Flow Trail.

Aus der Ausgabe 12.16

 
 

Es war im Herbst 2015, als Claus Fleischer (Bosch eBike Systems), Diddie Schneider (Trailbaupionier) und Stefan Schlie (Mountainbikeprofi) sich zum ersten Mal, fast schon konspirativ, in Diddie Schneiders MTB Zone Bikepark Geißkopf trafen. Claus und Stefan kamen bereits 2013 beim „mit dem Wald im Bike spielen“, wie sie sagen, auf den Begriff des Uphill Flow. Er kennzeichnete für sie den Bereich zwischen Über- und Unterforderung, in dem wir uns im Flow befinden, also maximalen Spaß haben und im Moment ruhen. Dieser Flow wurde aufgrund ihrer Erfahrung, dank des eBikes, nun auch im Uphill zugänglich. Technischere Passagen boten ihnen seitdem Herausforderung, Trails Flow und in steilen alpinen Anstiegen konnten sie sich entspannt unterhalten. So zuverlässig, wie ihnen der eBike-Antrieb dieses Erleben ermöglichte, wollten sie es auch anderen Nutzern zuteilwerden lassen, und so kamen sie zu Diddie Schneider und zum gemeinsamen Thema Flow.

Zurück im Herbst 2015 verbrachten sie viel Zeit auf dem Flow Country Trail am Geißkopf. Ein dauerhaftes Grinsen machte sich breit und sie wussten, dass es genau dieses Gefühl war, das sie vermitteln wollten, und dass sie hier eine Downhill-Strecke vorfanden, die dieses Gefühl zielsicher hervorrief. So stellten sie kurzerhand sicher, dass die Strecke von oben abgesperrt war, und bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung. Siehe da, der Spaß war da, der Flow, der Uphill Flow. Der anschließende Abend wurde lang. In schier endlosen Diskussionen wurden Gedanken in den Raum geworfen und diskutiert. Könnte man einen Trail bauen, der zuverlässig Uphill Flow hervorruft? Der Menschen begeistern kann, die noch nie auf einem Mountainbike saßen, aber auch solche, die schon viel Erfahrung haben? Der so gebaut ist, dass die Abriegelgeschwindigkeit quasi nie erreicht wird, und der neben dem Fahrspaß auch die umgebende Natur in den Fokus stellt?

Knapp ein Jahr später stehen die drei wieder am Fuße des Geißkopf, wieder in Bikemontur. Doch dieses Mal biegen sie nach rechts ab. Zu einem neuen Trail, einem neuen Konzept, zur ersten Fahrt auf dem Uphill Flow Trail epowered by Bosch. Ein spannendes Jahr ist dieser Erstbefahrung vorausgegangen. Es blieb nicht bei einem gemeinsamen Treffen, die Gespräche wurden konkreter, das Konzept greifbarer. Diddie Schneider und Claus Fleischer versetzten sich beide in die Welt des anderen – Diddie Schneider in die Funktionsweise von Motoren, Claus Fleischer in den Trailbau und die Elemente, die für Flow verantwortlich sind.

Den Anfang macht ein welliges Stück parallel zum Forstweg, gemütliches Einrollen, keine größeren Schwierigkeiten – und doch zeigt sich schon ein Lächeln auf den drei Gesichtern. Nach einigen Metern geht es nun den Berg hinauf. Quer durch den Wald schlängelt sich der Trail und nach einer Wegquerung warten die ersten Anliegerkurven auf die Erfinder des Uphill Flow. Selbst ein kleiner Table ist eingebaut und tatsächlich, er lässt sich auch im Uphill problemlos springen. Die drei halten an einer imposanten Wurzel an. Diddie Schneider erzählt, mit welchen Widrigkeiten des Geländes er zu kämpfen hatte. Der Boden ist voller großer Felsen, die für die Streckenführung bewegt werden mussten. Nun finden sie sich, ebenso wie der große Wurzelstock, am Rande der Strecke und bieten dem Auge spannende Fixpunkte. Schneider war es wichtig, den Trail durch ein abwechslungsreiches Waldstück zu führen, um den Fahrern die Vielfalt des heimischen Waldes näherzubringen. Ein Beleg dafür ist das folgende Trailstück. Durch einen fast schon urwaldartigen Wald schlängelt es sich immer weiter nach oben. Da ein Holz-Wallride, dort eine technisch anspruchsvollere Variante mit Wurzelteppichen. Stefan Schlie und Claus Fleischer zeigen sich begeistert. So haben sie sich die Strecke vorgestellt, lediglich mehr technischere Varianten wünschen sie sich. Doch auch hier hat Diddie Schneider schon seine Hausaufgaben gemacht. Erst einmal soll der Haupttrail nach Vorbild des Flow Country fertiggestellt werden, und anschließend baut er an verschiedenen Stellen technischere Varianten mit ein. Rote Abzweigungen führen zu anspruchsvollen Passagen wie Wurzelteppichen und größeren Wallrides, auch Sprünge können sich hier finden. In schwarzen Passagen wird sich Stefan Schlie am Ende wohlfühlen. Hier möchte Diddie Schneider trialähnliche Elemente verbauen und fortgeschrittene Biker fordern.

Claus Fleischer und Diddie Schneider beraten sich zu Konzept, Verlauf und Varianten.

Auch Holzelemente finden sich auf dem Trail, Sicherheit geht dabei vor.

Auf die Frage, wieso Bosch sich denn für die Anlage eines Trails engagiert, sagt Claus Fleischer, dass man Uphill Flow als Gesamtkonzept sehe und den Nutzern mit dem Trail die Möglichkeit bieten möchte, ein perfekt auf ihn zugeschnittenes Zusatzangebot wahrzunehmen. Er glaubt, dass gerade Neueinsteiger so die Fahrtechnik in einer sicheren Umgebung lernen können, um anschließend das freie Wegenetz entsprechend genießen zu können. Auch Diddie Schneider sieht große Vorteile in dem Trailkonzept, das er gemeinsam mit Bosch erarbeitet hat. Gerade auch alpine Regionen könnten mit so einem Trail Gäste locken, die deren klassisches Bikepark-Angebot sonst nicht wahrnehmen würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch an dem ein oder anderen Tag den Lift nutzen würden, um eine der Bergab-Strecken zu befahren, sei groß, allerdings müssten die Regionen dann auch für Einsteiger entsprechend niedrigschwellige Angebote schaffen, wie eben einen Flow Country Trail.

Wir sitzen am Abend noch längere Zeit mit Diddie Schneider zusammen. Er erzählt uns von der Planung und Umsetzung des Trails. Schon im Frühjahr habe er mit dem Forst vor Ort gesprochen, sei die mögliche Streckenführung abgegangen. Gemeinsam hätten sie beschlossen, den Einfluss auf den Wald so niedrig wie möglich zu halten. Diddie Schneider ist sich sicher, dass ein gut gebauter Weg dafür die Grundlage ist. Ein Weg, den man nicht jede Woche mit Maschineneinsatz instand setzen muss, sondern ein Weg, der mit wenig händischer Pflege auskommt. Dafür muss allerdings einmal der Bagger ran. Die oberste Erdschicht wird abgetragen, Steine werden entfernt und am Wegrand dekorativ aufgeschichtet. Die Steine nutze er, um Stoamandl mit dem Bagger aufzuschichten, erklärt er uns. Und wer den Trail fährt, wird dies bestätigen können. Nachdem die Trasse und die Anliegerkurven mit dem Bagger vorbereitet sind, werden diese fein per Hand nachgearbeitet. Anschließend wird aufgesandet, also Sand auf die Strecke aufgebracht, verteilt und verdichtet. Die Sandschicht ist dabei relativ dünn und dazu da, den Untergrund zu verfestigen und Wasser besser abfließen zu lassen. So wird die Strecke allwettertauglich, so Schneider.

Im Frühjahr 2017 wird sie nun offiziell eröffnet. Mit einer durchgehenden Linie ohne größere Schwierigkeiten, dafür mit viel Uphill Flow. Mit roten und schwarzen Passagen für technisch versiertere Fahrer und natürlich mit einer großen Auswahl an Downhill-Strecken, die anschließend wieder zum Einstieg ins Tal führen.
Dann können alle ausprobieren, ob der Uphill Flow als Trail funktioniert. Doch Diddie Schneider, Claus Fleischer und Stefan Schlie sind sich nach dem Befahren schon sicher, dieser Uphill Flow Trail wird nicht der Letzte sein. Es werden zahlreiche andere folgen und Mountainbiken weiter im Breitensport und im Bewusstsein von Aktivurlaubern verankern.

Informationen

Streckenlänge: 4km
Höhenmeter: 250 hm
Schwierigkeit: blau bis schwarz (je nach Varianten)

Eröffnung im Frühjahr 2017
www.mtbzone.net

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