Schmerzfrei Biken – Überlegungen mit SQ-Lab

Text Lucas Arnhold Bild Andreas Meyer, Specialized, SQlab, Nathan Hughes
Firmenportrait

Das perfekte Cockpit?

Gibt es den perfekten Sattel oder Lenker? Sicherlich gibt es auf diese Frage keine endgültige Antwort. Zu viele Faktoren hängen von ihr ab wie zum Beispiel persönliche Vorlieben, Einsatzbereich oder der vorhandene Geldbeutel. Das Wohlbefinden sollte trotz dessen ein wichtiger Faktor beim Kauf von diesen „Kontaktstellen“ mit dem Bike sein. Das Zauberwort lautet Ergonomie und ist derzeit in aller Munde. Was nützt es uns, wenn der Sattel exklusiv ist, leicht ist, steif ist und womöglich gerade zur Farbgebung des Bikes stimmig ist, wenn er uns rein Körperbedingt nicht passt. Womöglich sogar Schmerzen verursacht. Die Firma SQlab forscht bereits seit 2001 an Ergonomisch abgestimmten Produkten.

 
 

Seit Mai 2017 ist man mit dem neuen 3OX Lenker dem perfekten Cockpit einen Schritt näher. Entwickelt wurde er von Mountainbike Urgestein Tibor Simai. Der Chefproduktentwickler hat seine Wurzeln in der Gravity Szene, der 3OX soll dich dort behaupten und wurde für Tibor damit zur Herzensangelegenheit. Auf Basis der schon bestehenden Erfahrungen werte wurde ein konkurrenzfähiger Lenker konstruiert. Er ist leicht und wird allen Anforderungsprofilen in punkto Stabilität gerecht.

"Vom Grunde her ist der Mensch nicht zum Rad fahren gemacht. Die Körperhaltung auf dem Bike wirkt eigentlich unserer vollen Leistungsfähigkeit entgegen."

Auf den ersten Blick ist der große Backsweep erkennbar. Dieser beschreibt die Biegung des Lenkers nach hinten. Dieser liegt bei herkömmlichen Lenker bei durchschnittlich 8 Grad. Die Taufkirchener von SQlab sind der Meinung das 8° nicht genügen. Ihre Meinung deckt sich mit der vieler Sportmediziner. Die Hintergründe sind recht einleuchtend. Bei einem Backsweep von 8° werden die Handgelenke überstreckt, je nach Körpergröße sogar abgeknickt. In Folge dessen blockiert der Karpaltunnel, das hat zum Resultat, dass Daumen, Zeige und Mittelfinder an Blutunterversorgung leiden. Recht simple auf den Punkt gebracht. Die Hände „schlafen ein“. Um dieser Fehlstellung vorzubeugen setzt SQlab bei der 30X Serie auf einen 12 bzw. 16 Grad Backsweep. Laut Tibor Simai eignen sich die 16° für Biker, die gerne lange Allmountain- oder großzügige Endurotouren fahren. Der 12° Backsweep sollen perfekt für den ambitionierten Gravity Biker sein.

Der neue 611 Ergowave ltd. Tibor Simai und der 30X von SQ Lab.

Zu einem ergonomisch geformten Lenker gehört passende Griffe. Auch dafür hat SQlab etwas in seinem Produktportfolio. Der 711 MX Griff ist nahezu Rund und hat laut den Herstellern damit die perfekte Form für Mountainbiker. Lediglich an den beiden Außenseiten ist er etwas breiter als ein herkömmlicher Griff. Dieser größere Umfang an den äußeren Enden hilft den Druck auf den Ulnarnerv weg zu nehmen. Dieser regelt mitunter die Blutversorgung im Ring und kleinen Finger. Die kombination aus Griff und Lenker entlastet damit die komplette Hand.

"Gibt es den perfekten Sattel oder Lenker? Sicherlich gibt es auf diese Frage keine endgültige Antwort."

Vom Grunde her ist der Mensch nicht zum Rad fahren gemacht. Die Körperhaltung auf dem Bike wirkt eigentlich unserer vollen Leistungsfähigkeit entgegen. Wir sind zum gehen und laufen geschaffen, hier sind alle für Leistung notwendigen Gliedmaßen und Organe in perfekter Position. Alleine die Lunge wird beim Radfahren, wenn auch nur marginal, gequetscht und wir damit gehemmt. Außerdem schafft die aufrechte Haltung seit jeher eine geradlinige Beckenstellung, die Bewegung durch gehen versorgt alle Notwendigen apparate mit Nährstoffen. Die „starre“ Position auf dem Sattel ist weniger Sinnvoll für den menschlichen Körper.
Wie wir erkennen geht es bei Ergonomischen Produkten um eben jene Komponenten die eine verbindung zwischen Sportgerät und Sportler schaffen. Lenker, Griffe, Sattel. Zentrale Stellen in diesem Konzept.
Um dieser starren Sitzposition entgegen zu wirken wurde bei SQlab die Active Technologie entwickeln. Dies ist ein kleines Elastomer an der Rückseite des Sattels. Dadurch bewegt sich dieser beim Pedalieren hin und her und simuliert somit die natürliche Bewegung des Beckens, die es beim Gehen hätte. Hinzu kommt eine kleine Erhebung an der Rückseite des Sattels diese entlastet die Druckspitzen auf den Genitalbereich und sorgt für ein angenehmes Sitzen.

Tibor und sein neue Lenker in Action.

Letztlich sollte jeder selbst herausfinden welche Produkte zu einem passen. Das Wohlbefinden auf dem Bike zu fördern ist ein wirtschaftlicher, ein natürlicher und ein innovativer Prozess der Weiterentwicklung unserer Möglichkeiten. Was Sinn macht und nicht gilt es individuell zu eruieren. Ich könnte mir gut vorstellen das wir uns in einigen Jahren fragen wieso jemals rein auf Leichtigkeit getrimmte Carbonsättel gefertigt wurden und welche sinnfreie Daseinsberechtigung diese Produkte hatten? Genauso wie wir uns bereits heute Fragen wie ein „Tour de France Pelletau“ jemals komplett ohne Helm unterwegs sein konnte oder Downhiller mit 100 mm Federweg.

"Ein Allerheilmittel gegen Schmerzen gibt es nicht. Mit ergonomischen Produkten aber durchaus geebnete Wege diese zu lindern oder gar nicht erst entstehen zu lassen."
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