Tobias Woggon – MTB Botschafter

Interview Norman Bielig Portrait Andreas Meyer Bild Greber & Nathan Hughes
Interview

Vom Reisen leben

Tobias Woggon dürfte den meisten Mountainbikern ein Begriff sein, wenn nicht der Name, so doch seine Bilder. Seit sieben Jahren reist er hauptberuflich um die Welt, produziert und erlebt Geschichten. Seit eben diesen sieben Jahren kenne ich Tobi auch schon. Wir lernten uns bei der Ausbildung zum DIMB Trailscout in Latsch kennen. Er blutjung und im ersten hauptberuflichen Bikejahr, ich ähnlich blutjung, Student und damals noch der Meinung, dass ein Rohloff Hardtail das ideale Material für anspruchsvolles Gelände ist. Seit der Zeit hat sich viel verändert, Tobi guidet kaum noch und ich fahre kein Hardtail mehr, naja, zumindest nicht mehr mit Rohloff, ab und an dafür mit Motor.

Es war Zeit, sich mal wieder länger zusammenzusetzen und zu schauen, was sich in den letzten Jahren getan hat.

 
 

Tobi gut gelaunt bei uns in der Redaktion.

world of mtb: Hey Tobi, schön dass du da bist. Wie geht es dir?

Tobi Woggon: (begeistert) I am living the dream. Nein, es geht mir gut, eigentlich sollte ich jetzt seit zwei Wochen daheim sein, bin aber mal wieder mehr unterwegs als eigentlich gedacht.

world of mtb: Freut mich, dass du dir die Zeit genommen hast. Stell dich doch bitte kurz vor.

Tobi Woggon: Ich bin 27 Jahre alt, seit sieben Jahren MTB-Profi. Bin die ersten beiden Saison Enduro World Series gefahren. Dann habe ich mich aber zurückgezogen und mache nun wieder mehr Reisen. Ich beobachte das Ganze natürlich schon immer noch, aber ich bin auch froh, wieder mein eigenes Ding machen zu können.

world of mtb: Seit sieben Jahren bist du Profi, sagst du. Wie hat es angefangen?

Tobi Woggon: Ich habe meine Ausbildung als Landschaftsgärtner fertiggemacht, saß aber zu dieser Zeit schon meist nur auf dem Bike. Mit dem Abschluss habe ich mich selbstständig gemacht und sitze seitdem primär auf dem Rad.

Er liebt es zu reisen und doch kehrt er immer wieder auch nach Lenzerheide zurück, quasi ein Fixpunkt.

world of mtb: Zu Beginn hast du aber vor allem noch geguidet?

Tobi Woggon: Genau, zu Beginn viel für Bikeride. Ich wollte dann meine eigene Mountainbike-Reisefirma aufziehen. Was deshalb nicht zustande gekommen ist, weil der Anteil an Reisen und Produktionen immer mehr wurde, sodass die Zeit für ein Reiseunternehmen eigentlich zu knapp wurde. Aber ich bin auch sehr glücklich, wie es jetzt ist. Seitdem durfte ich schon viel sehen.

world of mtb: Möchtest du auch nicht mehr zurück zum Guiding?

Tobi Woggon: Generell finde ich das schon spannend. Ich genieße deshalb auch die Wochen auf La Palma. Da kann ich den Leuten einfach mein Gefühl von Mountainbiken vermitteln. Gerne würde ich Leute zu Plätzen führen, die ich genieße, aber zeitlich wird das einfach zu knapp.

world of mtb: Und der Übergang in den Rennsport?

Tobi Woggon: Der kam eher fließend. Diese Veränderungen ziehen sich auch durch mein Leben. Ich achte da schon darauf, eine beständige Veränderung zu haben, damit keine Langeweile aufkommt.

world of mtb: Wie lief es in der EWS?

Tobi Woggon: Am Schluss schaffte ich es auf Platz 42. Damit war ich zweitschnellster Deutscher hinter Max Schumann. Max ist im Rennen einfach immer minimal schneller als ich. Abseits des Rennens ist das meistens nicht so, ich bin da einfach nicht so der Rennfahrer.

world of mtb: Das ist interessant. Ich habe das Gefühl, dass man oft jemanden hat, der fast immer gleichauf fährt. Habe da einen Freiburger, mit dem ich bei Enduro-Rennen immer um ca. eine Sekunde auseinanderliege. Wir haben das erst letztes Jahr in Frankreich wieder gehabt, und da haben wir uns erst im Ziel getroffen.

Tobi Woggon: Ich glaube, Max war in dem Jahr 39er in der EWS. Also wirklich ganz knapp, über ein Jahr gesehen. Schon faszinierend.

world of mtb: Die Reisen zu den Rennen sind nicht günstig und Podiumschancen hattest du realistischerweise ja auch nicht. Wie hast du die Finanzierung für die Rennen aufgestellt?

Tobi Woggon: Die Rennen waren eigentlich immer mit einem Projekt verbunden. Das heißt, wir hatten in dem Jahr mit BMC das Trailfox vorgestellt und auch eine Videoserie über die Rennen produziert, in denen die Trailcrew vorgestellt wurde, die mit den Prototypen unterwegs war. Bis hin zum Product Launch bei der EWS in Whistler. Ich habe das Projekt komplett geplant und umgesetzt. So konnte ich es mir erlauben, bei den Rennen teilzunehmen und bin auf diese Weise etwas in die Rennszene hineingerutscht. Der klassische Rennbackground fehlt mir ja.

world of mtb: Sind diese Projektbudgets dann auch so angelegt, dass du dir ein Gehalt davon zahlen kannst?

Tobi Woggon: Das ist eher gerade so auf kostendeckend ausgelegt.

world of mtb: Wie funktioniert dann deine grundsätzliche Finanzierung?

Tobi Woggon: Ich habe von den meisten Firmen, mit denen ich zusammenarbeite, ein Grundbudget, und für solche außergewöhnlichen Projekte kommt dann ein Zusatzbudget hinzu. Bei dem Trailfoxprojekt war es beispielsweise so, dass ich auch mit vor Ort sein musste für die Videodrehs, da die Profis meistens mit Training und Rennvorbereitung beschäftigt waren und ich dann für die Produktion vor der Kamera stand.

world of mtb: Das heißt, EWS ist dahin gehend schon harter, klassischer Rennsport? Ich habe von Max auch gehört, dass Canyon mittlerweile mit drei Mechanikern auf den Rennen unterwegs ist.

Tobi Woggon: Das ist für mich auch der Grund, mich aus dem Rennsport zurückzuziehen. Denn eigentlich musst du dich ganz auf diese sieben bis acht Rennen konzentrieren, und das ist kaum vereinbar mit dem, den ich zusätzlich noch mache. In den Jahren, in denen ich EWS gefahren bin, kamen die ganzen Reiseprojekte noch obendrauf. Da war ich im Sommer drei Monate am Stück unterwegs.

world of mtb: Und am Ende der Saison dann ausgebrannt und Freude auf daheim?

Tobi Woggon: Im Normalfall verbringe ich den Winter auf La Palma: selber Rad fahren, Füße hochlegen, auch Rennrad fahren und ab und an Leute guiden.

world of mtb: Also doch auch etwas arbeiten.

Tobi Woggon: Ja, ganz ohne funktioniert es nicht. Im Dezember versuche ich oft weniger zu fahren, aber irgendwie habe ich dann doch zu viel Lust darauf.

world of mtb: Ich mache das mittlerweile schon so, dass ich einen Monat das Bike ganz in den Keller stelle. Ich bekomme dann auch einfach wieder mehr Lust darauf. Aber gerade am Ende der Saison freu ich mich auch schon unglaublich auf Schnee.

Tobi Woggon: Ich hatte mal eine Zeit vor drei, vier Jahren, da bin ich, immer wenn ich zu Hause war, überhaupt nicht gefahren. Damals hatte ich wirklich die Schnauze voll, aber mittlerweile habe ich das Level irgendwie raus, jeden Tag Lust zu haben. Das finde ich wichtig, dieses Level als Profi auszupendeln.

world of mtb: Hast du da ein spezielles Rezept für dich gefunden?

Tobi Woggon: Für mich war es schon immer so, dass nicht der Schnellste auf dem Trail gewinnt, sondern derjenige, der den längsten Weg zurücklegt. Einfach kreativ fahren, Sprünge sehen und mitnehmen. Das ist für mich auch ganz wichtig. Als Rennfahrer verändert sich der Fahrstil einfach, da muss man sich dazu zwingen, einen kreativen Fahrstil beizubehalten.

world of mtb: Das ist durchaus ein spannender Punkt. Gerade richtig gute Rennfahrer fahren oftmals optisch nicht wirklich spannend. Jerome Clementz beispielsweise ist ein unglaublicher Biker, aber in Videos reißt er mich einfach nicht mit. Du oder Max könnt, im Gegensatz dazu, auf Kommando fotogene Dinge machen.

Tobi Woggon: Ich bin auch schon mit sehr vielen Leuten gefahren und es gibt einfach wenige, die mich wirklich inspirieren. Da bleiben nur zwei, einmal Wade Simmons und dann Yoan Barelli. Beide fahren sehr unterschiedlich, aber einfach beeindruckend.

world of mtb: Was macht Wade Simmons so besonders für dich?

Tobi Woggon: Der ist keine 20 mehr, aber hat einfach jeden Tag richtig viel Lust auf Radfahren, spielt rum und das inspiriert mich. Yoann Barelli hat einfach einen völlig verrückten Fahrstil. Er fährt keine Kurven, sondern springt direkt in sie hinein. Ich war letztes Jahr zweimal mit ihm unterwegs und habe das Gefühl, dass sich mein Fahren dadurch verändert hat.

world of mtb: Es ist immer wieder spannend, mit Leuten zu fahren, die weit über dem eigenen Level sind. Vor zwei Jahren war ich mit Nico Lau unterwegs. Das hat noch halbwegs auf der Geraden funktioniert, aber sobald eine Kurve kommt, ist der einfach weg. Ich finde es unheimlich spannend, wie er Kurven fährt, bevor sie eigentlich kommen, und schon wieder da beschleunigt, wo andere noch den Richtungswechsel einleiten. Ich habe vor zwei Jahren dann auch in Ligurien durch Zufall Danny Harts Mechaniker geguidet, der meinte, dass Lau mit Hart auf einer DH-Strecke gefahren war und Hart anschließend sagte, er hatte keine Chance, schneller als Lau zu sein. Das zeigt schon, wie hoch das Niveau in der EWS auch gerade ist.

Tobi Woggon: Das sieht man meines Erachtens bei Max (Schumann) gerade. Ein unglaublich guter und talentierter Fahrer, aber ihm fehlt aktuell auch noch das letzte Quäntchen, um ganz vorne mitzufahren.

world of mtb: Ich glaube, dies ist auch ein Grund dafür, warum sich aktuell die meisten deutschen Fahrer aus der EWS zurückgezogen haben und in Deutschland und Europa aktiv sind. Die Sponsoren sehen dann wahrscheinlich doch lieber eine Podiumsplatzierung.

Tobi Woggon: Wobei ich dort auch das Problem sehe, dass die Rennen irgendwie anscheinend noch nicht so richtig gut sind. Treuchtlingen ist das Einzige, von dem ich Positives gehört habe. Da scheint man aktuell keine wirkliche Richtung zu haben.

world of mtb: Das ist sicher ein Problem. Einerseits schimpfen natürlich viele, verändern aber auch nichts. Und in Treuchtlingen steht eben ein aktiver Verein, der viel voranbringt. Andererseits fahren dann viele Fahrer die Enduro Tour in Frankreich, wenn sie nicht zwingend in Deutschland an den Start gehen müssen, da die Rennen einfach besser sind. Und das Terrain ist ja eigentlich dasselbe. Die Rennen sind spaßig, aber dennoch weniger gefährlich. Dadurch, dass mitten durch den Wald für einen Tag eine Strecke mit vielen Kurven gelegt werden kann, erreicht man keine extrem hohen Endgeschwindigkeiten.

Tobi Woggon: Es ist tatsächlich etwas schade, dass es noch nicht ganz klappt. Die EWS hat da aber auch ihre Probleme. Schottland letztes Jahr war super und Chile sicherlich eines der besten Rennen, bei denen ich am Start war. Aber dann fingen sie an, die Rennen immer härter zu machen, fast, als ob sie die Leute brechen wollten. Aus Neuseeland habe ich beispielsweise von fast keinem gehört, dass es ein schönes Rennen war, sondern man war eher froh, es überlebt zu haben. Generell wurde ja Enduro als Mitmachsport etabliert, aber wenn selbst Profis die Transferzeiten kaum schaffen, geht es doch auch irgendwie am Fahrer vorbei.

world of mtb: „Vorbeigehen“ ist ein gutes Stichwort, bezogen auf EWS. Ich habe da immer noch das Gefühl, dass die Serie vor allem von Firmen für ihr eigenes Marketing ausgetragen wird. Der Bilderoutput kann gut verwendet werden, aber es gibt kaum Zuschauer. Und bis auf Pinkbike mit Matt Wragg schafft es auch niemand, es medial wirklich gut abzubilden. Sind dort wirklich Zuschauer vor Ort?

Tobi Woggon: Das frage ich mich auch. Bin da immer etwas unschlüssig, worin der Nutzen einer solchen Serie besteht. Dann schau ich mir eine Serie wie die TrailTrophy an und bin einfach begeistert. Das macht unheimlich viel Spaß. Drei Tage Mitmachevent für jeden.

world of mtb: Ich finde auch mittlerweile, dass so ein ideales Event aussieht: gemeinsam Radfahren, abends Bier trinken und vor allem die Region auch wirklich kennenlernen. Bei einer Serie mit vielen gesponserten Fahrern erübrigt sich das ja für die Veranstalter. Ich bin auch gespannt, wie die Entwicklung weitergeht. Die TrailTrophy ist dieses Jahr auch noch mal größer geworden, mittlerweile sehe ich sie eher als deutsches Pendant zur Cannondale Enduro Tour.

Tobi Woggon: Enduro muss sich einfach noch finden, und das möglichst schnell, denn sonst ist die Aufmerksamkeit und die Luft einfach raus. Ohne Liveübertragungen ist das schwierig und durch den Einsatz von Full-Face-Helmen werden dann doch wieder 80 Prozent der Leute abgeschreckt.

world of mtb: Kommen wir zu dir zurück. Die Abwechslung beim Reisen reicht dir aktuell?

Tobi Woggon: Das hat sich auch verändert. Früher wurde ich eingeladen und heute organisiere ich alles selber. Mache mir Gedanken zur Reise, recherchiere alles, organisiere Fotografen und Fahrer. Anschließend kommt dann noch die Vermarktung, da ist von allem etwas dabei.

world of mtb: Hat sich die Vermarktung in den letzten Jahren verändert?

Tobi Woggon: Ich glaube, es hat sich kaum verändert. Es ist eher so, dass es nicht wirklich viele Leute gibt, die guten Content produzieren. Um wirklich ohne Minus aus einer solchen Geschichte herauszukommen, muss man schon viel arbeiten.

world of mtb: Wie oft muss du beispielsweise eine Geschichte wie „Isle of Skye“ aus unserer letzten Ausgabe verkaufen, bis es sich rechnet?

Tobi Woggon: Das ist schwierig zu sagen. Wir versuchen, da schon im Vorhinein mit Firmen und Regionen eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, das nimmt auch einfach etwas Druck. Ein Plus ist es aber eigentlich nie.

world of mtb: Kannst du mittlerweile ein neues Projekt angehen und dir mit deinem aktuellen Netzwerk sicher sein, dass die Finanzierung klappt?

Tobi Woggon: Es ist jedes Mal ein Kampf. Das größte Problem ist sicherlich, dass viele Fotografen ihre Arbeit umsonst anbieten. Aber gute Arbeit kostet nun einmal Geld. Viele Medien sind dann auch so verwöhnt, dass sie einfach kein Geld mehr für qualitativ hochwertige Geschichten bezahlen wollen. Da stellt sich mir die Frage: warum? Denn jeder, der gute Arbeit leistet, sollte dafür auch bezahlt werden. Deshalb ist es jedes Mal wieder ein hohes Risiko, in das ich mit einigen Tausend Euro einsteige und hoffe, dass es funktioniert.

world of mtb: Gibt es dann überhaupt noch Reisen, die du für dich machst, ohne Projekthintergrund?

Tobi Woggon: (lacht) Gibt es. Von denen erzähle ich nur nicht.

world of mtb: Bist du für diese Projekte dann länger unterwegs, um zu erkunden und Leute kennenzulernen, oder sind das auch aus Kostengründen eher sehr kurz gehaltene Trips?

Tobi Woggon: Gerade bei der Schottlandgeschichte waren wir zwei Wochen unterwegs, davor war ich aber auch schon zwei- bis dreimal längere Zeit in Schottland zum Auskundschaften. Gerade auch wegen der Kosten ist es wichtig, sich vorher schon entsprechend auszukennen. Ich glaube, dass es auch einfach wichtig ist, inspirierend und gleichzeitig äußerst informativ zu arbeiten. Die Leute wollen dann dort ja auch gerne hin, und das möchte ich damit unterstützen.

world of mtb: Nach welchen Kriterien suchst du dir deine Reisepartner aus?

Tobi Woggon: Ich versuche, da vor allem zu variieren. Und natürlich nehme ich mir Leute mit, auf die ich Lust habe. Wie jetzt Yoann Barelli in der Schweiz.

world of mtb: Gab es auch schon schlechte Erfahrungen?

Tobi Woggon: Es gab schon schlechte Erfahrungen, aber glücklicherweise mit Leuten, die ich dann nicht mitgenommen habe.

world of mtb: Was war das Skurrilste, was du bisher auf einer Reise erlebt hast?

Tobi Woggon: Das war in Vietnam. Am Infopoint haben wir versucht, einen Guide zu bekommen, der uns Wege zeigt. Der Rezeptionist sagte uns dann, dass man definitiv nicht Radfahren könne. Er hat sich davon auch nicht abbringen lassen, ist einfach wortlos gegangen und hat sich ins Café gesetzt.

world of mtb: Und wie war das Fahren dann?

Tobi Woggon: Gut. Es ging. Verrückterweise.

world of mtb: Kann man überall auf der Welt biken?

Tobi Woggon: Fast, wir waren vor ein paar Jahren mal in Montenegro und da konnte man nicht Rad fahren. Wir haben danach gesucht, aber es gab einfach keine Wege. Die Leute laufen dort sehr viel, haben viele Tiere, aber das Gras ist so hart, dass sich dort keine Wege einlaufen. Das hat mich schon fasziniert.

world of mtb: Was ist dieses Jahr nach Irland und Schottland noch geplant?

Tobi Woggon: USA zum WorldCup, vorher in New York selber Urlaub machen und im Herbst für ein bis zwei Monate in der Lenzerheide.

world of mtb: Du hast ja eine recht enge Verbindung zur Lenzerheide. Was steckt dahinter?

Tobi Woggon: Mit der Lenzerheide arbeite ich schon seit fünf, sechs Jahren zusammen. Damals hatten sie eine Bikestrecke und einen Lift. Seitdem habe ich sie unterstützt, zu einem der besten Bikegebiete Europas zu werden.

world of mtb: Was war dabei genau deine Aufgabe?

Tobi Woggon: Ich habe verschiedene Events organisiert, wie den Fotoworkshop Lensescape. Dabei habe ich geschaut, wie man die Lenzerheide entsprechend positionieren kann und welche Aussage man am besten darüber macht.

world of mtb: Und für was steht Lenzerheide?

Tobi Woggon: Es ist kein hässliches Skigebiet, wie oftmals in Frankreich. Es ist ein wunderschönes Bergdorf, in dem es gute Trails und Lifte gibt. Durch die Verbindung mit Arosa kann man nun noch mehr ausgedehnte Tagestouren unternehmen und viel Spaß haben.

world of mtb: Wie macht sich der Wechselkurs bemerkbar?

Tobi Woggon: Man merkt es, aber so schlimm ist es nicht. Es gibt aktuell ein Konzept, das heißt „Ride, sleep, ride“. Man kommt an, bekommt für den Ankunftstag einen Liftpass, übernachtet und für den Abreisetag bekommt man wieder einen. Somit wird eine Übernachtung mit 100 Franken incl. zwei Tage Liftticket schon wieder preislich spannend.

world of mtb: Wen spricht Lenzerheide als Bikegebiet an?

Tobi Woggon: Im Grunde jeden. Touren- und Trailfahrer ebenso wie Parkfahrer. Die WorldCup Strecke wurde mit Steve Peat entwickelt. Es gibt eine Flow Line, auf der anderen Seite dann natürliche Trails.

world of mtb: Was ist weltweit dein Lieblingsgebiet?

Tobi Woggon: Klar die Northshore in Vancouver. Die Trails sind richtig gut und nach einem Unfall vor drei Jahren gibt es dort kaum noch große und gefährliche Sachen. Außerdem hat man die Chance, von Wade Simmons geguidet zu werden.

world of mtb: Wie findest du Europa im Vergleich?

Tobi Woggon: Das Problem ist, finde ich, dass jede Region anfängt, Trails zu bauen. Das Mountainbiken, mit dem wir groß geworden sind, geht vielleicht verloren. Ich meine damit natürliche Wege, in denen man sich kreativ bewegen muss, in denen Linienwahl eine Rolle spielt und die man sich auch mal erarbeiten muss. In Latsch sieht man das gerade gut. Ich kann die Gründe verstehen, aber das Trailfahren, das ich liebe, geht mir da verloren.

world of mtb: Du meinst den Abenteuercharakter.

Tobi Woggon: Genau.

world of mtb: Ich bin mir auch nicht sicher wo es da hingehen wird. Es soll immer sicherer werden, alles soll flowig sein, aber anscheinend möchten sich wenige auch mal Schlüsselstellen erarbeiten.

Tobi Woggon: Für viele ist das wahrscheinlich auch gut so, aber irgendwie ist das nicht mein Weg.

world of mtb: Wir hatten es zu Beginn schon einmal angesprochen. Ein sicherlich nicht unbedeutender Anteil deines Geldes kommt von Sponsoren. Wie siehst du die Zusammenarbeit und was ist deine Aufgabe dabei?

Tobi Woggon: Meine Aufgabe fängt da an, wo das normale Marketing aufhört. Ich versuche, kreative Sachen anzugehen, die die Marke voranbringt. Gerade kleine Marken können da Hilfe gebrauchen.

world of mtb: In der aktuellen Kolumne schreibt Fransen ja sehr kritisch zu dem aktuell sehr breiten Sponsoring. Für Firmen kann das ja nicht gut sein, wenn möglichst viele Leute auf breiter Ebene ihre Produkte präsentieren. Das ist ja eher wie billige Reklame vor zwanzig Jahren und keine kreative Imagearbeit.

Tobi Woggon: Ich kann das schon auch verstehen. Die Leute freuen sich ja, wenn sie etwas günstiger bekommen. Aber entweder richtig oder gar nicht. Lieber die Sachen kaufen, dann ist man auch niemandem etwas schuldig. Ein Sponsoring ist einfach auch ein Job. Für mich macht es dieses breite Sponsoring auch nicht einfacher, denn das ist natürlich Budget, das bei mir dann fehlt für Projekte.

world of mtb: Woran liegt diese aktuell breite Streuung?

Tobi Woggon: Gute Frage, irgendwie glauben gerade anscheinend viele Mountainbiker, Profi sein zu müssen.

world of mtb: Gibt es bei deinen Sponsoren klare Markenbilder oder erarbeitest du diese für sie?

Tobi Woggon: Das kommt stark auf die Firma an. Bei einigen gibt es Kommunikationsrichtlinien, aber den meisten nehmen wir gerade diese Arbeit ab. Bei vielen Firmen mangelt es klar an Man Power.

world of mtb: Was machst du dann aktuell für Ibis?

Tobi Woggon: Ich versuche gerade viel Sichtbarkeit für die Marke zu erarbeiten. Schließlich hat diese schon eine sehr lange Tradition. Ich versuche auch, neue Kundenevents zu entwickeln.

world of mtb: Zum Beispiel?

Tobi Woggon: Das Problem ist, dass die Räder gerade ausverkauft sind und wir keine Testbikes da haben. Jetzt hat erst einmal in Wiesbaden der Concept Store eröffnet, ich glaube, da entwickelt sich langsam etwas.

world of mtb: Mal zu deiner weiteren Entwicklung. Max hat erzählt, dass du wieder vermehrt fotografieren möchtest. Was hat es damit auf sich?

Tobi Woggon: Durch die zwei Jahre Rennen weiß ich, dass du dich als Rennfahrer eigentlich komplett auf die Rennen konzentrieren musst und für die Arbeit darum kaum Platz ist. Ich möchte Max unterstützen und ein Teil seiner Medienarbeit übernehmen. Für mich ist Max einer der besten deutschen Fahrer und es mangelt ihm nicht an Talent, sondern eher an Zeit.

world of mtb: Ich habe das Gefühl, dass er vor allem viel Bock auf Radfahren hat und sich wahrscheinlich schwer tut, Regenerationszeiten einzuhalten ...

Tobi Woggon: Das wird auf jeden Fall besser. Ich bin da sehr zuversichtlich. Jetzt ist für mich auch einfach die Zeit, mal wieder hinter der Kamera zu stehen, da freu ich mich drauf.

world of mtb: Wer inspiriert dich diesbezüglich?

Tobi Woggon: Vor allem die Arbeiten von Philipp Ruopp und Matt Wragg gefallen mir gut. Das ist auch eine gute Mischung.

world of mtb: Matt Wragg ist sicherlich auch ein gutes Beispiel dafür, wie viel der Blick des Fotografen ausmacht.

Tobi Woggon: Auf jeden Fall, es ist auch spannend zu sehen, wie er mit seinem Material umgeht. Da lohnt es sich nicht, das teuerste Equipment zu haben. Und Philipp macht teilweise einfach nur fünf Bilder am Tag, aber das sind dann Bilder, die perfekt sind. Alles andere braucht man dann auch nicht.

world of mtb: Das ist ein guter Punkt, den wir auch mit dem Magazin versuchen umzusetzen. Eine sehr exakte und dezidierte Auswahl. Wird es dann auch wieder Lensescape geben?

Tobi Woggon: Da arbeite ich gerade dran, wir haben nun zwei Jahre pausiert und gerade in Foren tummeln sich mittlerweile doch viele sehr talentierte Fotografen. Es wird ein spannendes Jahr.

nach oben