5 Dinge, die wir von der schottischen MTB-Konferenz gelernt haben

Text & Bild Norman Bielig
Geschichten

Was wir gelernt haben

Seit einigen Jahren schon schauen wir fast schon neidisch und auch etwas ungläubig in Richtung Schottland. Die 7stanes wurden entwickelt, hervorragende Trailcenter, die zahlreiche Menschen zum Mountainbiken brachten. Ein hochkarätiger World Cup, offene und innovative Kooperationen und zahlreiche kleine Firmen finden sich hier in einem dünn besiedelten Land mit gerade einmal fünf Millionen Einwohner. Wir sind bei der schottischen MTB-Konferenz und lernen.

 
 

1. Vernetzung

Der sicherlich wichtigste Punkt ist die Vernetzung, die hier geschafft wurde. Forst, Jagd, Tourismus, Regionalentwicklung, MTB-Szene, Sport- und Gesundheitsentwicklung arbeiten hier gewinnbringend zusammen. Es wurde geschafft Vorurteile hintanzustellen und zu einer offenen, ergebisorientierten Kommunikation zu kommen.

2. Organisation

Es wurde geschafft eine Organisationsform zu finden, die sich der Vernetzung annimmt. Mit Developing Mountainbiking in Scotland und dem Mountainbike Centre of Scotland arbeiten zwei Organisationen zusammen, die sowohl Vernetzungen anregen, als auch Entwicklungen bündeln und organisieren. Diese Organisationen werden von der Regierung finanziert und sind in Universitäten eingebettet.

3. Innovationen

Gerade die Einbettung in ein universitäres Umfeld fördert Innovationen. Im deutschsprachigen Raum sind wir aktuell sehr konservativ in Bezug auf Entwicklungen. Destinationen wollen die bestehende MTB-Szene als Gäste, fragen aber nicht danach wie das Gästepotenzial vergrößern könnten. Die Industrie fragt nicht danach, wie mehr Menschen auf Mountainbikes gebracht werden könnten und damit ihre Zielgruppe steigen. Ein gutes Beispiel sind dafür die Kommunikationsmaßnahmen im E-MTB-Bereich, die sich fast ausschließlich an eine bestehende MTB-Szene richtet, nicht an Menschen, denen Mountainbiken bisland nicht niedrigschwellig genug war. In Schottland ging es im ersten Moment nicht um Wertschöpfung, sondern um Gesundheit und Breitensport. Der Forst war konfrontiert mit illegalen Trails und anstatt Energie in Verbote und Zerstörungen zu stecken wurden Angebote geschaffen. Ebenso werden kleine, innovative Start-Ups gefördert in ihrer Arbeit und in ihren Ideen unterstützt, auch wenn diese nicht immer erfolgreich ist.

4. Niedrigschwellige Angebote

Es wurden stadtnahe, niedrigschwellige Angebote in Form von Pumptracks und Trailcentern eingerichtet. Hier können Menschen einen Einstieg zum Mountainbiken finden, denen Naturtrails in der Einsamkeit der Highlands kaum zugänglich waren, ob aus technischer Sicht oder einfach nur psychisch. Kinder und Familien wurden zum Mountainbiken angehalten. So wurden die Menschen zu Mountainbikern und auf technischeres Gelände vorbereitet. Nun wurde in der neuen Strategie darauf eingegangen, dass die Entwicklung und Erhaltung naturnaher Trails Vorrang hat. Die Infrastruktur wurde also von unten aufgebaut, ebenso wie die Mountainbiker. So treffen vorbereitete Nutzer auf eine entsprechende Infrastruktur, wohingegen in Deutschland und vor allem in den Alpen der Weg von oben gegangen wird. Die dort bestehende und sich entwickelnde Infrastruktur spricht aktive und technisch vesierte MTB-Szene an.

5. Eigenverantwortung

Ein Punkt, der einem überall auf dem Weg, in den Schutzhütten und auch Diskussionen hier auf der Konferenz entgegenspringt ist die Eigenverantwortung des Nutzers. Da sagt der Forst nicht, dass gewisse Wege nicht fahrbar sind, nicht gefahren werden dürfen, sondern dass man sich als Nutzer selbst fragen muss ob das eigene Handeln nachhaltig ist. Ebenso die Nutzung der Schutzhütten und der Great Outdoors. Auch wenn ein britisches Gericht die Eigenverantwortung in Bezug auf Fahrtechnikkurse etwas ad absurdum geführt hat, so ist es weiterhin das maßgebliche Prinzip schottischer Outdoorkultur.

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