Für meine Freundin Franzi, die leider zu Hause bleiben muss, schreibe ich ein Tagebuch. Ein Freund meinte einmal, Entfernung nährt Liebe. Mittlerweile bin ich überzeugt davon. Täglich schreibe ich ein paar Seiten, um ihr meine Erlebnisse zu schildern. Glaubt mir, fast jede Woche hat das Potenzial, ein Buch zu füllen. Nur die Müdigkeit nach einem zufriedenen Tag im Sattel begrenzt die Länge der Berichte. Damit hier nicht das dickste world of mtb-Heft aller Zeiten entsteht, möchte ich euch nur einen kurzen Ausschnitt wiedergeben.
Tagebuch für Daheimgebliebene
Abenteur in Südamerika
Jede Möglichkeit den Abgasen und Hupkonzerten der Asphaltstraßen zu entfliehen wird genutzt.
Am höchsten Berg Mexikos
5.30 Uhr klingelt der Wecker. Draußen beginnt die blaue Stunde. Wir bleiben in unseren Schlafsäcken liegen, während wir das am Vorabend eingeweichte Müsli löffeln. Am Abend sind wir zur Hütte aufgestiegen. Wir befinden uns auf der "Fausto Gonzales Gormar"-Biwakhütte auf 4.660 m. Drinnen ist es so kalt wie draußen. Wir ziehen alles drüber, was wir eingepackt haben. Am Vortag sind wir in Atzitzintla angekommen. Im kleinen Örtchen gibt es ein Hotel; wir sind die einzigen Gäste. Oft kommen überhaupt keine Besucher. Der Bruder der Wirtin hat eine Bar; dort hängen die Steigeisen und Eispickel des Vaters, liebevoll vor einer mexikanischen Flagge arrangiert. Dieser war vor vielen Jahren Bergführer am Pico di Orizaba, dessen indigener Name Citlalteptl lautet, und mit 5.702,69 m der höchste Berg Mexikos ist. Zwar haben wir einiges Material dabei, doch die nötige Kletterausrüstung für Gletschertouren war dann doch zu viel. Also fragen wir uns im beschaulichen Dörfchen am Fuße des eindrucksvollen Vulkangipfels durch, ob wir entsprechende Ausrüstung leihen können. Bereitwillig bietet man uns die antiken Kletterutensilien an, die wohl seit einigen Jahren kein Sonnenlicht mehr gesehen haben. Mit Spanngurten, Draht und Bindfaden werden sie auf den neuesten Stand gebracht.
Trotz guten Ausdauertrainings fällt uns der Aufstieg mit jedem Höhenmeter schwerer. Mit der improvisierten Ausrüstung lässt sich die 35°-Südostflanke des Gipfels super erklimmen. Vom Biwak zum Gipfel benötigen wir fast vier Stunden. Oben angekommen, schauen wir glücklich und überwältigt über das weite Umland. Am Horizont sieht man den Popocatepetl, der in diesem Moment gerade ärgerlich eine riesige Staubwolke aus seinem Vulkanschlund spuckt. Krass! In der anderen Richtung sieht man den Golf von Mexiko. Unter uns die Wolken. So wie Männer und alte Freunde ihre Freude halt ausdrücken, klatschen wir uns am Gipfelkreuz ab – bzw. am Blechhaufen, der einmal mehrere Kreuze waren. Eine kleine Umarmung, ein Gipfelkopfstand – ein Auftrag meiner Freundin für jedes Highlight der Reise – und schon düsen wir zurück ins Tal.
Sportlich geht es zu bei der Prozession zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe in Guatemala.
Die Schutzhütte auf 4.600m am Pico de Orizaba, dem höchsten Berg Mexikos bietet kaum Schutz vor der Kälte und noch weniger vor unruhigen Gästen.
Masterplan?
Wir wollen weiter. Ruhelosigkeit; vielleicht kann man es auch Rastlosigkeit nennen, Neugierde oder Abenteuerlust – wir empfinden vor allem Freiheit. Niemand nimmt uns Entscheidungen ab. Wir alleine beschließen, wohin das nächste Abenteuer führt, wie schnell wir unterwegs sind, welche Route wir einschlagen werden. Zufall – oder nennt es Schicksal – ist das Einzige, was uns vom Masterplan abbringen kann. Doch das gehört wiederum zum Abenteurer dazu. Treiben lassen zu einem bestimmten Ziel. Neuhochdeutsch nennt man es wohl Adventure Biking. Egal wie man es nennt – Reiserad fahren bedeutet Freiheit. Und die suchen wir.
Ralf ist viel rumgekommen mit dem Reiserad. Von Leipzig nach Singapur, nach Marokko oder mal eben in die Alpen – sein Ziel ist es, möglichst unabhängig und mit geringstem Budget zu reisen. Mir geht es ähnlich. Viele Reisen haben wir gemeinsam unternommen. Es gibt unserer Meinung nach keine bessere Möglichkeit, ein Land kennenzulernen, an die Menschen heranzukommen und die Natur sowie die landestypische Eigenheiten zu erleben. Aktuell sind wir in Zentralamerika unterwegs. Ralf hat seine Reise in Alaska begonnen. Bereits 14.000 Kilometer hat er in den Beinen als wir uns in Mexiko City treffen. Bis Kolumbien werde ich ihn begleiten.
Viele negative Gerüchte hört man über Lateinamerika. Auch das kann man als Abenteur bezeichnen: Herauszufinden, dass es definitiv eine Reise wert ist, diese Gerüchte zu widerlegen. Vielleicht trägt dazu auch die Art des Verkehrsmittels bei. Das Bike hilft uns, auf Augenhöhe mit der Bevölkerung zu sein. Egal, ob Mexiko, Guatemala, El Salvador oder Honduras – wir treffen überall nette, offene Menschen.
St. Cristóbal verlassen wir wie üblich mit der aufgehenden Sonne. Der 12.12. ist offenbar der Höhepunkt der sportlichen Prozessionen zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe. Schon morgens um vier Uhr laute Böller, Kirchenglocken und Tinitus verursachende Hupkonzerte der festlich verhunzten Fahrzeuge. Vor oder hinter dem hupenden Begleitfahrzeug laufen meist ein oder mehrere Läufer mit einer Fackel, die wie bei einem Staffellauf weitergereicht wird. Religion ist eine ernste Sache. Spaß haben dem Eindruck nach die wenigsten Teilnehmer. Mit ernster Miene geht es nach St. Cristóbal. Der Lärm ebbt erst ab, als wir wieder auf kleine, abgelegene Holperstrecken abzweigen.
Es mag an der mentalen Anspannung gelegen haben; gerüchteweise an den unbarmherzig brachialen Kräften, die Ralf in zwei Tagen Pause durch sagenhaft riesige Mengen Essen gesammelt hat, oder schlichtweg an Zeit, Korrosion und 5.0000 Kilometern in Wind und Wetter ... und dem fehlenden Drehmomentgefühl in den Fingern – jedenfalls rupft er sich den halben Lenker mitsamt des Hirschgeweihs ab. Die Empörung über das Versagen dieses überaus wertvollen Stückes Ingenieurskunst für 23 Euro Fuffzig legt sich schon nach kurzer Zeit. Als wir für umgerechnet 1,50 Euro schon im nächsten Ort einen neuen bekommen, ist die Welt wieder in Ordnung ... und von einer Kundenkritik beim Hersteller wird abgesehen.
Schon am Abend ziehen mehr und mehr Wolken auf; in der Nacht beginnt der Regen. Leider haben wir wie üblich nur das Innenzelt aufgebaut. Schlaftrunken werfen wir das Außenzelt über das natürlich nicht wasserabweisende Innenzelt und schlafen weiter. Gnädigerweise lässt uns der Wettergott noch im Trockenen unser Müsli löffeln, bevor es richtig zu gießen beginnt. Zum ersten Mal zahlt es sich aus, die Regenklamotten mit durch die Weltgeschichte gefahren zu haben. Leider ist damit unser Tagesplan hinfällig, an den trotz grauen Regenwetters azurblau leuchtenden Lagunas de Montebello einen kurzen Badestopp einzulegen. Spätherbstliche Temperaturen lassen uns schon beim Gedanken, nackig am Ufer herum zu hüpfen, schaudern. Also lieber noch ein bissel weiter Fahrrad fahren. Das hält warm!
Der Popocatepetl, kurz Popo genannt, macht mit Eruptionen und einer ständigen Rauchfahne auf sich aufmerksam.
"Wir alleine beschließen, wohin das nächste Abenteuer führt, wie schnell wir unterwegs sind, welche Route wir einschlagen werden."
Seitenwechsel
Ausreisestempel auf mexikanischer Seite, eine steile Rampe mit 20 % Steigung bis zur Grenze, in der Baracke der Zollbehörde von Gracias de Dios den Einreisestempel abgeholt – fertig: Wir sind in Guatemala. Eine raue Brise bläst uns entgegen. Die Anstiege werden länger. Wir tauchen in die Wolken ein. Nebel umschließt schlichtweg alles. Die Sicht beträgt kaum mehr als 15 m. Der Asphalt endet abrupt in einer steilen glitschigen Schotterpassage. Vor uns versuchen mehrere Leute, einen Pick-up mit Steinen zu beladen, um Traktion auf die Antriebsachse zu bekommen. Vergeblich, bei dem nassen, schlammig-schmierigen Untergrund. Wir ziehen souverän vorbei. Später überholt uns die arme, bis ans Limit gequälte Maschine laut brüllend und verschwindet wie ein Schatten wieder im dichten Nebel. Überhaupt hören wir überall Geräusche ... krächzende Vögel, grunzende Schweine, glucksende Puten und gackernde Hühner; das Schmatzen der Reifen im Schlamm. Wir fahren durch ein Dorf; man erkennt nur Umrisse von Gebäuden und Menschen. Gespenstische Stimmung, Hitchcock lässt grüßen. Glücklicherweise finden wir hinter dem Dorf einen guten Zeltplatz. Am nächsten Morgen strahlt die Sonne. Unser Camp war perfekt in einem Taltrichter versteckt. Nach einer kurzen Abfahrt gelangen wir in ein wundervoll gelegenes Dorf. Regenwald und tiefgrüne Hänge umgeben das Tal. Regentropfen hängen wie Perlen an Blättern und in rot oder gelb leuchtenden Blüten. Leider auch am allgegenwärtigen Müll am Straßenrand. Doch selbst das kann der malerischen Stimmung kaum etwas von ihrem Charme nehmen. Die langsam steigende Sonne lässt Dunst von den Häusern aufsteigen. Sie sind farbenfroh gestrichen und wirken für die ärmlichen Verhältnisse aufwendig verziert. Die Maya-Kultur scheint hier noch etwas tiefer verwurzelt zu sein, als wir es später im Rest von Guatemala erleben werden. Vor allem die Frauen tragen die typische, traditionelle Bekleidung aus bunt gewebten Stoffen. Das Bild ist malerisch, der Anstieg hinter dem Dorf dagegen ein schlechter Scherz. Die Motorbremse der entgegenkommenden Fahrzeuge brüllt. Im Schneckentempo kriechen andere den Hang hinauf. Nicht zu fassen, dass sie das überhaupt schaffen. Auch wir sind im kleinsten Gang und winden uns Meter für Meter in Schlangenlinien nach oben. 1.700 Höhenmeter beträgt der Anstieg durch die dicht bewachsenen Hänge bis auf über 3.200 m. Irgendwann dominieren mehr und mehr lichte Pinienwälder die Landschaft. Bis auf den letzten schmalen Grat und den steilsten Abhang ist die Landschaft von Menschen gestaltet: Maisfelder, Gemüseanbau, Forstwirtschaft. Die Leute schauen verdutzt, wenn sie uns sehen, grüßen verhalten freundlich und wollen natürlich wissen, wohin wir fahren und woher wir kommen. Oft werden wir für Gringos gehalten, was eine eher abwertende Bezeichnung für Amerikaner ist. Sobald wir uns als Alemannen vorstellen, wird die Stimmung meist wohlwollender. Das passiert in ganz Zentralamerika. Obwohl der US-amerikanische Einfluss überall zu spüren ist, steht man den Gringos nicht besonders wertschätzend gegenüber.
Durch die Gassen von Xela, der zweitgrößten Stadt Guatemalas, geht es nun zu dritt Richtung Lago Atitlan.
Fastfood mit Charme.
"Meist skeptisch, aber nie unfreundlich werden wir Exoten zur Kenntnis genommen."
Markttag
Kalt weht der Wind auf dieser Höhe. In San Marco Ixtatán beginnt es zu regnen. Richtig zu regnen…! Und hört die kommenden zwei Tage nicht mehr auf. Wir entscheiden uns, ein Zimmer im Ort zu nehmen. Der folgende Anstieg beträgt nochmals weit über 1.000 Höhenmeter. Bei dem Wetter und der bereits fortgeschrittenen Stunde wäre es totaler Quatsch, weiterzufahren. Wir können uns die Zeit gut vertreiben: Markt besuchen, leckeres Obst und Gemüse kaufen, kochen und genießen. ;) Die Locals wundern sich über unsere Erscheinung.
Lautes Hupen, aufgeregtes Rufen, Motorenlärm – um fünf Uhr ist im Hochland bereits Markt. Menschen kommen von überall aus der Umgebung mit den knallbunten "Chicken Buses" an. Die gehören zum alltäglichen Bild in Guatemala. Gnadenlos überladen und vollgestopft mit Menschen, Tieren und allem Möglichen, was von A nach B gebracht werden muss, sind diese alten Mercedes- oder US-Schulbusse; das Hauptverkehrsmittel des Landes. Das Busterminal befindet sich unter unserem Hotelzimmer. Das laute Spritzen und Klatschen beim Durchfahren der riesigen Pfützen verheißt nichts Gutes... In Regenkleidung erklimmen wir den nächsten Berg, rollen zum Glück auf Asphalt ins Tal nach Soloma und bleiben, wiederum durchnässt und fröstelnd, in der interessanten Kleinstadt. 3.400 m hoch liegt der Pass am kommenden Tag, der nach Huehuetenango führt. Wieder nur eine halbe Etappe ... frustrierend ... doch nur kurz ... Denn es gibt einen tollen Markt mit leckerem Streetfood wie Atol – einem typischen, heißen Maisgetränk – gebackenen Bananen und leckerem Obst ;) Am nächsten Morgen Sonne! Olé! Wir sehen etwas von der beeindruckenden Landschaft ... Lichte Kiefernwälder, im Sonnenlicht golden leuchtende Haferfelder, den seit jeher von den Maya als heilige Pflanze verehrten Mais, riesige Agaven ... bevor es in einen endlosen Downhill nach Huehuetenango hinabgeht.
Die Ruinen von Zaculeu lassen wir links liegen. In den späten 40er Jahren hat man versucht, diese mit Beton wiederherzustellen und sie dabei ordentlich verhunzt. Das Eintrittsgeld erscheint uns unangemessen, weshalb wir es vorziehen, durchs Hochland weiter Richtung Tajamulco, dem höchsten Berg Zentralamerikas, zu fahren. Auf dem Weg gelangen wir auf dem harten Weg zur Überzeugung, dass es wohl kein Land mit steileren Straßen gibt! Doch keine noch so steile Rampe kann uns zurückhalten. Der Vulkan Tajamulco (4.220 m) erwartet uns und hat noch ganz andere Steigungen zu bieten. Nebenbei geraten wir noch in ein Profiradrennen und lassen uns von der jubelnden Menge an der Strecke mitfeiern.
Kontakt zu den hilfsbereiten Locals ist schnell hergestellt und Ralf (links) hat sich seit seinem Start der Reise in Alaska auch farblich gut angepasst.
Gerüchte testen
Wir haben das Gerücht gehört, man könne bis zum Gipfel des Tajamulco mit dem Bike aufsteigen. Also probieren wir es! Eine alte Kopfsteinpflasterstraße führt bis auf 3.500 m. Danach wird schnell klar, dass uns die Räder auf dieser Route nur hinderlich sein werden. Wir verstecken sie gut und klettern querfeldein zum Gipfel. Leider ist es relativ wolkig. Trotzdem bieten sich tolle Blicke, unter anderem auf den Vulkan Santa Maria, nahe Quetzaltenango. Schöner Berg ... nächstes Ziel! Beim Abstieg entdecken wir die Route ins Dorf Tajamulco, die von den geführten Gruppen genommen wird. Den hätte man sicher gut mit dem Mountainbike hinabfahren können – ein toller Trail! Leider die falsche Richtung und ungeeignetes Material dabei. Müll und Unrat versaut etwas das sonst so idyllische Bild der offiziellen Hauptroute. Wir sind froh, die zwar anstrengendere, dafür aber unverfälschtere Route genommen zu haben.
Nur eine halbe Tagesetappe später erreichen wir Quetzaltenango, das umgangssprachlich nur Xela genannt wird. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist ein Provinznest, was überhaupt nicht abwertend gemeint ist! Unser Freund Kimme wird hier zu uns stoßen. Leider befindet er sich noch auf einer Bus-Odyssee von Cancún über Belize und Guatemala City hierher. Wir nutzen die Gelegenheit für etwas Regeneration, nach acht Tagen im Sattel, und besteigen natürlich noch den Vulkan Santa Maria (3.772 m). Von nun an werden Ralf, Kimme und ich als Dreierteam bis Kolumbien weiterreisen. Bereits vor zwei Jahren haben wir zusammen eine super Zeit verbracht, als wir gemeinsam von Lima (Peru) nach La Paz (Bolivien) geradelt sind. Unterwegs hatten wir damals noch so einige Downhill-Tage eingelegt und unter anderem die Inka Avalanche im Urubambatal und zahlreiche spektakuläre Trails um La Paz kennengelernt. Die Reise habe ich schließlich noch allein mit einer kompletten Andenüberquerung vom Pazifik über das Alto Plano ins Amazonastiefland beendet. Doch das war ein anderes Abenteuer.
Oftmals treffen wir den ganzen Tag keine zehn Autos, die auf staubigen Pisten an uns vorbei ziehen.
Farbenfrohe guatamalische Häuser im gefühlt steilsten Land der Welt.
Hilfsbereite Einheimische trifft man an jeder Ecke.
Material:
Das Bike
Das ist eine Philosophie für sich. So eigen wie jeder Reiseradler, so auch seine Materialvorlieben. Das Credo sollte in jedem Fall lauten: Haltbarkeit, Verlässlichkeit und Stabilität zählen mehr als niedriges Gewicht! Wer etwas Improvisationstalent und technisches Verständnis besitzt, kann sich sicher in misslichen Lagen noch irgendwie behelfen und mit Unterstützung vom lokalen Bike-Mechaniker notwendige Reparaturen vornehmen. Bike-Abenteurer mit weniger technischem Geschick sollten von vornherein schon auf wartungsarmes und verlässliches Material setzen. Je weniger Schnickschnack am Rad verbaut wird, desto weniger kann kaputt gehen. Insbesondere elektronische Spielereien sind den harten Umwelteinflüssen oft nicht lang gewachsen. Spezialisierte Bike-Hersteller bieten da super Lösungen an.
Wie wir das sehen:
Ralf: Spezielles Reiserad auf Basis eines einfachen Mtb. Der Rahmen ist aus Stahl. Einfache Cantilever Bremsen sind wartungsarm und können selbst im einfachsten Fahrradladen noch getauscht werden. Die Schaltung? Natürlich Rohloff Nabenschaltung mit 14 Gängen. Die ist einfach zu warten und unter Reiseradlern weltweit als besonders verlässlich bekannt.
Die Ausstattung sollte simpel sein, das Bike unauffällig. Fest montiertes Licht ist unnötig. Ein Headlight hat man sowieso dabei! Als Rücklicht reicht ein kleines batteriebetriebenes. Im Dunkeln fährt man ohnehin höchst selten. Stabile Gepäckträger sollten insgesamt vier Packtaschen und eine zusätzliche Tasche auf dem hinteren Träger aufnehmen.
Holger: Ich möchte nicht für jede Gelegenheit ein separates Bike im Keller stehen haben. An meinem 26er Stahl-Hardtail habe ich Front- und Hinterradgepäckträger montiert. Das ermöglicht mir sogar, mit wenigen Handgriffen während der Reise ein "normales" Mtb zu nutzen. Als Bremse kommt eine einfache Deore Scheibenbremse zum Einsatz. Die ist verlässlich und, falls etwas kaputt geht, einfach zu reparieren. Die Schaltung ist eine 3x9 (X9) von SRAM: seit sieben Jahren ohne Probleme am Bike. Die Federgabel mit Stahlfeder ist mit geringem Wartungsaufwand ein echtes Sorglospaket.
Die Packtaschen
Gibt es eigentlich noch etwas anderes als Ortlieb? Die Front- und Backroller sind robust, wasserdicht, leicht einzustellen und rasch am Rad bzw. wieder runter.
Als zusätzliche Packtasche kann man die Rackpacks bis Größe M auf dem hinteren Gepäckträger mit den Backrollern koppeln. So finden Zelt, ein Rucksack und zusätzliche Utensilien ebenfalls einen trockenen bzw. staubfreien Platz. Mit einem Spanngurt gesichert, bleibt selbst auf den holprigsten Pisten alles an seinem Platz.
Die Reiseküche
Wir schwören auf Benzinkocher. Mit Gaskochern ist man in der Regel schnell aufgeschmissen. Benzin für den Primus-Kocher von Optimus findet man selbst im entlegensten Dorf, im abgeschiedensten Hochland oder mitten im Dschungel noch. Die Benzinkocher sind nicht günstig, aber absolut verlässlich und robust. Der Sprit ist verglichen mit Gas sehr billig.
Die Beleuchtung
Am Abend benötigt man ein Headlight. Um beim Wildcampieren weniger aufzufallen, vor allem aber, um weniger attraktiv auf Insekten zu wirken, sollte es unbedingt eine Rotlicht-Funktion haben. Vorinstalliertes Licht am Bike halten wir für unnötig. Der Nabendynamo und die Lichtanlage sind unnötiges Gewicht und wartungsanfällig. Für den seltenen Fall einer Nachtfahrt reicht das Headlight.
Das Zelt
Wasserdicht sollte es sein, im Dunkeln intuitiv aufbaubar und wenig auffällig. Ein getrenntes Innen- und Außenzelt sind sinnvoll bei Regen. Bei großer Hitze schläft es sich im Innenzelt allein, das als Mückenschutz dient, am angenehmsten.