Andi Wittman im Interview

Text Norman Bielig Bild Martin Erd/Haibike
Geschichten

Zurück aufs Bike dank Unterstützung - Im Gespräch mit Andi Wittmann

Andi Wittmann kennen wir vor allem vom Nine Knights. Von großen Sprüngen, von Stunts und jeder Menge Style. Doch seit einem halben Jahr geistern vor allem Bilder von ihm auf dem E-Bike durch die Social Media-Kanäle. Und das Erstaunliche daran ist nicht die Unterstützung, die er sich geholt hat, sondern, dass er überhaupt wieder auf einem Bike sitzt nach seinem folgenschweren Unfall. Was damals passiert ist, wie er sein E-Bike nutzt und was er in Zukunft vorhat, verrät er uns im Gespräch.

Aus der Ausgabe 12.16

 
 

world of mtb: Stell dich doch bitte kurz vor.

Andi Wittmann: Servus, ich bin der Andi und seit zehn Jahren Profi-Mountainbiker. Lange bin ich Slopestyle Contest gefahren, habe mich dann mehr und mehr auf Medienprojekte wie meine FRAMED Videos und das Suzuki Nine Knights Event konzentriert. August 2015 hatte ich einen schweren Bike-Unfall und mir dabei beide Füße kompliziert gebrochen, was einiges verändert hat in meinem Leben. Aktuell kämpfe ich mich so weit wie möglich zurück ins Sportlerleben.

world of mtb: Du hast deine komplizierte Verletzung gerade angesprochen. Was ist da genau passiert und welche Auswirkungen hatte der Unfall?

Andi Wittmann: Am 1. August 2015 bin ich bei einer Show zu weit gesprungen. Es passierte bei einem routinierten Testsprung, ich war etwas zu schnell und hatte noch dazu Rückenwind. Ich flog aus fünf Metern Höhe Füße voran auf eine flache Teerstraße und brach mir beide Füße sehr kompliziert. Erst hieß es, dass ich nie wieder richtig gehen geschweige denn professionell biken könnte, was natürlich im ersten Moment mega schlimm für mich war. Ich habe vier Monate im Rollstuhl verbracht, zwei Monate auf Krücken und habe eine sehr intensive Zeit erlebt. Es war nicht nur negativ, ganz und gar nicht, ich lernte alle Dinge anders schätzen und vor allem, mich über fundamentale Sachen viel mehr zu freuen, worüber ich echt dankbar bin!

world of mtb: Was hat das beruflich gemacht, sind Sponsoren weggefallen, Preisgelder?

Andi Wittmann: Ja, ich hatte mein ganzes Leben ziemlich reseted. Sponsoren waren ziemlich alle weg, ich bin privat umgezogen, hab mein Umfeld knallhart aufgeräumt und neu sortiert. Ich hatte viel Zeit, um nachzudenken.

world of mtb: Was hat dich dazu bewogen, neben Guido Tschugg jetzt als E-Bike-Botschafter für Haibike zu fungieren?

Andi Wittmann: Im Frühjahr 2016 hatte ich Markus Greber gefragt, ob er mir nicht ein E-MTB leihen könnte, da ich es ausprobieren wollte und meine Beine zu schwach waren, ohne E-Unterstützung auf einen Berg zu radeln. Ich brauchte das für meine Psyche, wieder auf einem Berggipfel zu stehen. Es hatte tatsächlich funktioniert und machte mega viel Spaß! Grundsätzlich war ich immer ein Feind von E-Bikes, fragte mich in meinem Trainingseifer immer, warum gesunde Menschen mit den Dingern bergauf fahren, hehe. Aber jetzt unterstützt es mich tatsächlich vor allem auf den Trails, da es viel ruhiger liegt und meine Füße viel weniger Schläge absorbieren müssen.

world of mtb: Was fasziniert dich am E-Biken?

Andi Wittmann: Es erweitert meine Horizonte! Ich kann überall hin, rauf, runter, lerne neue Wege kennen, komme an Plätze, wo ich sonst nie hingeradelt wäre. Es macht mega Spaß, da die Haibike Räder trotz des Gewichts echt noch wendig und auch agil bei kleinen Sprüngen sind. Und ja, ich kann damit fahren, auch länger bergab, mit wenig Belastung für meine Füße!

world of mtb: Immer werden Gefahren angesprochen, überfüllte Trails, Unfälle, kein Sport mehr. Was erwiderst du da?

Andi Wittmann: Gefahren lauern überall in unserem Leben, egal wo, und ich denke, das ist die Entwicklung und der Lauf der Zeit. Früher gab es auch keine Skifahrer in den Bergen, jetzt ist es zum Massentourismus geworden. Klar, ob das gut ist, ist eine andere Frage. Aber ich denke, es gehört zur Entwicklung der Menschheit, und für mich überwiegen die positiven Faktoren auf alle Fälle. Jedem das Seine und wer seine Ruhe haben will – in den Bergen findet man sicher noch genug Plätze, wo der 08/15-Tourist nicht hinfährt.

"Ich brauche das für meine Psyche, wieder auf einem Berggipfel zu stehen"

world of mtb: Welches Potenzial siehst du fürs E-Biken und seine allgemeinen Auswirkungen?

Andi Wittmann: Welches Potenzial siehst du fürs E-Biken und seine allgemeinen Auswirkungen? Die Entwicklung geht so rasch voran, und ich sehe sehr viel Potenzial. Aktuell ist es, denke ich, der Anfang, die Bikes werden immer besser, die E-Antriebe und Akkus leichter und kleiner. Ganz wichtig ist mir, dass die Infrastruktur in den Bergen und auch im Flachland nicht hinterherhinkt, weil genau dadurch Gefahrenherde entstehen. Wir sind mit www.balzamico.at schwer motiviert, Pläne für die Sicherheit der Biker zu erstellen, jeder braucht seinen eigenen Platz, sonst gibts hier mit Sicherheit unnötig Ärger in Zukunft.

world of mtb: Wird E-Biken auch im Wettkampfbereich Einzug halten?

Andi Wittmann: Ich hoffe es ehrlich gesagt nicht. Für mich ist das E-Bike kein Wettkampfgerät, sondern eine neue Sportart und eher eine Adventure- und Spaßgeschichte.

world of mtb: Wie waren die Reaktionen auf deinen Wechsel?

Andi Wittmann: Die, die meine Geschichte kennen, haben mega positiv reagiert und sich für mich gefreut. Der Rest ist mir eigentlich egal, aber klar kamen da teilweise auch negative Stimmen. Aber sollen sie nur reden, ich glaube, jeder, der so ein E-Bike mal probiert, hat ein Grinsen im Gesicht!

world of mtb: Was sind deine Ziele in den nächsten Jahren im Bikebereich?

Andi Wittmann: Ich will definitiv auch wieder auf dem normalen Freeride/Enduro-Bike Spaß haben und vor allem wieder richtig fit werden, längere Touren fahren, schöne Plätze mit dem Bike erkunden und auch natürlich weiterhin mit dem E-Bike Spaß haben!

world of mtb: Du magst schnelle Autos, schnelles Biken, Hand aufs Herz, wie schnell fährt dein E-Bike?

Andi Wittmann: 25 km/h, kein Witz, hehe.

world of mtb: Du bist auch im Trailbau mit Balzamico aktiv. Was machst du da aktuell und was gibt es für Projekte?

Andi Wittmann: Richtig, wie oben schon geschrieben, ist aktuell die Infrastruktur für Biker mega wichtig. Mit Andi Brewi und Hubert Leibl planen und konzeptionieren wir Bike-Infrastruktur und betreuen den Bau. Wer also Bedarf hat, schaut vorbei auf www.balzamico.at

world of mtb: Schaut ihr euch auch in Richtung E-Biken um?

Andi Wittmann: Auf jeden Fall, gerade im Bereich Trailcenter und in Gebieten ohne Skiliften geht der Trend in Richtung E-Bike-Verleih usw. – sehr interessant.

world of mtb: Lieblingsmusik beim Biken?

Andi Wittmann: Alles mögliche, twenty one pilots – Ride ist Wahnsinn gerade.

world of mtb: Lieblingsspot?

Andi Wittmann: Zum Genussbiken, was ich gerade ja sehr viel mache, ist die Schweiz der Wahnsinn – Grindelwald und St. Moritz.

world of mtb: Bester Bikemoment?

Andi Wittmann: E-Bike: als ich nach acht Monaten wieder zum ersten Mal auf einem Gipfel stand und die Aussicht genossen hab. Mit dem normalen Bike definitiv nach wie vor der Highest Air beim Suzuki Nine Knights 2013.

world of mtb: Inspirierendster Biker?

Andi Wittmann: Timo Pritzel. Er ist nach wie vor so fit auf seinem Bike und hat auch viele Verletzungen mitgemacht – mega Respekt

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