Mountainbike Tourismuskongress 2016 – „Wir sind es wert“

Text Norman Bielig Bild Thomas Englberger / Andreas Meyer
Event

2. Deutscher MTB-Tourismuskongress
in Bad Wildbad

Was macht man als Chefredakteur gemeinsam mit den Kollegen aus dem Verlag und einer befreundeten Agentur als Leipzig, wenn man zu viel Zeit hat? Klar, man gründet einen Branchenverband und bietet in Form eines Kongresses und einer Tagung Input, Wissenstransfer und Vernetzung für die nachhaltige Gestaltung des MTB-Tourismus in Deutschland.

 
 

Mountainbike Tourismuskongress

Die Guidingtagung und der zweite deutsche Mountainbike Tourismuskongress gingen Anfang Juni in Bad Wildbad in die zweite Runde. 150 Vertreter aus Tourismus, Politik, Verwaltung, Guiding, Verbänden und Vereinen kamen zum Kongress, knapp 50 Teilnehmer zur Guidingtagung. Unter dem Motto „Wir sind es WERT“ wurde mit dem Guide ein Szenevertreter in den Mittelpunkt gestellt, dessen Wert mit den Zahlen der Anbieterstudie deutlich gehoben wurde. Jan Zander von Trailtech, den viele sicherlich von seinen Videos kennen, erzählte den Teilnehmern von seinem Engagement zu Wegeregelungen im Harzer Nationalpark und seiner Verbundenheit zu seiner Heimatregion. Sam Morris, selber aktiver Guide in Frankreich und Gründer der EO-MTBiNG (European Organization of MTB Instructor-Guides) erzählte vom Vorhaben eine europäische Lizens zu etablieren, um die Arbeitsfreizügigkeit innerhalb Europas zu gewährleisten. Vor allem aber auch um einheitliche Qualitätsstandars zu etablieren und eine Professionalisierung der Branche zu fördern.

Mountainbike Guides beruflich vergleichbar mit Bergführern

Der MTB-Guide soll ein beruflicher Stand ähnlich dem Bergführer werden, so seine Vision. Am Nachmittag hatten die Ausbildungsverbände die Möglichkeit diese Vision und deren Umsetzbarkeit mit ihm zu diskutieren. Der Weg schaut aktuell vielversprechend aus, neben der Schweiz und Frankreich sind Slowenien und Polen bereits beigetreten.Die Guidingtagung und der zweite deutsche Mountainbike Tourismuskongress gingen Anfang Juni in Bad Wildbad in die zweite Runde. 150 Vertreter aus Tourismus, Politik, Verwaltung, Guiding, Verbänden und Vereinen kamen zum Kongress, knapp 50 Teilnehmer zur Guidingtagung. Unter dem Motto „Wir sind es WERT“ wurde mit dem Guide ein Szenevertreter in den Mittelpunkt gestellt, dessen Wert mit den Zahlen der Anbieterstudie deutlich gehoben wurde. Jan Zander von Trailtech, den viele sicherlich von seinen Videos kennen, erzählte den Teilnehmern von seinem Engagement zu Wegeregelungen im Harzer Nationalpark und seiner Verbundenheit zu seiner Heimatregion.

Das Vorhaben einer europäischen Lizenz

Sam Morris, selber aktiver Guide in Frankreich und Gründer der EO-MTBiNG (European Organization of MTB Instructor-Guides) erzählte vom Vorhaben eine europäische Lizenz zu etablieren, um die Arbeitsfreizügigkeit innerhalb Europas zu gewährleisten. Vor allem aber auch um einheitliche Qualitätsstandars zu etablieren und eine Professionalisierung der Branche zu fördern. Der MTB-Guide soll ein beruflicher Stand ähnlich dem Bergführer werden, so seine Vision. Am Nachmittag hatten die Ausbildungsverbände die Möglichkeit diese Vision und deren Umsetzbarkeit mit ihm zu diskutieren. Der Weg schaut aktuell vielversprechend aus, neben der Schweiz und Frankreich sind Slowenien und Polen bereits beigetreten.

Mathias Marschner (DIMB), Tilman Sobek (MTD) und Sam Morris (EO-MTBiNG) im Gespräch.

Vertrauen zurückgewinnen

Spannend für die Praxis könnte das Projekt zur Wegeklassifizierung werden. Regionen, wie Guidinganbieter, aber auch Buchautoren greifen aktuell auf sehr unterschiedliche und meist eigene Wegeklassifizierungen zurück. Die Singletrail-Skala wird als Orientierung oft verwendet, doch gerade im Bereich S0-S2 mangelt es für viele an Feinabstufung. Ziel ist es hier gemeinsam mit den Verbänden und in Absprache mit Regionen, Buchautoren, Reiseunternehmen und Kartenanbietern eine Wegeklassifizierung zu erarbeiten die wieder Vertrauen in die Ausschreibungen herstellt. Zur Guidingtagung, wie auch zum Kongress wurde das Thema mit den Teilnehmern heiß diskutiert und man verrannte sich bereits in Details. Die Notwendigkeit wurde von beinahe allen Seiten bestätigt, ebenso die Zusage der Mitarbeit und anschließenden Umsetzung. Wenn alles gut läuft können wir uns also in einem Jahr über authentische Tourenbeschreibungen und vielleicht auch mtb-spezifischeres Kartenmaterial.

Niedrigschwellige Angebote oder nennen wir es einfach Trailcenter

Besonders spannend Tomas Kvasnickas Vortrag zu Singltrek pod Smrkem und der Bedeutung einsteigerfreundlicher Trailnetzwerke. Er schaffte es die Teilnehmer mit seiner Herangehensweise an nachhaltigen Trailbau und freien Zugang zu Wald mitzureissen. In Nove Mesto pod Smrkem hat er ein umfangreiches Trailcenter eingerichtet, dass den Balanceakt zwischen naturnahem Weg und Einstiegsfreundlichkeit schafft. Selbst Kinder können auf die Trailrunden mitgehen, aber auch fortgeschrittene Mountainbiker kommen ganz auf ihre Kosten, wie ich mich im Herbst vergangenen Jahres selbst überzeugen konnte. Selten hat mich ein Wegenetz so beeindruckt, denn man konnte sehen wie dieses einsteigerfreundliche Wegenetz eine breite Masse an Menschen fürs Mountainbiken begeistert.

Tomas Kvasnicka (Singltrek) referierte über nachhaltigen Trailbau und das Potenzial frei zugänglicher Trailparks.

Und was machen wir in der Stadt?

Darum ging es auch Kai Siebdrath von Velosolutions, der über urbane Bikeanlagen, dabei vor allem Pumptracks und deren positive Auswirkungen referierte. Zahlreiche Beispiele aus der Schweiz zeigen den positiven sozialen Einfluss auf Gesundheit, Beweglichkeit, aber auch die Wiederbelebung und Aufwertung von Stadtteilen. Auch hier werden Menschen an den MTB-Sport herangeführt, die vorher wenig Berührungspunkte hatten. Dabei werden sie in ihrer Motorik und Fahrtechnik geschult und haben einen Platz zum aktiven Austausch. Begeistern uns doch immer wieder die Bilder aus der Schweiz mit Kindern, Familien, aber eben auch aktiven Bikern, Scooterfahrern und Skatern an einem Platz.

Sowohl bei den Trailcentern nach Tomas´ Vorbild, wie bei den Pumptracks sind wir gespannt auf die Entwicklungen der nächsten Zeit.

Kai Siebdrath (Velosolutions) über urbane Bikeangebote und deren Potenzial.

Austausch, Herausforderungen und Perspektiven

Im Austausch untereinander wurde klar, dass viele Tourismusverantwortliche an irgendeiner Stelle in den Umsetzungen hängen, da eine der involvierten Interessensgruppen blockiert. Schön ist, dass die Herausforderungen sich zwar ähneln, aber im gegenseitigen Netzwerk Lösungsvarianten ausgetauscht werden konnten. Die Herausforderung der nächsten Zeit wird es sein den Wert von MTB-Tourismus und auch MTB an sich messbar zu machen. So können, wie Peter Unterberg, in seinem Vortrag zeigte, Nutzerkonflikte, wie in diesem Fall in Zürich am Uetliberg, rasch entschärft werden. Aus unserer Mountainbikersicht ist klar geworden, dass sehr viele, sehr engagierte Menschen in Deutschland am Thema MTB-Tourismus arbeiten. Es tut sich viel und wir hoffen gemeinsam einen weiteren Impuls zu stärkerer Professionalisierung und Einbindung der Mountainbiker gesetzt zu haben.

Mehr Infos unter:
www.mountainbike-tourismusforum.de

Die Teilnehmer des 2. deutschen Mountainbike Tourismuskongresses.

nach oben