Interbike 2016 Las Vegas

Text & Bild Hans Scherf
Event

Interbike 2016

Und wieder einmal steht der Herbst vor der Tür und wieder einmal befinden wir uns in Las Vegas zur größten Bikemesse auf nordamerikanischen Boden, der Interbike in Sincity Las Vegas.

 
 

Und wieder einmal steht der Herbst vor der Tür und wieder einmal befinden wir uns in Las Vegas zur größten Bikemesse auf nordamerikanischen Boden, der Interbike in Sincity Las Vegas.

Als Erstes schauten wir uns für ein auf der Outdoor Demo in der Wüstenstadt Bolder City um und mussten feststellen, das sich zwar die Außentemperatur gegenüber letztem Jahr kaum verändert hat und das Thermometer mal wieder über 40° im Schatten anzeigt. Ansonsten ist die Outdoor Demo gegenüber den vergangenen Jahren um gut ein Drittel geschrumpft und wir fanden dort nur die üblichen Verdächtigen vor, über die wir auch bereits letztes Jahr berichtet hatten. Der einzige wirkliche Neuling hier auf der Outdoor war die Firma Renovo, die mit ihren Bikes aus Holz gefertigt für Aufsehen gesorgt hat. Bei diesen Bikes handelt es sich nicht um eine Spielerei eines Tüftlers, sondern um wirkliche hochwertige und konkurrenzfähige Bikes. Wir werden in dem Artikel später noch detaillierter darüber berichten.

Nachdem wir die Outdoor ohne Sonnenbrand und mit Lichtschutzfaktor 50 hinter uns gebracht hatten, ging es zur eigentlichen Interbike im Convention Center des berühmten Hotels Mandala Bay. Hier präsentieren ca. 1.400 Aussteller auf rund 30.000 Quadratmeter das Neuste was die Bikebranche zu bieten hat. Auch hier mussten wir feststellen, dass sich der Bereich der chinesischen und der taiwanesischen Aussteller erheblich vergrößert hat. Unabhängig davon war für uns natürlich das Hauptaugenmerk auf Neuheiten aus dem amerikanischen Markt zu legen und hier speziell auf Produkte, die wir zur Eurobike nicht zu Gesicht bekamen und über die es sich zu berichten lohnt.

Die Firma Roll Recovery mit Sitz in Boulder im MTB-Staat Colorado hat sich zur Aufgabe gemacht neue und wenn möglich revolutionäre Produkte zu entwickeln, die sowohl dazu dienen, einen Erholungseffekt zu erzielen als auch die Gesundheit und Lebensqualität per mechanischen Mitteln wieder zu erlangen. Hier auf der Messe wurde der Massageroller R8 gezeigt, der sich der Größe des jeweiligen Muskels anpasst und durch einfache Auf- und Abwärtsbewegungen die Muskeln in der Tiefe massiert, um dadurch eine entsprechende Entspannung der Muskeln zu erlangen, die am Ende sogar Muskelkater verhindern soll. Diese Massagegerät erhielt sogar die Zulassung der US Foot and Drug Administration. https://www.rollrecovery.com/

Auch in diesem Jahr wurden wieder einige exotische Gefährte ausgestellt. Hier im Bild ist ein sogenanntes Utility Task Verhicle kurz UTV der Firma Desert Toyz zu sehen. Diese UTVs sind vierradgetriebene Gelände Race Fahrzeuge mit „unendlichem“ Federweg. Das hier gezeigt Vehikel wird von einem kanadischem Can-Am Motor angetrieben und sein Konstrukteur Cory Sappinton ist damit so erfolgreich, dass er mittlerweile von Can-Am ein Werkssponsoring bekommen hat. Ich finde ein echt geiles Gerät, dass sowohl zu den Amis als auch zu unserem Sport passt. http://www.deserttoyzmotorsports.com/

Die Firma Patrol Bicycles trat das erste Mal 2015 hier auf der Interbike auf und ist bislang auch auf dem europäischen Markt fast nicht in Erscheinung getreten. Laut Aussage der Jungs von Patrol gibt es wohl bislang in Europa nur in England einen Vertrieb denn man hat sich bewusst wohl erst auf den amerikanischen und asiatischen Markt konzentriert. Patrols Augenmerk liegt in erster Linie darauf konkurrenzfähige Bikes zu entwickeln, die mit ihrem Einstiegspreis unterhalb der Konkurrenz liegen, ohne dabei Abstriche bei der Qualität oder Ausstattung hinnehmen zu müssen. Das Bild zeigt den Downhiller Modell 871 einen Aluboliden aus hydroformed Aluminium Rohren, einem Federweg von 215 mm. Im Gegensatz zu dem Modell von 2016 hat man hier den Lenkwinkel noch einmal flacher gestaltet und erreicht nun einen Winkel von 63°. Zudem hat man bei dem Modell für 2017 vollständig auf ein Rock Shox Fahrwerk gesetzt, auch um den Preis noch einmal zu senken. Der angestrebte Komplettpreis soll bei 4.900 $ liegen. http://patrol-sports.com

Ein weiterer Neuling auf der Interbike war die Firma Otso Cycles mit Sitz in Savage, Minnesota. Bei den Leuten von Otso Bycicles handelt es sich nach ihren einen Aussagen um leicht verrückte, die vorher im Hause Wolf Tooth beschäftigt waren und sich auf die Fahnen geschrieben haben Bikes zu bauen die etwas anders sind. Die ersten Ergebnisse brachten ein Fattire fähiges Carbon Bike mit niedrigem Q-Faktor aber Fahreigenschaften, die eher an ein flinkes Trailbike erinnern, hervor. So die Aussage von Otso. Die ersten Bikes sollen im Oktober lieferfähig sein. https://otsocycles.com

Die Firma ICE Trikes, (steht für Inspired Cycle Engineering) existiert bereits seit 1998 und baut wie es der Name schon sagt sogennante Trikes oder Liegeräder. Dies wäre im ersten Ansatz für uns weniger interessant wäre da nicht das neue Modell Full Fat. Entwickelt wurde das Full Fat auf der Grundlage eines ICE Bikes, das 2013 entickelt wurde um die Antarktis zu durchqueren. Die Grundlage des CrMo Rahmen blieb dabei erhalten und man verpasste dem Trike noch eine Rohloff Name und Hydraulik Scheibenbremsen. Zusammen mit den 100 mm Federweg ein ideales Trike für alle Bodenverhältnisse und Wetterbedingungen. http://www.icetrikes.co/home

Schiller Bikes mit dem Sitz in Mill Valley Kalifornien hat seinen Namen vom Gründer und Eigentümer Judah Schiller, seines Zeichens erster Mensch, der mit einem Bike die San Francisco Bay und den Hudson River überquert hat. Was damals als eine verrückte Idee gegenüber seinen Bikefreunden begonnen hat entwickelte sich dann immer mehr zu einem handfesten Business. Das Modell S1 gibt es als Aluminium und als Carbon Version. Beide Versionen vereinen sowohl Antrieb als auch Lenkung im klappbaren Hinterteil. Das Heißt, der Propeller als auch die Lenkung sind Bestandteil des Antriebs- und Lenkapparates. Das gesamte Waterbike hat eine Länge von rund vier Metern und eine Tragfähigkeit von ca. 150kg. Das gesamte Teil passt in einen Tasche von der Größe einer Reisetasche und ist innerhalb von 10 Minuten aufgebaut. Laut Judah Schiller wurden die ersten der Bikes auch bereits nach Deutschland und dort nach Hamburg geliefert. Die genaue Adresse lag ihm aber zur Interbike nicht vor. http://schillerbikes.com/

Ein wirkliches Highlight war die Firma Renovo Bikes mit Sitz in Portland Oregon, mit ihren Rahmen komplett aus Holz gefertigt. Hier handelt es sich nicht um irgendwelche Bastlerobjekte sondern um ernst zu nehmende Rahmen aus mehreren Schichten verschiedener Holzsorten gefertigt. Für uns interessant war hier das Modell Kick-Ash. Ein 27.5“ Hardtail Bike bei dem der Rahmen tatsächlich nur 1,8 kg auf die Waage bring und aus Wallnuss und Eschenholz gefertigt wird. Zu verdanken hat der Rahmen sein niedriges Gewicht dem Umstand, dass die einzelnen Holzteile hohlgefräst wurden bevor die Holzschichten zusammengefügt werden. Dies hat zudem noch den Vorteil, dass man die Hohlräume perfekt dazu verwenden kann die Züge nach innen zu verlegen. Die Bikes haben ein einzigartiges Dämpfungsverhalten und erinnern ein wenig das Fahrverhalten früherer Titanbikes. Der Hersteller gibt auf die Rahmen 10 Jahre Garantie. Zudem sind die Rahmen sowohl von der Fertigung als auch von der Entsorgung weitaus Umweltbewusster als gängige Carbonrahmen bei denen uns wohl in der Zukunft auch noch ein Entsorgungsproblem in Haus steht. Mit einem Rahmenpreis von 3700 Dollar sind die Rahmen wohl kein Schnäppchen. Bedenkt man aber die Arbeit die in solchen Rahmen steckt und dass jeder Rahmen im Grunde ein Unikat darstellt ist der Preis wohl angemessen. https://renovobikes.com/pages/kick-ash

Ein völlig anderes Konzept von Cruiser Bikes verfolgt die Firma Coast Cycles. Das Modell Ruckus, das ursprünglich als eine Art Socialbike gedacht war, auf dem man auch zu zweit fahren konnte und somit auch soziale Kontakte (außerhalb von Facebook) pflegen konnte wurde um einen Elektroantrieb erweitert. Bei diesem Bike steht neben dem Kontakt auch der Spaßfaktor im Vordergrund. Zu zweit Platz nehmen, cruisen und gemeinsam Spaß haben! https://coastcycles.com

Auch die Firma Vintage Electric hat sich, wie es aus dem Namen schon unschwer zu erkennen ist, auf die Produktion von E-Bikes mit Vintage Touch konzentriert. Das Herzstück dieser Bikes ist die Akku / Elektronikeinheit in einem Aludruckgussgehäuse. Sehr trickreich ist hierbei die Steuerung der Höchstgeschwindigkeit. Die Höchstgeschwindigkeit für die USA liegt bei 65 km/h. Ein einfaches Herausdrehen einer Impulsschraube signalisiert dem Kontroller, dass er die Höchstgeschwindigkeit für den Exportmarkt auf 25 km/h reduzieren soll. Der Motor ist ein 3.000 Watt starker Motor mit dem man in Racemode rund 60 km/h erreicht. http://vintageelectricbikes.com

Eine netter Abwechslung war auch Carl, mit seinem Cycle-Dog Outfit. Sein Herrchen, ein Hunde- und Bikeverrückter aus Portland Oregon hat sich auf die Fahnen geschrieben mit seinem Shop nicht nur Hundebesitzer glücklich zu machen sondern sich auch mit Carl sozialen Aufgaben zu widmen. Das heißt er besucht mit Carl auch soziale Einrichtungen hauptsächlich von Kindern und bringt den Spaß zurück ins Leben dieser Kinder. Www.facebook.com/a dog named „carl“

Die Firma Seasucker aus dem Sonnenstaat Florida hat sich auf die Konstruktion von Halterungen für Bike- und Boardracks für Autos als auch für Smartphones konzentriert. Diese Racks zeichnen sich vor Allem durch ihre hohe Fertigungsqualität und Stabilität aus. Die Racks werden durch extrem haftbare Saugnäpfe an der Karosserie gehalten und haben selbst schon auf einer Rennstrecke bei 140 miles/h (225 km/h) ihren Diesnts verrichtet. https://www.seasucker.com

Die Firma Stromer Bikes mit Sitz in San Diego Kaliforniern zeigt hier auf der Interbike wohl das gelungenste und durchdachteste Elektrobike. Mit ihrem Modell ST2 gewannen die Kalifornier sogar den diesjährigen Interbike Award „E-Bike of the Year“. Der Akku ist wohl einer der größten die bislang Eingang ins E-Bike Business fanden und das Bike hat damit eine Reichweite von rund 180 km. Im Oberrohr befindet sich ein Touchdisplay auf dem man alle Möglichen Einstellung und Kontrollen vornehmen kann. Zudem hat die gesamte Elektronik Zugang zu GPS Systemen und hat sowohl über eine Cloud-Plattform als auch über USB direkten Kontakt zu gängigen Smartphones. Ein wirklich beeindruckendes Teil! https://www.stromerbike.com/en/us

Eine Weltneuheit präsentierten die Jungs von White Crow Tech mit ihrer Pumpsystem in der Nabe. Speziell die Fatbike Freaks unter euch sollten hier ganz große Ohren bekommen. Denn dieses Pumpsystem eröffnet die Möglichkeit den Luftdruck über einen Hebel vom Lenker aus zu verändern. Dies bedeutet nicht nur den Luftdruck zu reduzieren, sondern auch bei Anforderung den Luftdruck mit dem System zu erhöhen. Wer sich häufiger mit einem Fatbike bewegt weiß, wie kritisch der richtige Luftdruck bei verschiedenen Untergründen ist und wie sehr bereits 0,2-0,3 bar einen Unterschied ausmachen zwischen Klasse Performance und herumgeeiere. Mit dem System ist damit Schluss und man kann den Luftdruck den Bodenverhältnissen anpassen. Einzig fehlte uns hierbei noch eine Anzeige welcher Druck tatsächlich vorherrscht. Aber man braucht ja auch noch Raum für zukünftige Projekte. http://whitecrow-tech.com

Die Firma Bitlock hat ihren Bikeschlössern Intelligenz eingehaucht. Diese Schlösser haben im Innern ein Bluetooth System und können damit mit dem eignen Smartphone verbunden werden. Das heißt die Zeit der Schlüssel ist endgültig vorbei und das Schloss erkennt selbstständig, dass man sich innerhalb nächster Nähe des Schlosses befindet und gibt die Verriegelung frei. Die Batterien im Schloss sollen eine -Lebensdauer von 10 Jahren haben. Zudem kann im Notfall auch eine USB Buchse freigelegt werden um damit direkt mit dem Schloss Kontakt auszunehmen. Schöne neue Smartphone-Welt. https://bitlock.co

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