Wir wollen genau wissen, wo die schönsten Plätze der Dolomiten rund um Gröden in Südtirol mit dem Mountainbike zu finden sind, wo die zünftigsten Hütten zum Schlemmen einladen und wo romantisch angehauchte Bergbiker den kitschigsten Sonnenaufgang mit dem MTB erleben können.
Die schönsten Bauwerke der Welt
Andreas Tonelli stammt zwar aus dem nahen Bozen, lebt jedoch seit acht Jahren in den Dolomiten unterhalb der Seiser Alm und in der Nähe des Grödner Tals. Er ist begeisterter Mountainbiker, Guide sowie Naturliebhaber und organisiert und leitet MTB/Enduro-Reisen sowohl in den Dolomiten als auch weltweit. Wie kaum ein anderer kennt er die Region und ihre Eigenheiten. Mit dem Bick des Weltreisenden und leidenschaftlichen Bikers hat er einen besonders differenzierten Blick auf seine Heimat. Schon im Alter von acht Jahren – und das ist jetzt fast 32 Jahre her – erkundete er mit seinem Vater, der nach wie vor begeisterter Radfahrer ist, die Dolomiten.
WOM Medien: Andreas, was macht für dich den Reiz beim Biken aus?
Andreas Tonelli: Biken ist für mich der Inbegriff von Freiheit, einzigartigen Naturerlebnissen, intensiven Abenteuern, vom Erforschen fremder Länder und Kulturen und von grenzenlosem Spaß. Auf dem Sattel meines Rades und entlang eines Trails erlebe ich die Welt und den Alltag sehr intensiv. Dabei geht es nicht ausschließlich nur um den Trail, sondern auch um die Landschaft und den Kontext, in dem ich mich befinde. Das Bike verbindet dabei meine sportlichen Herausforderungen mit meiner unersättlichen Neugierde nach fremden Kulturen und Ländern. Der Trail leitet mich durch unberührte Natur abseits der Touristenströme und gibt mir schon alleine dadurch ein grenzenloses Gefühl von Ruhe und Freiheit. In den Bergen fühle ich mich frei; die Erfahrung, den Gipfel aus Eigenkraft zu bezwingen, verstärkt dieses Empfinden. Die Abfahrt hinunter ins Tal berauscht durch die Geschwindigkeit, kommt dem Fliegen nahe.
WOM Medien: Du kommst als Bike-Guide weltweit herum. Was macht, verglichen zu anderen Regionen dieser Erde, den besonderen Reiz der Dolomiten beziehungsweise des Grödner Tals aus?
Andreas Tonelli: Ich biete MTB/Enduro-Touren in verschiedenen Ländern weltweit an, wobei jede Destination ihre Besonderheiten und Reize zu bieten hat. Die Dolomiten sind meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen, hier habe ich bereits als Kind intensive Bergmomente erlebt. Nach all meinen Reisen um die Welt habe ich keinen Zweifel mehr daran zu behaupten, dass die Dolomiten für mich die schönsten Berge sind. Auch deshalb kann ich es jeweils kaum erwarten, nach meinen beruflichen Reisen in ferne Länder auf meinen heimischen Trails unterwegs zu sein. Die felsigen Gipfel der Dolomiten wirken magisch, majestätisch und unbezwingbar; weiter unten erblickt man die historischen Bergbauernhöfe und die grünen Almen, und dazwischen windet sich der perfekte Trail ins Tal hinunter: Landschaften wie die Dolomiten und insbesondere die Trails des Grödner Tals suchen weltweit nach ihresgleichen!
WOM Medien: Deine Touren sind meist recht Trail-lastig, was viele Biker auch mit der Sella Ronda in Verbindung bringen. Wie ist die Situation speziell im Grödner Tal?
Andreas Tonelli: Hier befindet sich eine unglaubliche Dichte und Vielfalt an Trails für mittelstarke und erfahrene Biker. Die verschiedenen Gebiete rund um das Tal sind mit Liftanlagen erschlossen, man kann wirklich viele Tage immer wieder neue Trails erkunden und kommt dabei niemals aus dem Staunen.
WOM Medien: Angenommen, du bist mit deinem besten Freund unterwegs: Wohin fahrt ihr? Gibt es einen Lieblings-Trail, eine beste Aussicht oder einen Platz, wo die Stimmung am schönsten ist? Welche ist die (in deinen Augen) beste Hütte und der Geheimtipp in kulinarischer Hinsicht?
Andreas Tonelli: Ich würde mit ihm zu einer Dolomiten- West-Ost-Enduro-Traverse-Tour aufbrechen. Diese Tour verbindet das Grödner Tal mit den Sextner Dolomiten, wobei wir täglich ca. 3.500 Tiefenmeter inmitten der schönsten Dolomitengipfel und entlang unvergesslicher Trails überwinden. Die Tour ist vollgepackt mit meinen Lieblingstrails, wobei jene im Grödner Tal sicher zu meinen Favoriten zählen. Die Aussicht vom Gipfel der Seceda ist einmalig und der Trail hinun- ter ins Tal episch. Meine Lieblingshütte in den Dolomiten ist die urige Cason Schwaige; sie befindet sich am Fuße der Langkofel-Nordwand. Der Kaiserschmarrn mit Aussicht auf den Langkofel, den mächtigsten Gipfel des Grödner Tals, ist auf jeden Fall empfehlenswert!
WOM Medien: Das klingt mitreißend, doch nicht ganz familientauglich. Wie lautet deine Empfehlung für eine Biker-Familie?
Andreas Tonelli: Die Seiser Alm ist wie geschaffen für familientaugliche Bike-Ausflüge. Die größte Hochalm Europas bietet Weiden, so weit das Auge reicht. Hier kommen auch Nachwuchs-Biker auf ihre Kosten!
WOM Medien: Ich möchte gern meine Freundin beeindrucken. Wo erleben wir den eindrucksvollsten Sonnenauf- und/oder Untergang?
Andreas Tonelli: Sonnenaufgang: Da startet ihr am besten zum Nuvolau-Gipfel mit Blick auf die Tofana und die Cinque Torri. Zum Sonnenuntergang solltet ihr dann auf jeden Fall zur Seiser Alm fahren und den Blick auf Lang- und Plattkofel genießen.
WOM Medien: Gutes und vor allem reichhaltiges Essen gehört zum Biken wie das Tanken zum Autofahren. Gibt es eine regionale Spezialität, die du besonders empfiehlst?
Andreas Tonelli: Schlutzkrapfen – Punkt! Das sind die mit Spinat und Frischkäse gefüllten, einmalig schmeckenden Teigtaschen.
WOM Medien: Klingt verdammt lecker! Würdest du mir zum Abschluss noch verraten, welches deiner Meinung nach der „magischste“ Platz im Grödner Tal ist, den ein Biker gesehen haben sollte?
Andreas Tonelli: Das Grödner Tal ist vollgestopft mit magischen Plätzen, da fällt es mir wirklich schwer, nur einen zu nennen. Ein Geheimtipp: Eine Tour, welche all meine persönlichen Lieblingsplätze miteinander verbindet, ist die Gardena-Ronda-Enduro-Tour. Fitte Enduro-Biker können dabei an einem Tag mit Liftunterstützung die schönsten Gipfel und Trails rund um Gröden erradeln und erleben: Raschötz, Seceda, Ciampinoi und die Seiser Alm, um nur einige zu nennen. Adrenalinreiche, aber auch technisch anspruchsvolle und flowige Singletrails, fast 4.500 Tiefenmeter Abfahrten, gepaart mit umwerfenden Ausblicken über das schönste Bergmassiv der Welt: Was da am Ende des Tages bleibt, ist ein breites Lächeln im Gesicht. Die anspruchsvollere und weniger überfüllte Variante zur Sella-Ronda-Tour.