Kolumne: Alles ist Chemie

Text Daniel Eiermann Bild Hans Joachim-Kleine
Meinung

Alles ist Chemie

Ein paar Fragezeichen beschreiben wohl am besten, was einem kurz vor dem Crash noch durch den Kopf geht. Bevor die Denkzentrale, berauscht von einer angenehmen Mischung aus Glückshormonen und Adrenalin, realisiert, was da gerade passiert, ist es schon vorbei.

 
 

Mit 25 Metern pro Sekunde flutet der Schmerzreiz die Hirnregion und stoppt schlagartig jeden weiteren Gedankengang. In meinem Körper laufen jetzt alle Systeme auf Hochtouren. Oberstes Ziel: Schmerzhemmung! Wirklich beeindruckend, wie gut das funktioniert. Innerhalb von wenigen Sekunden – gefühlt eine kleine Ewigkeit – lässt der Schmerz nach. Das Hirn hat wieder freie Bahn, scannt die Peripherie nach möglichen Verletzungen. Was ist passiert? Wo kommen diese Schmerzen her? Ist was kaputtgegangen? Nächstes Ziel: Lokalisation und Bewertung der Schmerzursache.

Hirn: Hallo. Hallo. Jemand zu Hause?
Daniel: Ja … warte kurz. Es tut alles saumäßig weh. Nerv mich jetzt nicht!
Hirn: Ja, das merk ich. Du kannst dich ja kaum aufrecht halten. Besoffen, oder wie?
Daniel: Idiot! Schade, dass IXS so gute Helme baut!
Hirn: Na danke. Sei lieber mal froh, dass der Kopf noch dran ist! Aber sag mal, was ist da mit deiner Hand?
Daniel: Hmmm, fühlt sich komisch an … und irgendwas klappert da. Könnte gebrochen sein.
Hirn: Was, echt? Na, dann schick ich dir mal lieber was vom guten Stoff.

Endorphine, etwas Adrenalin und noch ein paar andere nette Drogen aus eigener Produktion werden ausgeschüttet und nach ein paar Minuten bin ich nahezu schmerzfrei. Wirklich beeindruckend – quasi ein Wunderwerk der Technik.
Mindestens so gut wie die körpereigene Schmerzhemmung, die mir dummerweise ein wenig die Farbe und den Blutdruck raubt, funktioniert mein persönliches Rettungsteam, bestehend aus Basti, Ridski, Pommes, Tobi und Felix. Ein paar aufmerksame Anwohner organisieren von irgendwoher einen Eisbeutel und rufen die Ambulanz. Schmerztherapie, Bodycheck und Notruf, alles funktioniert bei meinen Hobbyrettern deutlich reibungsloser als bei den italienischen Profis. Dafür sitzt bei denen wenigstens die Sonnenbrille! Während ich, auf der Bahre fixiert, beinahe noch mal Asphaltkontakt habe, bin ich nur froh, dass mir hier nichts Schlimmeres passiert ist. Danke Jungs!

Fazit: Mittelhandfraktur. OP. Mindestens acht Wochen Pause und die Hoffnung, als Superheld wieder zurück nach Finale zu kommen. Dann kann ich solche Defekte ja vielleicht voraussehen.
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