Wo ist mein Pudel?

Text & Bild Hoshi Yoshida
Geschichten

Kolumne Whyex?

Mit so einem Höllenhund kann man so richtig die Sau rauslassen.

Aus der Ausgabe 01.17

 
 

Sobald die Temperaturen in den Keller gehen, zieht ein felliger Vierbeiner bei mir ein.
Er ist ein eher gemütlicher Zeitgenosse und gehört zu der Spezies Hund, die man nur mit Mühe hinter dem Ofen hervorlockt. Schon sein Anblick macht einen hundemüde. Dass es draußen Hunde und Katzen regnet, lässt ihn so kalt wie seine sprichwörtliche Schnauze. Er wird im Volksmund verächtlich der „innere Schweinehund“ genannt, dabei ist er gar nicht so übel wie sein Ruf. Warum er im Sprachgebrauch mit einer Sau gleichgesetzt wird, ist mir schleierhaft, ist er doch ein stubenreiner Schoßhund. Eigentlich zu rein und sauber, um sich mit meiner Leidenschaft, dem Mountainbiken, anzufreunden. Der Schweinetitel würde eher mir zustehen als dem beim geringsten Zugwind heulenden Schlosshund. Grundsätzlich bin ich tierlieb und es gibt wirklich Tage, an denen man nicht mal einen Hund vor die Haustür jagen würde. Aber Fakt ist, der Schauder vor Nässe und Kälte durchzuckt einen nur in den ersten Minuten. Nach ein paar festen Pedaltritten und dem Einwirken starker Fliehkräfte auf den Leib fühlt man sich doch gleich wieder pudelwohl. Biochemiker erklären dieses Phänomen mit der Ausschüttung körpereigener Hormone. Die machen nicht nur mich glücklich, sondern jeden faulen Hund zum Jagdhund. Eine wundersame Verwandlung geht vonstatten, wenn Trägheit sogar in sportliche Verbissenheit umschlagen kann, also geradezu ins andere Extrem. Das wäre dann der richtige Zeitpunkt, die Leinen loszulassen. Ungeniert wirst du durchs Laub heizen, durch Pfützen springen und durch den Matsch pflügen, hast plötzlich ein dickes Fell, auch ein Sturz auf glatten Wurzeln bringt dich nicht aus der Ruhe.
Mit so einem Höllenhund kann man so richtig die Sau rauslassen. Meiner zählt zu den begossenen Pudeln mit Affinität zu Wasser aller Aggregatzustände. Er bellt nicht, aber beißt gleich zu, wenn er actiongeladene Luft wittert. Nur beim Wintersurfen zieht auch er den Schwanz ein. Was für ein Warmduscher – aber so kann ich ihn wieder vorschieben, den inneren Schweinehund.

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