Es ist Mitte Dezember und Samstag. Das Wetter ist zum ersten Mal seit längerem wieder richtig schön und es ist auch nicht so zapfig kalt wie in den letzten Tagen. Das Thermometer zeigt tatsächlich Plusgrade. Mich kribbelt es in den Beinen, ich will aufs Rad! Ich telefoniere mit meiner Freundin Larissa und frage sie, ob sie nicht Lust auf eine kleine Runde im Wald hat. Ein kleiner Blick auf die Webcam verpasst uns einen Dämpfer: Ein paar Kilometer weiter im Bayrischen Wald, wo wir zu unserer Tour starten wollen, ist alles weiß! Es liegt tatsächlich mal wieder Schnee im Dezember. Zugebenermaßen nicht sonderlich viel, aber genug, um eine Winterlandschaft zu schaffen. Wir wollen es trotzdem versuchen! Oder vielleicht gerade deswegen? Auf dem Berg, auf den wir radeln wollen, waren wir im Sommer schon oft, aber bei Schnee noch nie. Da ich schon öfter bei Schnee unterwegs war, weiß ich, dass ein paar Zentimeter Schnee zu viel schnell mal das Biken unmöglich machen können. Ich merke, wie sich Vorfreude in mir breit macht.
Abenteuer
"Es liegt tatsächlich Schnee im Dezember"
Als wir am Grandsberg die Räder aus dem Auto ausladen, hat sich die Anfahrt eigentlich schon gelohnt: Freier Blick bis zu den Alpen. Unter uns schimmert ausgebreitet in leichtem Dunst der Gäuboden. Die Donau zieht sich als glitzerndes Band durch die Landschaft. Dann fahren wir los. Der Forstweg, den wir hinauffahren, ist komplett mit Eis und Schnee überzogen. Wir lachen jedes Mal, wenn wir wegrutschen oder unfreiwillig eine Kurve fahren, da das Hinterrad durchdreht. Je weiter wir nach oben kommen, umso mehr Schnee liegt neben dem Weg. Auf der Nordseite des Berges ist die Schneedecke geschlossen; überall wo die Sonne hinkommt, ist der Schnee mehr Wasser als Schnee und die Schneedecke hat viele Löcher. Die letzten Meter liegt er zu hoch, und wir müssen absteigen und schieben.
Als wir am Gipfel ankommen, steht die Sonne dezembertypisch schon sehr tief und taucht damit die Landschaft in wunderschönes, warmes Licht. Wir steigen auf den Aussichtsturm und genießen den Blick. Im Osten, Westen und Norden umgeben uns wie ein Meer die grünen Wogen des Bayrischen Waldes; im Süden ist die Ebene des Gäubodens zu sehen und am Horizont, wie in den Himmel gemalt, die Skyline der Alpen.
Als uns kalt wird, machen wir uns an die Abfahrt. Durch die „vielen“ Wanderer (im Bayrischen Wald ist „viele“ eher relativ, wahrscheinlich waren an dem Tag keine 100 Leute auf dem Gipfel) ist der Schnee auf dem schmalen Wanderweg zertreten und mit dem bunten Herbstlaub vermischt, was einen sehr interessanten Untergrund ergibt. Die Konsistenz ist vergleichbar mit der von Speiseeis, also eher weich und cremig; sprich: spannend zu fahren. Den einzigen Grip liefern uns die Granitfelsen. Nichtsdestotrotz ist (fast) alles fahrbar und wir kommen mit einem fetten Grinsen im Gesicht wieder unten beim Auto an, wo uns gerade noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne erreichen. Ein perfektes kleines Samstagnachmittagsabenteuer!
Steffi Frankl ist seit diesem Jahr Teil des world of mtb Rennteams.