Von Abschieden und Anfängen

Text Norman Bielig Bild Andreas Meyer
Meinung

Von Abschieden und Anfängen

„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne…“, damit könnte ich jetzt klassisch einsteigen, ein wenig Hesse zitieren; ein wenig „wie schön ist doch diese ganze Veränderung“, aber so recht möchte ich mich nicht darauf einlassen.

Aus der Ausgabe 10.16

 
 

Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass ich aus der fränkischen Metropolregion in ein Dorf 15 km hinter Deggendorf mitten im Bayerischen Wald gezogen bin, um meinen Kollegen Johannes bei der Arbeit am world of mtb Magazin zu unterstützen. Ich stieß damals zur dritten Ausgabe dazu. Freute mich wie ein kleines Kind auf Bikes, auf Teile und auf diese Bike- und Medienbranche. Nun saßen wir da zu zweit in besagtem Dorf unter dem Dach und brüteten in sengender Hitze; um uns herum Kartontürme mit neuen Teilen und Rädern. Ich kannte niemanden, hatte weder Internet in meiner Wohnung, noch ein Auto und so blieb Johannes mehrmals die Woche länger, um mit mir auf unsere damalige Hausrunde zu starten. Irgendwie kam ich an, mir wurden die heimischen Trails gezeigt, lokale Kulinarik (Leberkäse-Cordon-Bleu) und vor allem lernte ich in dieser Zeit in unserer Dorfisolation unheimlich viel. Die Art meines Kollegen war vorbildlich – eine kritische, aber immer faire Herangehensweise an Produkte und Neuigkeiten, eine sehr direkte und herzliche Art, die nie nach Stand und/oder Interessen unterschied und vor allem eine offene, ehrliche Art, die meinen Horizont stark erweiterte.
Ein Dreivierteljahr später zogen wir an den Deggendorfer Bergrand, quasi in die Großstadt. Auch hier gab es keine wirkliche Szene – was wir mit dem Magazin machten, interessiere angenehmerweise niemanden so richtig in der Stadt. Es wurden mehr Kollegen, mehr Betätigungsfelder; eine stete Professionalisierung und Johannes war dabei die Konstante, die mich runterbrachte, wenn ich mich in Projekten verrannte, der immer wieder den sinnfreien Spaß auf den Trail holte und den Gardasee-Test-Trip zum Event machte.
Nein, ich kann nicht sagen, dass ich mich freue, dass er geht – zu viel habe ich von ihm gelernt und lerne noch immer, viel Seele von ihm steckt in diesem Magazin. Das Magazin wird durch unseren neuen Testchef neue Akzente erhalten. Menschlich und professionell wird das ein toller Weg und die world of mtb wird dadurch gewinnen. Doch persönlich hinterlässt Johannes eine Lücke. Ich und wir wünschen ihm viel Erfolg auf seinem weiteren beruflichen Weg und wir freuen uns schon auf die nächste gemeinsame Ausfahrt in Lederhose. It‘s Challenge Time.

nach oben