Jule: Durch was wurde schließlich dein Interesse am Thema „Erste Hilfe“ geweckt? Und wie kam es dann zu deinem intensiven ehrenamtlichen Engagement bei der Bergwacht?
Dani: Ich war viel draußen unterwegs, inzwischen nicht nur wandernd, auch kletternd und bergsteigend, oft auch viele Tage allein auf Durchquerungen mit Zelt, Essen, Kompass, Karte. Irgendwann habe ich dann Freunde mitgenommen und so war der Gedanke bald naheliegend: „was mache ich eigentlich, wenn da draußen etwas passiert, weit weg von Hilfe, weit weg von Straßen? Ich habe überhaupt keine Ahnung.“ Damals Mitte der 90er waren Handys gerade im Kommen, zumindest hatten die meistens keines und das Handynetz war kaum existent. Mir oder anderen nicht helfen zu können aber solche Touren zu machen, passte für mich nicht zusammen. Und so habe ich bei der Bergwacht München einen 4-tägigen Erste Hilfe Extrem Kurs, damals am Brauneck bei Lenggries, gebucht.
Und ich war soooo begeistert von der Medizin, von den technischen Tricks und von der Aufgabe der Bergwacht, dass ich gleich Anwärterin geworden bin und diese Begeisterung hält bis heute an.
Ich bin begeistert von dem wofür die Bergwacht steht, für mich steht, dem Helfen und Retten von Personen, die am Berg in Not geraten sind und auch für die Gemeinschaft, das gemeinsame Anpacken, wenn man gebraucht wird, egal ob bei einer Vermisstensuche, bei einem großen Lawineneinsatz oder beim Unterstützen der Gemeinde beim Abschaufeln der mit meterhohem Schnee belasteten Dächer.
Jule: Wann und wie wurde dir klar, dass du aus diesem Engagement einen Beruf machen möchtest – der dich letztes Jahr schließlich sogar in die Selbständigkeit geführt hat?
Dani: Ehrlich gesagt, gab es da keinen Moment der Klarheit. Ich denke oft nicht darüber nach, „was kommt als nächstes?“. Ich mache die Dinge, die mir Freude bereiten. Irgendwie habe ich das unerschütterliche Vertrauen darin, dass alles gut wird, ich immer etwas zu essen habe werde und ein Dach über dem Kopf finden werde, wenn ich meinem Herzen folge.
Und ich habe mir immer gesagt: „Wenn es nicht klappt, kann ich immer im Supermarkt an der Kasse arbeiten oder in der Bäckerei bedienen.“ Ich werde oft gefragt: „Hast du keine Angst im Alter nichts zu haben, dich nicht versorgen zu können?“ Irgendwie habe ich diese Angst nicht, mir fehlt der Sinn für dieses Sicherheitsnetz. Wahrscheinlich liebe ich die Freiheit tun zu können was ich will mehr als die gängige Angst vor der Not im Alter.
Zur Frage selbst – ich gebe schon seit mehr als 10 Jahren alpine Erste-Hilfe-Kurse, habe einen Förderverein für die Bergwacht mit der Aufgabe alpine Erste-Hilfe-Kurse zu geben mitgegründet und war dort lange Geschäftsführerin. Das war alles ehrenamtlich und es wurde immer mehr, so habe ich den Posten abgegeben und mich ein Jahr später ganz aus dem Verein zurückgezogen. Da die meisten Kunden über mich zu dem Verein kamen, habe ich sie darüber informiert, dass ich aufhören werde.
Und ich war berührt aber auch überrascht, dass einige gesagt haben, es ist ihnen egal was außen draufsteht, solange Dani Hornsteiner drinsteckt. Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, selber eine Outdoor Erste Hilfe Firma zu gründen, das kam mir bis dahin nicht in den Sinn.
Als ich mich dann dazu entschlossen habe, war die Idee, ich mache das für die Kunden, die ich habe, also ca. 20 Kurse im Jahr – quasi neben den anderen Jobs und Aufgaben, die ich hatte.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass diese kleine Firma in so kurzer Zeit so wachsen würde und so erfolgreich sein würde und dass ich mich entscheiden müsse, was ich weiter mache und was ich sein lasse. Und letztes Jahr war es dann soweit, meine halbe Angestelltenstelle zu kündigen. Sie war viel mehr als eine 50%-Stelle, ich habe ein 8-köpfiges Team bei einer Unternehmensberatung geleitet. Wie mit allem mit großem Einsatz, jede meiner Mitarbeiterinnen habe ich handgepickt, jede ist ein wunderbarer Mensch, sie vermisse ich sehr, aber der Job hat mich kaputt gemacht. Ich hätte so oder so aufhören müssen.
Jule: Dein Weg dorthin verlief alles anderes als geradlinig. Bist du je einem festen Plan gefolgt?
Dani: Ich hatte nie einen Plan. Manche Kinder wissen, was sie werden wollen, wenn sie groß sind, das ging mir nicht so. Ich hatte keine Ahnung, auch nach dem Abi nicht. Und so ging ich durch die Türen durch, die sich auftaten und mich interessierten, die ich spannend fand oder mich neugierig machten. Eines führte zum nächsten. Manchmal fragte ich mich wie so unterschiedliche Dinge, wie eine Banklehre, ein Anglistikstudium mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation oder ein Master of African Studies und ein Trainer B Hochtouren und Trainer C Skitouren, Rafting Guide oder Bergwanderführer zusammenpassen. Aber ich wusste, es wird sich fügen, ich werde es irgendwann verstehen und bis dahin würde ich mich freuen, so tolle Dinge tun zu können und das Leben genießen.
Jetzt mit meiner Firma fallen alle Puzzlestücke perfekt zusammen. Ich brauche all diese Erfahrungen und auch das Wissen, um meine eigene Firma gut zu leiten. Ich brauche all das Bergwissen, um intensive Outdoor Erste-Hilfe-Kurse mit hoher Praxisrelevanz zu geben, all das BWL- Und Finanzwissen, um mein Unternehmen zu führen und all die zwischenmenschliche und führungstechnische Erfahrung, um eine gute Chefin und Verhandlungspartnerin zu sein.