Quo vadis, Bike-Branche?

Event

Trends, Herausforderungen, Kuriositäten: Die EUROBICO in Frankfurt gibt Anhaltspunkte für die aktuellen Perspektiven.

Text Jan Timmermann Bild Andreas Meyer

 

Eine Zusammenfassung der jüngsten Ereignisse der Bike-Branche gefällig? Im vergangenen Pandemie-Jahr kaufte jeder dritte Deutsche ein Fahrrad. Auf diese Nachfragesteigerung kann kaum einer reagieren. Die Händler versuchen alles, um ihre Kunden zu bedienen. Die Lager der Hersteller sind leer. Nachschub zwängt sich nur mühsam über den Seeweg. Eine noch nie dagewesene Situation stellt die Bike-Branche auf den Kopf. Die Händler- und Medienmesse EUROBICO vom 24. bis zum 26. Juli in Frankfurt bot Anlass, um mit den Akteuren persönlich ins Gespräch zu kommen.

 

 

Vorsichtiger Optimismus ist die Mutter der Corona-Porzellankiste und so dreht sich das Trend- und Neuheiten-Rad auch in Pandemiezeiten weiter. Das Thema Nachhaltigkeit hat sich bereits länger etabliert. Reparieren anstatt Wegschmeißen, Recycling und Bio-Schmierstoffe sind klar im Trend. Ebenso E-Bikes – und zwar sowohl in der „Light-„, als auch in der „Power-„ Version. Mehr Reichweite, mehr Integration, einfachere Bedienung lauten hier die Kredos. Befeuert durch die Corona-Maßnahmen gehören auch Radreisen, Einsteigermodelle, Kinderbikes und -zubehör zum Puls der Zeit. Gravel, Bikepacking, Leasing und Urban-Mobility sind die Anglizismen der aktuellen Stunde. Im klassischen Mountainbike-Bereich trenden weiterhin Abfahrtsperformance und Integration – z.B. durch im Lenker verlegte Züge.

 

 

Klar kommen neue Modelle mit neuen Farben („Oilslick“ wohin das Auge blickt), doch wann sie tatsächlich wo ankommen, scheint vielerorts noch fraglich. So hängen auch viele Muster noch in Übersee fest. Was schon da ist, wird streng vor jeder Kameralinse versteckt. Was nicht da ist, lässt die Hersteller kreativ werden: manch einer lackierte das alte Modell schon einmal in neuer Farbe, um zumindest diese zu präsentieren. Andere präsentierten zusammengeklebte 3D-Modelle und wieder andere zuckten nur mit den Schultern. Zu Schätzungen hinsichtlich der Verfügbarkeit neuer Modelle lassen sich nur wenige hinreißen. Wer es dennoch versucht verweist auf den Herbst 2022. Die ehrlichste Antwort lautet aber wohl: „Wie können es nicht sagen.“ Fest steht, dass das Pandemiegeschehen und die chaotische Marktsituation den Zeitplan vieler Firmen völlig durcheinander geworfen hat.

 

 

Insgesamt zeichnet sich so das Bild eines auf Spannung stehenden Marktes. Auf der Hersteller-Seite ist für 2022 bereits großenteils alles an die Händler weiterverkauft. Letztere investieren ambitioniert und versuchen möglichst viele Räder im Hinterzimmer auf Vorrat zu legen. Noch scheint das Risiko eines gesättigten Marktes nicht in Sicht. Jeder will ein (E-)Bike haben. So bleiben vielerorts auch die Preise auf einem hohen Niveau und alle Beteiligten in angespannter Aufregung.

 

 

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und man hat sich auch nach langer Pause schnell wieder an das Messe-Treiben gewöhnt. Etwas befremdlich ist es aber doch: strenge Einlasskontrollen, Maskenpflicht, Sicherheitspersonal. Jeder Aussteller hat einen Hygiene-Beauftragten benannt, um dem Virus konzeptionell vorzubeugen. Auch, wenn das alles die persönliche Begegnung wieder ermöglicht, so bleibt doch eine Frage: eine große internationale Messe im September? Hinsichtlich der Eurobike ist noch so mancher skeptisch.

 

 

 
 
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