Schwalbe Wicked Will im Test

Material

Text: Jan Timmermann Bild: Andreas Meyer

 

Es war einmal ein Allround-Reifen…

Als ich vor 15 Jahren mit dem Mountainbiken anfing, interessierte ich mich in jugendlicher Ignoranz nur für eine Fahrtrichtung, nämlich bergab! In den Szenekreisen, in welchen man als halbstarker Gravity-Biker damals verkehrte, gab es einen Namen für alle, die nicht so engstirnig waren und auch mal bergauf unterwegs waren: „Nobby-Nic-Piloten“. Der Allrounder in Schwalbes Lineup stand damals für die „Tourenfahrer-Fraktion“.

Doch dann legte Schwalbe den Nobby-Nic neu auf. Mit aggressiverem Profil und mehr Pannenschutz sollte der Nobby den Ansprüchen der neuen Generation von Allmountain-Bikes gerecht werden, welche in der Ära der Enduro-Bikes immer abfahrtspotenter wurden. Der Nobby Nic wurde zu einem gripstarken Begleiter, bezahlte den Eintritt in diesen Kosmos jedoch mit höherem Rollwiderstand und mehr Gewicht. In die Lücke zwischen Crosscountry und Enduro wuchs alsbald eine neue Kategorie: „Downcountry“. Diese Begriffsneuschöpfung beschreibt einen Fahrstil, der sich durch Geschwindigkeit bergauf und bergab gleichermaßen auszeichnet. Schwalbe reagiert und bringt mit dem Wicked Will nun einen Reifen, welcher auf flotten Feierabendrunden gut rollen und gleichzeitig im schnellen Trail-Einsatz eine stabile Figur machen soll – und sind wir mal ehrlich: das ist doch eigentlich die optimale Schnittmenge der allermeisten Mountainbike-Ausfahrten.

 

Der Wicked Will ist vorerst nur in der Dimension 29x2.4" zu haben

 

Maximaler Grip bei minimalem Rollwiderstand

Laut Carl Friedrich Kämper, Produktmanager MTB bei Schwalbe, war es bei der Entwicklung das erklärte Ziel geringst möglichen Rollwiderstand mit maximal möglichem Grip zu vereinen. Ein Blick auf das Profil des Wicked Will verrät bereits einige Kniffe, mit denen die Schwalbe-Entwickler dieses Ziel erreichen wollten: abgeflachte Mittel- und markante Außenstollen prägen das Erscheinungsbild des Reifens. Eine geringe Profiltiefe und ein runder Shape kommen hinzu. So soll der Neue im Lineup mehr Reserven bieten, als Schwalbes Crosscountry Reifen Rocket Ron und doch schneller rollen, als der neue Nobby Nic. Verfügbar ist der Wicked Will vorerst ausschließlich in der Allround-Gummimischung Addix SpeedGrip und nur in der Dimension 29×2,4“. Bei der Karkasse hat man die Qual der Wahl zwischen der SuperRace Variante mit geringerem Gewicht und der SuperGround Variante für noch mehr Pannenschutz.

Mehr Infos gibt’s auf der Schwalbe Homepage: www.schwalbe.com

 

Das Profil des Wicked Will lässt Assoziationen mit bekannten Schwalbe Modellen aufkommen.

 

 

Auf dem Trail: unser erster Test des Schwalbe Wicked Will

Unser erster Gedanke zum neuen Wicked Will lautete: „Schaut aus, wie das Liebeskind eines alten Schwalbe Racing Ralph und eines neuen Schwalbe Nobby-Nic.“ In der Praxis fährt sich der Reifen dann auch so: mit Grip-Reserven ähnlich einem Allmountain-, bzw. Trail-Reifen und schnell rollend ähnlich einem Crosscountry-Reifen. Wir konnten den Wicked Will in der SuperGround Variante testen. Das Tubeless-Setup gestaltete sich Schwalbe-typisch unkompliziert – einzig beim Aufziehen auf sehr flache Carbonfelgen hatten wir etwas zu kämpfen. Der 2,4er-Wicked Will baut relativ breit und eher rund. Dadurch läuft der „Verrückte Wille“ in Geradeausfahrt v.a. auf den recht eng beieinander liegenden und angeschrägten Mittelstollen – das sorgt dafür, dass kaum Energie verloren geht. Die schnelle Feierabendrunde der Wahl hält zunächst einen Anstieg von 700hm am Stück auf 13,5km über Schotter, Asphalt und Trail parat. Nach genau einer Stunde ist der Uphill-Teil geschafft. Kein schlechter Wert fürs Trailhardtail mit moderatem Luftdruck!

 

Downcountry: das Einsatzgebiet des Wicked Will ist wie gemacht für die Feierabendrunde.

 

Dann übernimmt die Schwerkraft und es dürfen ordentlich Tiefenmeter „geschrubbt“ werden. Je am Rand der Lauffläche hält das Profil nochmals eine Reihe versetzter Stollen parat, welche dem Wicked Will v.a. beim Bremsen und auch im Nassen mehr Grip verleihen, als es der leichte Rollwiderstand vermuten lässt. Wird er in der Kurve auf seine Seitenstollen gestellt, zeigt der Wicked Will, dass in ihm das Potential eines Trail-Reifens steckt. Souverän bietet das Profil in Kombination mit der mittel-weichen Gummimischung einen starken Kurvenhalt. Auch im Grenzbereich zeigt sich der Wicked Will gutmütig und hervorragend kontrollierbar. Im kurzen Testzeitraum konnten wir dem Wicked Will keine Platten entlocken – und das obwohl er einige Einschläge auf den steinigen Bayernwald-Trails einstecken musste.

Wir können dem Neuen von Schwalbe einen breiten Einsatzbereich bescheinigen. V.a. am Hinterrad ist er ein schnell rollender Begleiter und wird nicht nur die „Nobby-Nic-Piloten“ von damals glücklich machen. In Kombination mit einem noch potenteren Reifen á la neuem Nobby Nic an der Front ergibt sich eine Spitzenkombi für den Trail. Marathonisti können sich mit dem Wicked-Will an der Front einen Grip-Vorteil verschaffen. Freunde schneller Touren, Transalpinisten und Downcountry-Biker haben jetzt eine neue Option und gehen „full Wicked Will“.

 

Die markanten Seitenstollen des Wicked Will beißen sich zuverlässig in den Trail.

 

 

Der neue Schwalbe Wicked Will am BMC Fourstroke Dreambuild

Wir haben die Gunst der Stunde genutzt und einen Traum von einem Downcountry-Bike aufgebaut. Nur die edelsten Parts und natürlich mit an Bord: der neue Schwalbe Wicked Will.

Hier gibt’s das Dreambuild Video: https://youtu.be/SA5nEhJU8UA

 

 
 
Schwalbe Wicked Will im Test
nach oben