Zillertal/Tirol – Biken ohne Grenzen

Text Holger Schaarschmidt Bild Andreas Meyer
Reise

Biken ohne Grenzen

Die Sonne steht schon tief, als wir die Bergstraße hinauf düsen. Der Blick zurück ins weite, üppig grüne Zillertal, das bei der flach stehenden Sonne regelrecht leuchtet und die umrahmenden Berge zusätzlich zur Geltung bringt, lässt die Mountainbiker-Phantasie mit uns durchgehen. Die ersten Pläne werden geschmiedet und schon bevor wir aus dem Auto steigen und vom freundlichen Hotelpersonal in Empfang genommen werden, stehen schon mehr Ideen für Biketouren in den kommenden Tage, als wie wir überhaupt Zeit mitgebracht haben. Während wir die Bikes entladen und für den nächsten Tag vorbereiten, verschwindet die Sonne über den Tuxer Alpen und lässt die Bergspitzen, die das Gerlostal überragen, purpurrot aufglühen. Euphorisch entscheiden wir uns für eine erste kleine Entdeckungstour am kommenden Morgen um den Speichersee Durlaßboden und ins Wildgerlostal. Bei Sonnenaufgang muss das sicher traumhaft sein.

 
 
"„Tauern“ bedeutete ursprünglich „Hohe Übergänge“ in den österreichischen Zentralalpen und steht für die vielen Saumpfade über die Pässe der parallelen Seitentäler der Salzach. Erst seit dem mittelalterlichen Bergbau bezeichnet Tauern auch die Gebirgszüge."

Vom Tiroler Zillertal ins Salzburger Pinzgau

Gesagt getan! Noch vor dem Frühstück schleichen wir uns aus dem Hotel und radeln entlang des quirlig dahinsprudelnden Gerlosbachs zum unweit entfernten Speicher Durlaßboden. Die Luft ist wunderbar frisch und wir genießen die herrliche Ruhe. Noch ist die Sonne nicht über die Berggipfel geklettert. Als wir den schön angelegten Weg am Ufer des Sees Richtung Wildgerlostal dahinkurbeln, brechen die ersten Strahlen durch die Wipfel der Bäume. Die malerisch urige Bärschlagalm markiert den Übergang zwischen den Bundesländern Tirol und Salzburg. Das Läuten der Kuh-Glocken erfüllt die sonst scheinbar absolute Stille im Tal. An der Alm beginnt die erste Betriebsamkeit und wir fühlen das vertraute Knurren im Magen. Genug fürs Erste. Der See ist rasch umrundet und das Hotel schnell erreicht. Beim üppigen Frühstück sind schnell weitere Pläne geschmiedet. Der letzte Schluck Kaffee ist kaum hinunter gestürzt, da sind wir schon wieder auf dem Weg zur Isskogelbahn.

Singletrailieren am Isskogel

Freundlich werden wir an der Talstation der Seilbahn empfangen. Nach einem kurzen Smalltalk über das Wetter und die neuen Trails für die „verrückten Biker“ in Gerlos hilft der Liftangestellte, die Bikes schnell und unkompliziert in die Gondel zu packen. Unsere Blicke schweifen über die weite Landschaft. Schneefelder und Gletscher glänzen in der Ferne im hinteren Schönachtal. An den intensiven Grüntönen der Almen und Wälder kann man sich kaum sattsehen. Durch zahlreiche Kurven mit Anlieger schweben wir mit den Bikes auf den neu ausgebauten und gut gepflegten Singletrails zuerst über Almwiesen, später durch den Bergwald hinunter ins Tal. Wellen, Anlieger und kleine Sprünge zaubern uns auf der ersten Abfahrt auf dem Iss-Flow ein dickes Grinsen ins Gesicht. Wir wollen mehr! Steiler mit engen Kurven, Drops und mächtigen Anliegerkurven geht es auf der Iss-Tough, Iss-Natural und Iss-Vertical für ambitionierte Biker zu. Da klopft das Bikerherz vor Freude und auch mal vor Anspannung vor den einzelnen Herausforderungen.

Wellnessbiken mit leckerem Essen, sanften Anstiegen und immer mal wieder Kühen auf dem Trail.

Panoramaweg Kreuzwiesenalm als Teil des “Bike Trail Tirol”
Bei strahlenden Sonnenschein erklimmen wir mit den Bikes von Gerlos den Panoramaweg Richtung Kreuzwiesenalm. Je weiter wir Richtung Rohrberg radeln, desto tiefer erscheint die Schlucht des Gerlosbachtals. Sobald man einmal den Höhenweg, der zahlreiche urige Almen oberhalb des Tales miteinander verbindet, erreicht hat, kann man gemütlich dahinkurbelnd die Landschaft auf sich wirken lassen. Mächtige Gipfel im Süden markieren den Zillertaler Hauptkamm. Lärmende Kuhglocken und der Duft nach Wiese und Heu machen die Eindrücke perfekt. Einer der schönsten und sonnigsten Plätze des Zillertals, so sagen zumindest die Wirtsleute, sei die Kreuzwiesenalm. Was wir definitiv bestätigen können, ist das es wohl kaum leckereres "Melcher Muas" geben kann als hier....äh was!? „Melcher Muas“ ist das traditionelle Essen der Senner auf den Almen. Aus Butter, Mehl, Milch und Salz wir ein leckeres Pfannengericht gezaubert und mit Preiselbeeren serviert. Gut Ding will Weile haben, weshalb wir den Start mit Zillertaler Krapfen, Roggenmehltaschen gefüllt mit Kartoffeln, Zwiebeln und Käse, hinlegen. Wir haben das Gefühl, noch viele Höhenmeter machen zu müssen, um mehr davon essen zu können. Aber wir haben ja noch einige Ziele.

Trail und Panorama wie aus dem Bilderbuch. Das rideable Project.

Die Zillertal Arena verbindet die Grenzregion Tiroler Zillertal mit dem Salzburger Pinzgau. Und dort erwartet uns am nächsten Tag eine der spektakulärsten Attraktionen ganz Österreichs: Der Krimmler Wasserfall und das wildromantische Krimmler Achental. Der Krimmler Tauern ist einer spektakulärsten Alpenpässe, die mit dem Mountainbike bezwungen werden können. Der Pass hatte als kürzeste Verbindung zwischen Salzburg und Venedig einst große Bedeutung und ist heute das absolutes Highlight von Alpencrossern. Das Krimmler Tauernhaus im von steilen Bergflanken und zahllosen Wasserfällen gesäumten Hochtal ist das älteste noch bewirtschaftete Gasthaus Österreichs. Hier geht uns die Phantasie durch...Stopp! Das ist dann doch zu viel für ein paar Tage Biken in der Zillertal Arena. Wir kommen sicher zurück, um mehr zu erleben. Mittlerweile ist auch der "Melcher Muas" am Tisch angekommen. Lecker dieses Zillertal!

Wissen

Die Zillertaler Alpen erstrecken sich über zwei österreichische (Tirol und Salzburg) und ein italienisches (Südtirol) Bundesland

„Zillertaler Doggln“ sind ein traditionelles Schuhwerk der Zillertaler aus Wolle und wird nicht nur in der Stube, sondern sogar im Freien und beim Rodeln getragen!
Zillertaler Doggln>>

Highlights

Alpencross-Feeling auf einer bekannten Transalp-Etappe: Vom Schlegeisspeicher über den Zamser Grund hinauf aufs Pfitscher Joch und damit an die Grenze Österreich-Italien

Wie wird und wurde Käse hergestellt? Endlich mal einen Blick hinter die Kulissen der Sennerei werfen im Museum oder live in der Heumilchsennerei Fügen
Käserei Fügen>>

Reisezeit

Mai – Oktober

Infrastruktur

Tourennetz/ Trails/ Bergbahnen mit Biketransport/ Bikeverleih (+ e-MTBs)/ Bikeshops/ Therme

Kartenmaterial

Kompass WK 37, Zillertaler Alpen – Tuxer Alpen

GPS-Touren

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Bikezentrum

Zillertal Arena Bike Aktiv Gerlos
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