Tiroler Zugspitzarena – Die volle Bandbreite des Sports

Text Holger Schaarschmidt Bild Andreas Meyer
Reise

Von Lachsen und Edelsteinen
Österreich - Tirol - Tiroler Zugspitzarena

2.962 Meter hoch ragt die Zugspitze aus der Landschaft und dominiert damit das Bergensemble der Region. Schroffe Felsen und Grasgipfel bilden eine ungewöhnliche Kombination und prägen so die einmalige Landschaft der Tiroler Zugspitzarena. Mountainbikern wird hier die volle Bandbreite des Sports geboten. Genussbiker kommen auf ihrer Runde am Heiterwanger See und zum Plansee voll auf ihre Kosten, während sich die Downhiller und Freerider am Grubigstein in Lermoos austoben können. Grenzübergreifend sind über 100 ausgeschilderte Touren in der Region möglich.

 
 

Überragt und umrahmt von schroffen Gipfeln mit klangvollen Namen wie Drachenkopf und Sonnenspitze liegt der Seebensee oberhalb der Ehrwalder Alm.
Beim Blick über den glasklaren Bergsee spiegelt sich die Zugspitze auf der makellos glatten Oberfläche des Wassers. Bei sommerlichen Temperaturen lädt der See zu einem erfrischenden Bad ein. Benedikt, Marsha mit Justin und Jeremy, Chef und Chefin des Ehrwalder Hofs mit Kids, sind begeisterte Biker und hatten diesen tollen Tipp für eine erste Erkundungstour und einen der eindrucksvollsten Panoramablicke über die malerisch gelegene Ehrwalder Alm. Benni kennt die Bikeregion Zugspitzarena wie kaum ein anderer und hat zahlreiche Tourenvorschläge und Geheimtipps in petto. Sein Wissen nutzen wir in den kommenden Tagen schamlos. Die Gastfreundlichkeit des Ehrwalder Hofs genießen wir in vollen Zügen. Das leckere Frühstück bildet die optimale Grundlage für einen genialen Biketag und lässt keine Wünsche an eine gesunde und vollwertige Verpflegung offen. Am Abend wird man bestens mit mehreren Gängen verwöhnt und kann auf der gemütlichen Terrasse den Sonnenuntergang genießen. A propos Sonnenuntergang – ein ganz besonderes Ereignis in der Zugspitzarena ist das Sonnwendfeuer. Seit 2010 zählen die Bergfeuer sogar zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Wer zu dieser Zeit die Zugspitzarena besucht, erlebt ganz besondere Eindrücke. Riesige spektakuläre Feuerskulpturen aus Mythologie und Glaube, übergroße Kerzen, brennende Hirschmotive oder andere beeindruckende Motive lassen den Talkessel zwischen Ehrwald, Lermoos und Biberwier erstrahlen. Dem Jahrhunderte alte Brauch zufolge, sollten damit einst böse Dämonen und Geister vertrieben werden. Heute zündeln etwa 300 Bergfeuerer bis zu 1.0000 Einzelfeuerstellen an, die in teils schwindelerregender Höhe an Felsen und bergsteigerisch anspruchsvollen Stellen gelegen sind.

Morgenrunde am Heiterwanger See

Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt haben, begeben wir uns auf eine Entdeckertour. Den Talkessel zwischen Ehrwald und Lermoos verlassen wir auf einem Panoramaweg Richtung Westen. Unser Ziel sind der Heiterwanger See und der Plansee. Neben tollen landschaftlichen Eindrücken ist vor allem der etwas größere Plansee für seine sagenhafte Unterwasserwelt bekannt, die zahlreiche Taucher anzieht. Leicht ansteigend geht es von Lermoos nach Bichlbach. Wir folgen der Via Claudia, der berühmten historischen Römerstraße, die einst als Haupthandelsweg den süddeutschen Raum um Augsburg über Füssen ins Inntal und von dort weiter über den Reschenpass und das Etschtal mit Norditalien verband. Umrahmt von den Ammergauer Alpen mit ihren grauen Dolomitspitzen sind die zwei schönsten Seen Tirols fjordartig in die bewaldeten Berghänge eingeschnitten. Besonders im Licht des Morgens gibt es eine ganz besondere Stimmung, wenn man den Ufern der Seen folgt. Toller Nebeneffekt: so früh am Morgen sind am Südufer des Plansees noch nicht so viele Spaziergänger unterwegs. Als tolle Einsteigertour ist die MTB-Route „Rund um den Daniel“ eine Empfehlung. Diese führt an den besagten Seen vorbei, umrundet dabei den Gebirgsstock um den „Daniel“ – höchster und markantester Gipfel der Ammergauer Alpen - und endet schließlich wieder am Ausgangspunkt. Ein ganz besonderes Highlight dabei ist auf der Tour das wildromantische Tal der Naidernach, die sich den Weg zum Deutsch-Österreichischen Grenzort Griesen gegraben hat und dort in die Loisach mündet. Einzig die nach Lachsen jagenden Bären fehlen noch zur völligen Illusion, inmitten der kanadischen Wildnis unterwegs zu sein. Den perfekten Tagesabschluss bildet der Abstecher zum Ziegenhof Peter in Ehrwald. Auf dem biologisch bewirtschafteten Ziegenhof grasen etwa 50 gamsfarbige Gebirgsziegen, die den Grundstoff für superleckeres Bauernhof-Eis, Ziegenkäse und weitere Ziegenrohmilchprodukte liefern. In Juniorchef Florians Kopf schwirren stets unzählige Ideen herum, wie er seinen Gästen den Aufenthalt an seinem Hof noch interessanter gestalten kann. Als wenn die leckeren Bio-Erzeugnisse seiner 50 Mitarbeiterinnen nicht schon genug wären...

"Im Tal der Naidernach fehlen nur noch die Lachs jagenden Bären zur Illusion, inmitten der kanadischen Wildnis unterwegs zu sein."

Quick & Dirty: Endurotrail Grubigstein

Panorama pur! Da wo im Winter die Skifahrer ihre Schwünge ziehen, grasen im Sommer Kühe auf den üppig grünen Wiesen. Ein moderat ansteigendes Asphaltsträßchen führt bis zur Brettlalm am Gschwander Kreuz und von dort als Schotterweg weiter zur Grubigalm. Wir haben viel gehört von den Freeride-Strecken am Grubigstein. Aus diesem Grund wollen wir uns die Kräfte für die Downhills sparen und nutzen heute die Liftunterstützung. Der Grubigstein-Freeride ist eine angelegter Biketrail und sicher nichts für schwache Nerven. Die steile Abfahrt mit zahlreichen Wurzelpassagen lässt keinen Raum für Unaufmerksamkeiten. Hier kommen diejenigen auf ihre Kosten, die es grob und schmutzig mögen. Nach Regenschauern verwandelt sich die Abfahrt in die reinste Schlammschlacht und wird zur fahrtechnischen Herausforderung. Ganz anders dagegen der Grubigstein-Blindsee-Endurotrail. Herrliches Panorama, ein Singletrail mit Flow, jedoch trotzdem eine Abfahrt die Konzentration und eine solide Fahrtechnik erfordert. Ein paar knackige Schlüsselstellen würzen den Fahrspass hinunter zum karibisch blau schimmernden Blindsee. Mit beiden Sektionen der Grubig-Bahn fahren wir ganz hinauf. Der Blick zur Zugspitze ist von hier sicher einer der besten! Aus diesem Grund sind wir hier oben auch nicht allein. Wir cruisen den Schotterweg entlang der Skipiste hinab bis zum Einstieg zum Trail. Offensichtlich verirren sich hierhin wenige Spaziergänger. Gut für uns! Schotterboden, Wurzeln, kleine Sprünge und wieder griffiger Waldboden wechseln sich ab. Von einer Kurve zur nächsten wird der Abfahrtsgaudi besser. Im Hintergrund erhebt sich markant der Wannig und die Sonnenspitze. Dazwischen liegt das Marienbergjoch, ein beliebter Pass für Transalpbiker.

Der Blindsee mit seiner tiefblauen Farbe schimmert wie ein überdimensionaler Edelstein aus dem satten Grün der umgebenden Wälder. Mehr als 600 Höhenmeter lassen wir auf dem Trail hinter uns, wobei besonders der letzte Teil des Weges nochmal für sensationellen Spaß sorgt. Entlang des Ufers wechseln sich Wurzelteppiche und Flowtrail-Passagen ab und sorgen zum Abschluss noch für den einen oder anderen Schweißtropfen auf der Stirn. Wir sind am See und können kaum fassen, dass tagtäglich tausende Urlauber achtlos an dem versteckten Kleinod vorbeirollen ohne überhaupt davon Notiz zu nehmen. Nur wenige Badegäste haben sich hierher verirrt, obwohl wir bei traumhaften Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen die allerbesten Badebedingungen herrschen. Keine noch so abgelegene Bucht auf Mallorca oder sonst wo könnte uns jetzt mehr beeindrucken. Kurz entschlossen springen wir in den glasklaren See. Traumhaft! Und wieder dominiert die Zugspitze im Hintergrund die Szene.

Solche Lichtstimmungen sind gerade im Sommer keine Seltenheit.

Informationen

Wissen

160 m beträgt der höchste Bodenabstand der Tiroler Zugspitzbahn. 1926 wurde sie eingeweiht.

Im Mittelalter war „Scharte“ der verbreitete Name für den höchsten Berg Deutschlands, bis ins 19. Jahrhundert war dann DER Zugspitz gebräuchlich. Der Name leitet sich vermutlich von den „Zugbahnen“ der Lawinen ab, die Steine und Geröll zurücklassen.

Highlights

Erleben, wie der Tag erwacht: Zum Sonnenaufgang mit der Seilbahn auf die Zugspitze und danach auf 2.962 m gemütlich im Panorama-Restaurant frühstücken.

Hochsommertauglich: Die vielen Seen in der Tiroler Zugspitzarena schreien geradezu nach einem beherzten Sprung ins kühle Nass!

Das lokale Ziegeneis ist ein Hochgenuss, nicht nur für Biker.

Reisezeit

Mai - Oktober

Infrastruktur

Tourennetz/ Trails/ Bergbahnen mit Biketransport/ Bikeverleih (+eMTBs)/ Bikeshop

Kartenmaterial

Kompass WK 25, Zugspitze – Mieminger Kette

Supertrail Map Zugspitzarena

GPS-Touren

Zugspitzarena>>

Bikezentrum

Bikeguiding Zugspitzarena Lermoos
Bikeguiding>>

Zugspitzarena>>

nach oben