Flims – Surselva E-Bike Trailtour

Text Stefan Baumgartner Bild Madlaina Walther
E MTB Reisen

world of mtb auf Trail Tour mit dem E-MTB

Es hat sich einiges getan in Flims und der Surselva! Im etwa 40 Kilometer langen Abschnitt des Vorderrheintals zwischen Disentis und Reichenau verbirgt sich eines der am besten ausgebauten Bike-Wegenetze, die ich bislang kennenlernen durfte. Dass es auch E-Biker bedient, ist Ehrensache. Ein perfekt ausgebautes Netzwerk von 30 Ladestationen sorgt für ausreichend Saft, um mit einem E-Bike bis hinauf nach Andermatt zu kommen – oder in die bis zu 25 Kilometer weit hineinreichenden Seitentäler und sogar bis zur entlegensten Alp!

Aus der E-MTB Spezial N°1.18

 
 
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Surselva bei Sonnenaufgang

Wunderbare Naturerlebisse per E-Bike

Im Herbst strahlt die Surselva wie eine riesige Freiluftkathedrale mit zahllosen bezaubernden Details. Das warme Licht der tief stehenden Sonne lässt die goldgelben Nadeln der Lärchen hell aufleuchten. Die Bergwiesen der Adula- und Garner-Alpen erstrahlen in Pastellgrün-, Beige- und Brauntönen, die fließend ineinander übergehen. Das tiefe Dunkelgrün der Talsohlen wirkt dazu wie ein beruhigender Kontrast. Die Bergspitzen sind schon vom ersten Neuschnee eingezuckert und bei ungetrübtem Himmel ist die Fernsicht hier so grandios wie zu keiner anderen Jahreszeit. Schon die letzten zwei Jahre habe ich mit meiner Familie den Herbst in Flims verbracht.

"Wir genießen die unaufdringliche, ehrliche Gastfreundschaft der Region Flims in vollen Zügen."
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Alp Nadèls

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Unterwegs mit dem E-Bike, im Hintergrund die Brigelser Hörner

In der world of mtb E-Bike Ausgabe 01.2016 und e-mtb 01.2017hatte ich schon begeistert von unserer Zeit hier berichtet und in diesem Jahr steigerte sich meine Begeisterung nochmal aufs Neue. Wir lieben die hochalpine Natur der Surselva, die schroffen Berge und zugegebenermaßen auch den Komfort, den uns die Infrastruktur rund um die Berghotels bietet. So haben wir wie üblich im „rockresort“ in Laax eingecheckt. Madhuh, mein Sohn, war sofort begeistert. Er liebt den Pumptrack. In der Bikeschool „Emprova“, was auf rätoromanisch so viel wie „Probier mal was Neues“ bedeutet, hatte er vor zwei Jahren schon erste Mountainbike-Skills erworben. Unglaublicher Stolz hatte mich als passionierten Biker damals erfasst. Auch meine Frau Juliana ist mit ihrem E-Bike unterwegs und genießt die unaufdringliche, ehrliche Gastfreundschaft der Region in vollen Zügen.

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Auf dem Weg von Tomül ins Valser Tal

Singletrail in traumhaft schöner Bergwelt

Für zwei Tage werde ich mich mit Marc Woodtli und Lokalreporter Giusep auf eine Singletrail E-MTB Tour mit Übernachtung begeben. Marc Woodtli durfte ich schon vor zwei Jahren kennenlernen. Er hat die touristische Infrastruktur in Flims mitentwickelt und ist für die Umsetzung der E-Bike Streckennetze maßgeblich mitverantwortlich. Giusep Venzin ist ein Bündner Mountainbike Urgestein. Mountainbiken ist seine Passion. Vor vielen Jahren hat er den Veloclub Surselva mitbegründet, in dem auch Nino Schurter aktives Mitglied ist. Nur kurz währen die Zweifel an einer E-MTB Tour des für sein Alter sagenhaft fitten Bikers. Schon am ersten Trail-Anstieg kann er seine Begeisterung für den Uphill-Flow kaum zurückhalten.

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Unterwegs mit Marc Woodtli

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Singletrail abwärts von der Alp Tomül ins Valser Tal

Mit dem E-MTB auf Singletrails im Bergmassiv der Adula-Alpen

Wir treffen uns bei Marc zuhause in Sagogn. Zum Toureinstieg führt uns von dort schon der erste flowige Singletrail in die fantastische Ruinaulta, die Vorderrheinschlucht bei Ilanz, die beim Flimser Bergsturz vor etwa 10.000 Jahren entstand. Direkt dem Lauf des Flusses folgend schlängelt sich der abwechslungsreiche Trail durch die Talsohle mit ihren leuchtend weißen Steilwänden. Er führt bis zur Bahnstation Versam der Rhätischen Bahn. Während der Hauptsaison sollte man übrigens früh dran sein, da man sich den Weg mit zahlreichen Wanderern teilt.
Kurz darauf ballern wir im Turbomodus die schmale Teerstraße nach Versam hinauf. Etwa 20 Kilometer zieht sich das Sträßchen mit wunderbarem Blick auf die gegenüberliegenden Berghänge bis nach Thalkirch im Safiental.

"Das 300-jährige Walserhaus ist ein skurriler Stilmix aus Tradition, 70er Jahre und Alpenkitsch."

Wir übernachten im Berggasthof Turrahus, einem über 300-jährigen Walserhaus, das einen skurrilen Stilmix aus Tradition, 1970er Jahre und Alpenkitsch bietet. Eine üppige Lasagne vom Hochlandrind, Spaghetti Napoli für die Veggies und ein herrlich frischer Salat geben Kraft für die morgige Etappe. Schon zum Sonnenaufgang möchten wir am Tomülpass sein. In gemütlicher Runde lassen wir den Tag ausklingen und erfahren noch, dass der Weg über den Tomül in den 1940er Jahren von polnischen Internierten zum kleinen alpinen Fahrsträßchen ausgebaut wurde. Dann kann der Anstieg ja nicht so hart werden, denke ich mir.

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Sonnenaufgang auf 2400m Meereshöhe

In der Dämmerung verlassen wir die Hütte und kurbeln zur auf 2.412 Meter gelegenen Passhöhe. Der Anstieg ist etwas technisch, teilweise verblockt und wurde von einem Erdrutsch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Ohne ebike hätten wir sicher eine kleine Wanderung vor uns gehabt. Langsam steigt die Sonne hinter den Gipfeln auf, als wir den Pass erreichen. Das Valsertal liegt noch im Schatten. Orangerot schimmernd und schließlich gelb verblassend reflektiert der imposante Pizzas d‘Anarosa das Sonnenlicht.

Die kleinen Örtchen sind wie aus einer anderen Zeit

Die Abfahrt vom 2.412 Meter hohen Tomül in Richtung Vals auf 1.250 Meter ist fantastisch. Der anfangs noch recht bockige Trail wird im weiteren Verlauf friedlicher, und wir rauschen durch zahllose Kurven und einige Bachbetten ins Tal. Das zieht in den Armen und wir sind froh, mit Fullys unterwegs zu sein. Die Alp Tomül ist leider schon verlassen und das Vieh bereits von der Alm ins Tal getrieben worden. An den leerstehenden Ställen vorbei geht es auf flüssig fahrbaren Almwegen durch einen Felsdurchbruch, vorbei an einem eiskalten Wasserfall und an den ersten Wanderern, die uns freundlich mit einem „Guads Dägli“ grüßen.
Der Weg führt in Kurven und Kehren durch einen Lärchenwald, der mehr und mehr in einen herbstlich bunten Mischwald übergeht. Immer wieder überqueren wir die Straße. Der Trail wird verspielter. Von verblockt bis flowig ist alles dabei. Schließlich erreichen wir Vals. Ein beeindruckendes Örtchen wie aus einer anderen Zeit. Die Häuser dürfen per Verordnung nur mit Natursteindächern gedeckt werden, klärt uns unser wandelndes Lexikon auf, während wir gemütlich auf unseren Trek Powerfly LTs hindurchsurren.

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Im Walsertal sind die Dächer per Verordnung nur mit Natursteinen gedeckt

Graubünden und der "Graue Bund"

Wir laden unsere eBikes Räder in den Postbus und gelangen kurz darauf nach Ilanz. Von dort geht es weiter mit den in Vals geladenen Akkus, durch das Vorderrheintal nach Truns. Dort lebt Giusep.
Von seinem Heimatdorf Darvela, einem Ortsteil von Truns, starten wir zu einer Tour zur Alp Nadèls. Auf dem Forstweganstieg über 1.200 Höhenmeter erfahren wir weitere interessante Fakten zur Region: In Truns wurde 1.424 der „Graue Bund“ gegründet, dessen Name sich im weiteren historischen Verlauf auf alle Bündner übertrug und schließlich dem Kanton Graubünden seinen Namen gab.
Inzwischen haben wir die Alp Nadèls erreicht. Die von einer Genossenschaft geführte Alp liegt auf etwa 2.000 Meter Meereshöhe und bietet eine 360°-Aussicht, die in der Region ihresgleichen sucht. Gen Norden sieht man den höchsten Berg der Glarner Alpen, den 3.614 Meter hohen Piz Tödi. Wer Trails sucht, ist hier oben ebenfalls goldrichtig. Wir wählen den erst kürzlich freigelegten Trail ins Val Sumvitg. Er ist ein Geheimtipp der Locals; eine offizielle Beschilderung gibt es nicht. Ich bin froh, einen erfahrenen Guide dabei zu haben.

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Unsere eBike Akkus zu laden war kein Problem

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Impressionen aus der Rheinschlucht

Die Alp Nadèls und St. Brida leuchten in herbstlichen Farben

Ganz in der Nähe der teils mit Moorlandschaft überzogenen Alp Nadèls liegt die Kapelle St. Brida. Zwei in prächtigen Herbstfarben leuchtende Laubbäume rahmen das Gotteshaus ein, von dem aus man einen fantastischen Fernblick über das umliegende Bergpanorama genießt – ein wirklich einzigartiges Szenario. Die Glocke der Kapelle kann man in die alpine Stille läuten lassen und dabei eine persönliche Bitte formulieren. Mit dem Ausklingen der Glocken verschwinden wir bereits wieder über die weite Almwiese im Wald. Tannenzapfen bedecken den teils auf Hohlwegen verlaufenden Singletrail. Der Boden ist feucht, aber super griffig. Der Wald verströmt den typischen, von Pilzen und feuchtem Boden geprägten Duft. Die Herbststimmung ist perfekt, während wir uns mit unseren e-Bikes mit viel Flow zurück ins Tal schlängeln.

Mit dem E-Bike auf der Ebene der Worte

Wir übernachten in Truns und genießen ein weiteres Mal die sagenhafte Bündner Gastfreundschaft. Der nächste Morgen werde erneut mit einem Highlight beginnen, meinen Marc und Giusep. Das heißt, erneut früh aufstehen! Wir kurbeln mit Vollgas auf die Sonnenterrasse der Surselva nach Brigels. Eine Forststraße führt uns weiter hinauf bis Sumitschun auf etwa 2.050 Meter Meereshöhe. In der Morgensonne leuchten die Brigelserhörner mit dem Cavistrau grond, dem Cavistrau pign und dem Tumbiv. Über einen markierten Trail gelangen wir zur Ebene „Plaun da plaids“, was „Ebene der Worte“ bedeutet. Hier zweigen tolle Trails in alle Richtungen ab. Wir wählen den links vom „Grep da plaids“, dem Fels der Worte. Anfangs noch etwas bockig wird dieser mit Erreichen der Waldgrenze zum super flowigen Singletrail, der schließlich wieder in Brigels endet. Mittlerweile ist Leben in das beschauliche Örtchen gekommen. Vor einem gemütlichen Café lassen wir unsere E-MTBs zum letzten Mal an die Ladestation, bevor wir uns auf den Rückweg nach Flims machen. Schöne alte Holzhäuser prägen das Ortsbild.
Gesättigt mit leckeren Bündner Capuns und Pizokel starten wir die letzte, gut 30 Kilometer lange Etappe unserer Tour zurück nach Flims. Auf der Sonnenseite des Tals genießen wir den Ausblick auf die Surselva, bis wir schließlich unseren Ausgangspunkt wiedererreichen. Mit leerem Akku, aber dafür aufgeladen mit einer unglaublichen Menge an Eindrücken und fantastischen Erlebnissen, freue ich mich, meine Familie wiederzusehen.

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Akkus leer - Eindrücke satt

Trailbook

1. Tag 1: Von Flims zum Turrahus im Safiental
45 km / 1.450 hm

2. Tag 2: Über den Tomülpass in Valsertal, zur Alp Nova und nach Truns
70 km / 2.300 hm (Giuseps Tipp)

3. Tag 2 alternativ: Trail-Schmankerl Alp Nadèls:
25 km / 1.200 hm

4. Tag 3: Von Truns über Brigels nach Flims (42 km / 1.400 hm), mit Trail-Schmankerl Sumitschun (zusätzlich 16 km / 800 hm)
70 km/2.200 hm

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