Schottische Trailcenter – Das Gegenteil eines Krisengebiets

Interview Norman Bielig Bild privat
Interview

Wieso baut der Forst Trails in Schottland?

Andy Wardman,  Mountain Bike Ranger, Forestry Commission Scotland, stationiert in Glentress Forest 7stanes trail centre, in der nähe von Peebles in Scottish Borders/UK.

Aus der Ausgabe 06.16

 
 

World of MTB: Was zeichnet Trailcenter in Schottland aus?

Andy Wardman: Die gebauten Trails sind so gestaltet und gebaut dass sie das ganze Jahr über gefahren werden können (bei jedem Wetter), zudem sind sie sehr gut gepflegt. Sie sind super spaßig zu fahren und es gibt für alle Könnerstufen verschiedene Lines um alle Biker, vom Anfänger bis hin zum Profi anzusprechen. Die Strecken sind gut gewählt und ausgezeichnet markiert. Schottische Trailcenter bieten eine große Vielzahl von verschiedenen Trailarten, verschiedenem Gelände, atemberaubende Aussichten und Landschaften, sehr gute Einrichtungen am Ausgangspunkt und einem Service der Mountainbiker herzlich willkommen heißt. Sie liegen ziemlich dicht aneinander und so ist es einfach eine oder zwei Wochen dort zu organisieren. Viele Trailcenter haben zudem sogenannte „off piste“ Trails die nicht markiert oder in Karten eigezeichnet sind. Zusammen mit ortskundigen Bikern sind diese Routen sehr beliebt, da sie natürlicher und unvorhersehbarer sind und im Gegensatz zu den gebauten Trails höhere technische Anforderungen stellen was für die Verbesserung des Fahrkönnens sorgt.

World of MTB: Wer zählt zu euren Gästen? Sind es eher Freizeitbiker, ambitionierte Biker oder professionelle Biker?

Andy Wardman: Hier in Glentress zählen wir viele erfahrene Biker aber auch viele Anfänger zu unseren Gästen. Glentress ist ein perfekter Ort um das Biken auszuprobieren. Es ist auch bei jungen Bikern sehr beliebt, wir haben drei Kinder-MTB-Clubs im näheren Umkreis die wöchentlich ihr Training auf den Trails abhalten (Peebles CC, KICC & Cranded). Zudem trainieren einige Profis auf den Trail – überwiegend Locals die mit den Trails im Tweed Vally groß geworden sind und jetzt im World Cup ganz vorne mitmischen: Grant Ferguson (aktueller Britischer XC Champion und U23 TopTen Racer im World Cup), Gary Forest und Katy Winton (Racer der Enduro World Series, EWS), Ruaridh Cunningham (DH World Cup Racer). Im Tweed Valley finden zudem vielen Events übers ganze Jahr verteilt statt. Das Highlight ist das jährliche Tweedlove Bike Festival (www.tweedlove.com) das in den letzten zwei Jahren zudem Gastgeber für die EWS war.

World of MTB: Wie sieht es bei euch mit Wegeregelungen aus? Gibt es auch Verbote für diverse Wege oder Pfade?

Andy Wardman: Neben den fantastischen, gebauten Trailcentes hat Schottland ein unglaubliches Wegenetz von Pfaden und Trails die dank eines der fortschrittlichsten Zutrittsrechte in der Welt nahezu fast alle zu befahren sind. Vorausgesetzt Biker halten sich an den „Scottish Outdoor Access Code“. Verantwortung für das eigene Handeln, Respektieren der Interessen von anderen Menschen, Schutz der Umwelt. Biker werden gebeten in die markierte Richtung zu fahren (viele Trails sind „Einbahnstraßen“) und in die falsche Richtung zu fahren wäre verantwortungslos, sich am Rand von Kornfeldern zu bewegen und auf Wegen zu bleiben wenn Golfplätze gequert werden. Manchmal müssen wir Trails sperren bzw. umleiten um Bäume zu fällen oder wenn andere Forstarbeiten anstehen. In fremde Gärten anderer Leute zu fahren ist ebenso verboten! Biker werden ebenso angehalten nicht auf nassen und weichen Untergrund zu fahren. www.outdooraccess-scotland.com http://www.dmbins.com/riders/do-the-ride-thing

World of MTB: Wenn nicht: Warum gehen dann so viele Biker in ein Trailcenter? Ist es der Spaßfaktor, das gemeinsame Training, oder was auch immer?

Andy Wardman: Trailcenter garantieren dir, dass du von Anfang an eine gute und effektive Ausfahrt hast. Du bekommst spaßige Trails, die bei jedem Wetter, das ganze Jahr hindurch befahrbar sind. Zudem hast du ausgeschilderten Routen die einfach abgefahren werden können. Duschen, Umkleiden, Bikewash und ein Café direkt am Start/Ziel deiner Ausfahrt. Trailcenter sind für Mountainbiker das, was für Kletterer die Kletterhallen sind. Trailcenter sind eine großartige Möglichkeit zu Biken, aber es gibt natürlich auch eine große weite Welt mit natürlichen Trails was viele Biker antreibt. Viele begeisterte Biker machen beides, Trailcenter und natürliche Trails.

World of MTB: Welche Tipps könnt ihr Trailbauern geben um mit möglichst wenig Aufwand einen möglichst guten Trail zu bekommen?

Andy Wardman: Unter diesem Gesichtspunkt gibt es folgende Punkte die man beachten muss wenn man einen guten Trail bauen (und erhalten) will. (Vorausgesetzt man hat die Erlaubnis des Grundstückseigentümer): -Schau, dass du ein trockenes Gelände hast, im Idealfall mit durchlässigem Mineralboden, einer dünnen Oberschicht und einem guten Gefälle. -Vermeide Gelände das überwiegend hart, steinig ist (sehr aufwändig und hart oder unmöglich mit der Hand oder Bagger zu bearbeiten). -Trails durch Laubwälder erfordern im Allgemeinen weniger Pflege durch Zuschneiden von Ästen als solche durch Nadelwälder. -Wälder mit mittelhohem Baumbestand sind am besten wenn die „Reinigung“ der Bodenvegetation gering sein soll. (Bäume helfen zudem den Trail zu führen und zu shapen und Wurzeln können natürliche Hindernisse darstellen) -Halte die Augen nach natürlichen Gegebenheiten in der Beschaffenheit des Geländes offen um einen interessanten Verlauf ohne viel graben zu müssen zu realisieren (z. B. natürliche Anlieger) -Versuche beim Trailverlauf durch Bäume übermäßig viele enge, ungünstige Passagen zu meiden und eher flowig und offen zu gestalten. Mach während des Bauens Testfahrten und scheue nicht davor zurück Lines zu kürzen bzw. zu ändern. Ein Trail der wirklich gut „fließt“ braucht weniger Pflege und es ist weniger wahrscheinlich dass er abgekürzt wird. -Leg den Verlauf des Trails nur in der Oberschicht des Bodens an und geh nur tiefer in den Untergrund wo es wirklich sein muss – wo der Trail über ein steile Böschung führt oder wo ein stabiler „Bremshügel“ gebraucht wird (z. B. nach einer Steilabfahrt) -Plane Verläufe, die ohne das Bauen von Brücken, etc. auskommen (z. B. Überfahrungen von Feuchtgebieten) -Enduro Trails mit steilem Gefälle sind im Allgemeinen schneller und einfacher zu bauen als XC typische Trails und neigen dazu, je nachdem wie sie befahren werden, sich schneller auszufahren. Sei vorsichtig bei der Planung um übermäßige Erosion zu vermieden und aufkommendes Oberflächenwasser abzuführen. -Downhill Singletrack Passagen sind für die meisten Fahrer das bevorzugte Terrain – konzentriere dich bei der Planung oder beim Bau auf diese Passagen und benutze Forstwege oder bestehende Trails für den Uphill. Wie viel Arbeit nötig ist hängt immer davon ab wie und wie stark ein Trail befahren wird und wie das Fahrgefühl sein soll. Als Beispiel: Wenn ein Trail nur wenig befahren wird und ein natürliches Fahrgefühl erwünscht ist, wird nur wenig Arbeit erforderlich sein, vor allem wenn die Bodenverhältnisse gut sind. Wenn der Trail aber mittel bis oft befahren wird, muss auf dem ganzen Verlauf bis zur Mineralschicht gegraben werden um eine harte Oberfläche zu bekommen. http://www.dmbins.com/riders/where-to-ride http://www.7stanesmountainbiking.com/Glentress---Innerleithen http://scotland.forestry.gov.uk/forest-parks/tweed-valley-forest-park/glentress

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