Max Foidl goes Olympia

Geschichten

Text: Jan Timmermann Bild: Andreas Meyer

 

 

Im Portrait:

Österreichs einziger Mountainbiker in Tokio

 

„Meine Mutter hat extra ein weißes KTM-Shirt gebügelt und ich habe direkt Kaffee drüber verschüttet.“ Ein gedankenverlorenes Grinsen huscht über Max‘ Gesicht. Er sitzt in der Firmenzentrale seines Teamsponsors und trägt ein schwarzes Shirt. Max ist Profi durch und durch. Das merkt man sofort am athletischen Körperbau aber auch daran, wie er vor dem Fotoshooting die Mütze eines weiteren Sponsors geraderückt.

Erst tief in der Nacht war Max vom Worldcup-Rennen im französischen Les Gets zurückgekehrt. Die Schlammschlacht war knochenhart aber auch eine gute Gelegenheit das Reifen-Setup für den japanischen Regen zu testen. Viel geschlafen hat der 25-jährige nicht – das verraten seine Augen. Und doch beantwortet Max souverän die Fragen der Journalisten, macht Fotos mit der Unternehmensspitze und nimmt sich Zeit für jeden Fist Bump.

 

 

Zeit, die er eigentlich gar nicht hat. Nachher wird er das nagelneue Fully in sein Auto stopfen. Dort hat er alles dabei, was er braucht. Ein Ziel für Olympia will er noch nicht festlegen. Hinsichtlich seines nächsten Ziels muss er erst einmal spontan entscheiden: zu seinen Eltern in St. Johann oder doch zum Leistungszentrum in Graz? Der Terminkalender nimmt ihm die Entscheidung ab. Morgen wird das österreichische Olympiateam medienwirksam eingekleidet.

Eigentlich will ihn sein Team nicht mit zu viel Pressearbeit belasten aber als einziger österreichischer Olympionike in der Crosscountry Disziplin lässt sich ein wenig Rummel kaum vermeiden. Vollzeit-Profi Max sagt zu, morgen den Instagram-Account des Teams zu managen, während er sein Olympia-Bike durch die Büroräume schiebt.

 

 

Ob ihn die vielen Verpflichtungen und der Schlafmangel stressen? „Ich bin froh, dass du das Wort ‚Stress‘ verwendest, denn ja, das ist ‚Stress‘“ beantwortet Max die Frage offen und lässt eine lange Pause. Er sei anfällig für Stress, freue sich aber über die große Anteilnahme an seiner Qualifizierung. Anders als im Nachbarland Deutschland musste diese nach der Verschiebung der Spiele in 2021 erneut bestätigt werden und sollte er es tatsächlich nochmals schaffen, hatte sich Max geschworen, etwas zurückzugeben. Es bedeutet ihm viel, wenn sich andere an seinen Erfolgen mitfreuen.

Am Anfang der Worldcup-Saison sah es allerdings gar nicht gut aus für Olympia. Ein Platten beim Rennen in Albstadt warf ihn mental ziemlich aus der Bahn. Die Frühjahresrennen waren super gelaufen – Max fühlte sich gut. Dann kam das relevante Rennen auf der Schwäbischen Alb. „Ich hatte alles unter Kontrolle und dann plötzlich nicht mehr“ sagt Max nachdenklich. Als am Wochenende darauf in Nove Mestro seine Kette riss und das Feld an ihm vorbeizog habe er ganz schön gelitten. Der Kindheitstraum von Olympia schien ausgeträumt und Max begrub ihn, als er wenig später mit dem Kopf im tschechischen Boden einschlug.

Totgeglaubte leben länger und als Max in der Notaufnahme im Livetiming die Leistungen seiner Nationalkameraden verfolgt, kehrt der Glaube an die Quali zurück. Pandemie, Verschiebung, harte Renntage voller Duelle mit der Konkurrenz und dem eigenen Kopf. Die Entscheidung der Offiziellen war zu keinem Punkt klar. Max hat eine Pause nötig.

 

 

Es ist ein ganz normaler Tag. Max sitzt zu Hause und entspannt. Er hat ein wenig geschlafen, denn noch immer schmerzt der Kopf. Das Handy vibriert und als Max die Nummer auf dem Display erkennt, ist die Nervosität zurück. Es ist der Anruf, der den Krimi beenden und Max die Entscheidung des österreichischen Radsportverbandes mitteilen soll. Maximilian Foidl vertritt Österreich bei den Olympischen Sommerspielen 2021.

Freude und Erleichterung! Der erste Anruf gilt seinem Papa. Max hat eine enge Beziehung zu seinem Vater. Noch immer freut er sich, wenn dieser als Zuschauer am Streckenrand steht. Durch ihn kam Max mit sieben Jahren zum Training seines lokalen Vereins und schloss dort viele Freundschaften, welche ihn bis heute begleiten. Nach Japan reist Papa leider nicht mit.

 

 

Das asiatische Klima unterscheidet sich deutlich von dem seiner Heimat Tirol. Um sich auf die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit vorzubereiten trainiert Max nun immer wieder in einem einteiligen Regenanzug. „Primitiv aber bewährt!“ Die österreichischen Trainer stellen ihm außerdem einen Schlafplan bereit, damit sich Max bereits auf heimischem Grund auf den Jetlag vorbereiten kann. Das ist auch nötig, denn wenn das Team am 20. Juli landet, ist nicht mehr viel Zeit bis zum Rennen am 26. Die Athleten dürfen aufgrund der Pandemiebedingungen nur hermetisch abgeriegelt trainieren und die technisch anspruchsvolle Strecke des Crosscountry-Rennens ist erst drei Tage vor Startschuss für das Training geöffnet. Von Tokio wird Max also nicht viel sehen. „Wahrscheinlich trainiere ich vor Ort noch zwei Tage auf der Rolle.“

Jetzt ist Max also der einzige männliche Mountainbiker, der sein Land in Tokio vertreten wird. „Druck ist da. Allerdings weniger, weil ich der einzige bin, sondern eher, weil ich – wenn ich schon nach Tokio fahre – auch Leistung bringen will“ meint er. In der Vergangenheit konnte Max bereits beweisen, dass er bei Großevents unter Druck arbeiten kann. So holte erst sich gerade erst den Titel des österreichischen Staatsmeisters. Nun also Tokio.

 

 

Durch Corona will sich der junge Österreicher keinen Strich durch die Rechnung machen lassen. Der Schritt zum Profi war für Max eine große Lebensveränderung. Seitdem klar war, dass er tatsächlich mit den besten der Welt mitfahren konnte, ging es stets darum die Startposition im Worldcup zu verbessern. Der Crosscountry Sport ist hochkomplex. Max hat hart für die Qualifikation gearbeitet. „Man blendet diese Chance immer wieder aus. Erst, wenn man Zeit findet kurz zu reflektieren, wird einem bewusst, was da ansteht“. So beherrscht Olympia zwar Max‘ Training, nicht aber seine Träume.

„Als Rennfahrer hat man immer Ziele.“ erklärt Max „Trotzdem will ich versuchen das Ganze möglichst locker zu sehen. So kann ich im Rennen am schnellsten sein.“ Leiser fügt er hinzu: „An einem Guten Tag ist viel drin.“ Nochmals rückt Max die Sponsoren-Mütze gerade und das gedankenverlorene Grinsen ist zurück.

 

 

Die Wahl des Olympioniken:

Das KTM Scarp 2022 von Max Foidl

 

Wir hatten die Chance bei der Übergabe des Olympia-Bikes an Max Foidl dabei zu sein. Im Artikel erfahrt ihr außerdem alles über die neuen KTM Crosscountry Racebikes Myroon und Scarp für das Modelljahr 2022:

 

KTM Scarp und Myroon 2022

 
 
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