Race VS. Fun

Text Matthias Baumgartner, Johannes Haidn Bild Andreas Meyer
Meinung

Race VS. Fun

Der Hype um Endurobikes ist riesig; sie sind eine nicht mehr wegzudenkende Kategorie im Mountainbike-Sport. Kein Wunder, dass es unzählige Angebote an Rennformaten gibt. Doch ist jeder Biker automatisch ein Rennfahrer, oder muss er es werden? Johannes im Zwiegespräch mit Matthias!

Aus der Enduro & Trail 2018

 
 

Johannes – pro Race

„You think, you eat, you shit for the Mountainbike, when you ride Enduro.“ – Diese Antwort bekam ich von Karim Amour (ehemaliger DH- und vierfacher WorldCup-Racer sowie erfolgreicher Enduro World-Series Fahrer) bei einem Interview, bei dem es unter anderem um das Training eines Enduro-Racers ging.
Wer einmal Blut geleckt hat und Erfolge bei Rennen hat feiern können, der ist bereit, immer weiter und weiter zu gehen. Rennen fahren kann süchtig machen; man kann dabei Glücksmomente feiern wie kaum sonst wo. Man muss aber auch Niederlagen einstecken, die weit unter die Gürtellinie gehen. Für mich waren diese krassen Gegensätze jahrelang der Motor für Enthaltsamkeit, Willenskraft oder, um es in Karims Worten zu sagen: You think, you eat, you shit for the Mountainbike.
Mittlerweile verbringe ich meine Freizeit mit meiner Familie, doch gelegentlich werde ich rückfällig und es zieht mich an die Startlinie eines Hobbyrennens. Dort macht es, wie auch früher schon, „klick“ in meinem Kopf und ich versuche, mein Bestes zu geben. Und auch, wenn ich auf dem Bike kaum mehr jemanden nass mache, genieße ich das Gefühl zu kämpfen, bis an mein Limit zu gehen und auch ohne Rennerfolg glücklich über die Ziellinie zu rollen.

Matthias – pro Fun

Seit knapp 20 Jahren ist das muskelbetriebene Zweirad eine große Leidenschaft von mir. Und der Spaß stand und steht dabei immer an absolut oberster Stelle. Klar hab‘ auch ich schon an Rennen teilgenommen und das soll jetzt auch nicht heißen, Rennen sind nicht spaßig. Doch unterm Strich hatten sich für mich immer die gleichen Schlussfolgerungen herauskristallisiert: Zum einen habe ich nicht das Verlangen danach, mich mit anderen messen zu müssen. Zum anderen muss in der Regel ein riesiger Aufwand betrieben werden (das Training nicht mit eingerechnet), um an einem Rennen teilzunehmen. Dabei wird das ganze Wochenende investiert, um effektiv vielleicht eine Stunde auf dem Bike unterwegs gewesen zu sein. Denn die meiste Zeit heißt es doch: sich anstellen, an die Trainingszeiten halten, warten und rumhängen; im schlimmsten Falle dann vielleicht noch auf einer Strecke unterwegs zu sein, die einem nicht mal gefällt...
Da breche ich lieber mit Freunden zu einer dicken Enduro-Tour auf; egal, ob ins hochalpine Gelände, in den Bikepark oder auch nur auf eine Hometrail-Runde, um solange und so viel zu fahren, bis ich nicht mehr kann und mag. Für mich zählt auf dem Bike der Spaß und nicht der Erfolg!

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