Cyclocross – Für die die sich selbst im Winter nicht ruhig halten wollen

Text Sönke Wegner Bild Aurélie Tscheiller / Anne-Sophie Haverlant / Tobias Klein
Geschichten

Alles was am MTB Spaß macht, gibt es an einem Cyclocrosser nicht!

Warum nicht einfach mal die MTB Saison abschließen und die Beine stillhalten, bis die Vögel im Frühling zwitschern und dich aufs Bike rufen? Schon mal was von Cyclocross gehört?

 
 

Warum mit unterdimensionierten Fahrrädern, ohne Federgabel, auf schmalen Reifen und mit Rennradlenker über den Acker pflügen? Alles was beim Biken Spaß macht, wird abgeschraubt und durch puristische Komponenten, gefühlt aus dem letzten Jahrhundert, ersetzt. Und als wenn man sich nicht schon genug knechtet, kommt hinzu, dass es kalt und nass ist und womöglich noch Schnee hat.
Und genau diese Einfachheit und Kurzweiligkeit ist es, was jedes Wochenende erneut angefressene Radfahrer mit unterschiedlichstem Rad-Background an den Start bei Cyclocross Rennen lockt.

Absperrbänder bestimmen häufig das Bild einer Crossstrecke. Viel Platz benötigt es nicht, um Spaß zu haben.

Bei einer Renndauer von meist 60 Minuten, wird es niemanden kalt. Jeder wird feststellen, dass man innerhalb kurzer Zeit eine Ausbelastung bekommt, als würde man einen mehrstündigen Marathon fahren. Strecken, die mit dem Mountainbike gähnend langweilig wären, entwickeln sich plötzlich zur brutalen, unverschämt rutschigen und allesabverlangenden Achterbahn, die jede Unachtsamkeit mit sofortiger Konsequenz bestraft. Die Piloten, das sind technisch höchstversierte, schmerzfreie Radfahrer, die zudem die Laktatverdräglichkeit eines Sprinters mitbringen.

Ein neues Format: Cyclcross-Etappenrennen. Die Cyclocross Tortour findet immer im Februar statt und scheucht die Fahrer durch Wind und Wetter.

Ein gern gewähltes Hindernis: Treppen. In den meisten Fällen jedoch bergan und laufend. Das Velodux ist ein Teamrennen, bei dem jede Runde gewechselt wird. Leider findet das Rennen 2016 nicht statt.

Das ständige Auf und Ab.... Man liebt und hasst es gleichermaßen!

Cyclocross ist eine Mischung aus Enduro, Marathon, Crosscountry und Kriteriumgebolze mit allen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten. Es ist für alle etwas dabei und dennoch gibt es Spezialisten. Wer im Sommer eine gute Basis gelegt hat, der kann im Herbst ernten… oder war es nicht immer so: Gewinner werden im Winter gemacht? Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es gibt genug Gründe, dieser puristischen Randsportart eine Chance zu geben.

Nicht immer muss ein Rennen auch Wettkampfstress bedeuten. Erkundige dich und du wirst lockere Trainingsrennen finden. Den Kaffee im Anschluss bringst du mit, den Kuchen der Typ hinten links.

Der typische Wintersport, ausnahmsweise mal nicht vor dem Fernseher.

Trainiere den Start! Das Einklicken ist das A und O! Hier kannst du bereits verlieren.

Der Wettkampfgedanke liegt beim Cyclocross sehr nahe. Training auf dem Crosser ist okay… manchmal auch genial, aber manchmal auch nicht mehr als eine Abwechslung zum gewohnten Bike. Man kann nur schwer ein Rennen im Training simulieren. Beeindruckend ist in jedem Fall, die Beschleunigung und damit die Geschwindigkeit, die man auf einfachen Trails hat. Das Driften um Kurven, das Hochrammen von Rampen oder das Holpern über Wurzeln sind nur wenige Elemente, die dich ganz schnell daran erinnern, dass du nicht auf deinem Enduro hockst. Mit einem Crosser kann man nicht langsam fahren! Zu Beginn wirst du fluchen! Später diese Einfachheit lieben und beim Warten deines Crossers wird dich ein Schmunzeln überkommen: Keine Federgabel, kein aufwendiges Fahrwerk, kein Wenn&Aber!

Nachtcross... Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wer will hier schon sein schönes Mountainbike dreckig machen?

Die Lampe scheint! Nightcross gibt es auch bei gutem Wetter.

Der perfekte Abschluss vom Supernova Nightcross: Ein gemeinsames Bier!

Der Klassiker! Hürden sind beliebte Elemente eines ca. 2,5 km langen Rundkurses.

Mit der richtigen Technik ist das Auf- und Absteigen unwesentlich langsamer aber sicherer.

Der Teamspirit bleibt nicht auf der Strecke. Beim Bike and Run in Reute versucht sich sogar Markus Bauer (Kreidler Werksteam / rechts) zusammen mit Teamkollege Moritz Milatz.

Aber sind wir ehrlich! Am liebsten mögen wir gutes Wetter und angenehme Temperaturen. Alles andere wäre schöngeredet.

Der schwarze Ritter! Bei BDR Rennen (z.B. Deutschland Cup), ist es Pflicht, dass man das Trikot einer angemeldeten Renngemeinschaft oder vom Verein trägt. Ansonsten muss man ein Unterhemd (neutral) tragen oder ein neutrales Trikot.

Oder man macht es, wie Herr Eiermann und trägt sein Trikot auf links. Das ist im Übrigen auch der Vorschlag von dem BDR Kommissär in Magstadt gewesen. Das ist absolut regelkonform.

Das Rad. Ein Augenmerk sollte auf die Reifen gerichtet werden. 33 mm dürfen die Reifen im Rennsport breit sein. Ob aufwendig geklebt, tubeless oder mit Schlauch, alles hat seine Vorteile. Die Schaltung kann einfach oder auch mit Umwerfer sein. Da die Rennstrecken häufig nur wenige Höhenmeter aufweisen, reicht meist ein 40 oder 42er Kettenblatt mit 11-30 / 11-32. Die MTB Pedale werden auch mit MTB Schuhen gefahren. Packe die größten Stollen drauf, um gut die Berge hochlaufen zu können. Der Sattel muss stabil sein... Gebremst wird mit der Scheibenbremse (Cantis entschleunigen!).

Jetzt weißt du, warum Cyclocross nach der Saison eine Chance verdient hat. Trainiere das Auf- und Abspringen. Suche dir einen tiefen Acker und presse im Sitzen so weit, dass die Oberschenkel platzen. Bist du erledigt, dann starte gleich nochmal! Das ist Cyclocross. Ehrliches Rad – Ehrlicher Sport!
Aber wir wollen dich auch nicht aus deinem wohlverdienten Winterschlaf holen! Bleib doch einfach auf der Couch liegen, schalte den UCI Channel an und riskier einen Blick auf die Cyclocross Worldcups. Du wirst es nicht bereuen!

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