Karibik-Biken in Kärnten

Text Daniel Oberauner, Anna Weiß Bild lake.bike, Christoph Oberschneider
Geschichten

Biken im Dreiländereck Österreich - Italien - Slowenien

»Nochmal« ist das tollste Wort der Welt. »Nochmal« bedeutet pure Freude. Es ist sozusagen der akustische Beweis dafür, dass man als Elternteil gerade alles richtig macht. Doch heute bedeutet es auch Arbeit, ist es doch eine Aufforderung, das sechsjährige Töchterchen wieder den Trail hochzuziehen.

 
 

lake.bike ist Mountainbiking weitergedacht

Wir sind am Faaker See, dem türkisesten See Kärntens, und der Grund unseres Entzückens ist – für das südlichste Bundesland Österreichs ganz unüblich – keine Wasserrutsche, sondern der „Lowgartner Trail“ mit seinen erdig-griffigen Anliegerkurven und sanften Wellen. Wir sind nicht zum ersten Mal hier, wird doch seit geraumer Zeit in den Karawanken im Dreiländereck von Österreich, Slowenien und Italien unermüdlich an der Legalisierung von MTB-Trails und Touren gearbeitet – was aufgrund der Gesetzeslage in Österreich allerdings nicht immer einfach ist. Die Tourismusregion Villach setzte aber vor ein paar Jahren einen entscheidenden Schritt: Sie installierte den Posten eines MTB-Koordinators für die Region und initiierte so die Gründung der Marke lake.bike. Wurde Mountainbiking bis zu diesem Zeitpunkt eher stiefmütterlich behandelt, konnte die MTB-Entwicklung ab diesem Moment so richtig Fahrt aufnehmen.

lake.bike ist keine Bikeregion, es ist ein Lebensgefühl! Das spüren alle - ob im lake.bike Kids Bike Park auf der Gerlitzen, beim Touren-Abstecher in die Nachbarländer Slowenien und Italien oder beim After-Ride-Beer in einem der Basecamps. Damit auf den Trails auch alles immer geschmeidig läuft, geben die lake.bike Shaper tagein, tagaus ihr Bestes.

Trails für Urlauber und Locals

Biken und Baden mit der Familie, Enduro Laps mit den Kumpels oder ein kompletter Aktivurlaub – jede gewünschte Kombination ist möglich. Denn die Flowtrails, Enduro-Wegerl und Shared Trails der Gegend verfügen gleich über mehrere Alleinstellungsmerkmale. Erstens hat man erkannt, dass Moun-tainbiking nicht (nur) das „Skifahren des Sommers“ ist, sondern auch ohne Autoanreise und Lifte Spaß macht. Und zweitens ist Villach die einzige Stadt im Bundesland Kärnten mit eigenem Trail-Center – perfekt nicht nur für Bike-Urlauber, sondern auch für Locals wie uns. Es verwundert also nicht, dass die entstandenen Anlagen gerne für Sportwochen, Veranstaltungen und alle Arten von Aus- und Fortbildungen genutzt werden. Im Mai bin ich schon das nächste Mal hier. Dann aber in meiner Funktion als Lehrbeauftragter für Mountainbiken der Universität Klagenfurt mit etwas älteren Kindern, genauer gesagt einer Horde Sportstudent*innen.

Smart: Da der lake.bike Pumptrack überdacht ist, kann er auch als Schlechtwetter-Alternativprogramm genutzt werden.

„Das Besondere an lake.bike ist für mich, dass sich alle Beteiligten sehr dafür einsetzen, dass in der Region offizielle Trails gebaut werden. Das finde ich sehr wichtig, da unsere Community immer größer wird.“ – YouTuber und Instagramer Florian Lerchbaumer

Das Epizentrum der Region ist mit Sicherheit die Baumgartnerhöhe auf fast 1.000 Metern über null. Hier wartet mit dem „Flowgartner Trail“ sozusagen die Einstiegsdroge auf Trail-Hungrige. Die Baumgartnerhöhe ist ein weiteres Beispiel, wie ein ehemaliges Kleinstskigebiet für den Sommer revitalisiert werden kann. Okay, Lift gibt es keinen mehr, aber wie man am Beispiel der Wexltrails in Niederösterreich sieht, kann sich das sehr schnell ändern. Mit Flowtrails alleine ist es aber nicht getan. Und deshalb entstanden und entstehen nach und nach immer mehr Trails in allen Schwierigkeitsgraden, zuletzt der „Blairwitch Trail“ für Enduro-Enthusiast*innen. Ein einziges Trail-Center wäre aber bei dem enormen Bedarf an legalen Bikemöglichkeiten nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und so dehnte man das Angebot in alle Richtungen aus: sei es der überdachte Pumptrack für Kids in Drobollach (mit gratis Strandbad nebenan!), der lake.bike Kids Bike Park auf der Gerlitzen oder die herausfordernden Shared Trails am Ossiacher See. Und ganz neu ab diesem Jahr ist eine schwere Downhill-Strecke auf der Gerlitzen, die Trail Nummer 13 dieser Region wird.

Derf’s a bissal mehr sa?

Doch was wäre ein Bike-Urlaub ohne Entspannung? Auch hier hat die lake.bike-Crew den Zeitgeist erkannt. Spezielle Bike-Unterkünfte, „Basecamps“ genannt, erfüllen Gästen alle Wünsche und sorgen für Wellness für Bike und Biker. Sogar drei Campingplätze sind mit von der Partie – Vanlife und Radfahren, die perfekte Kombination. Kärnten ohne Baden? Geht nicht! Mehrere Strandbäder, darunter auch einige mit freiem Eintritt, bieten kühles Nass für eine kurze Abkühlung oder den ausgedehnten Badetag. Genug vom Trail-Shredden? Dann hat die Gegend im Dreiländereck noch einiges in petto. Wie wäre es mit einer Tagestour nach Italien oder Slowenien? Gleich über die Grenze in Kranjska Gora gibt es einen Bikepark! Einer Rennradrunde über berühmte italienische und slowenische Pässe? Oder einem gemütlichen Tagesausflug entlang des Alpe-Adria-Radweges mit nachhaltiger Bahn-rückreise? Aperol Sprizz natürlich inklusive.
„Nochmal!“ Ach ja, da war doch was. Dann also nochmal. Abschleppseil eingehakt und los geht’s – wie gut, dass wir das E-MTB eingepackt haben.

"Das AreaOne Skills Center bietet mir die Möglichkeit, an meiner Technik zu feilen und meine Fahrweise zu perfektionieren. Danach muss eine Belohnung her: am besten ein selbst gemachtes Softeis beim Gasthaus Millonig! "
Yana Dobnig, Enduro-Racerin

Wenn mit Yana Dobnig und Florian Lerchbaumer sogar Locals – und noch dazu Bikeprofis! – davon schwärmen, dass sich in Sachen lake.bike sowohl Anfänger*innen als auch erfahrene Biker*innen austoben können, ist das die höchste Auszeichnung für das Team um Mountainbike-Koordinator Andi Holzer.

„Das ist genau das, was wir mit lake.bike beabsichtigen: dass sich Familie und Freunde hier treffen können und wirklich jeder eine gute Zeit hat und sich auf seinem Level verbessern kann.“

world of mtb: Andi, stell dich uns doch kurz vor.

Andi: Mein Name ist An-dreas Holzer, ich bin 32 Jahre alt und lebe am schönen Ossiacher See in Kärnten. Das Thema Mountain-biken begleitet mich von klein auf. So bin ich als Kind bereits bei Rennen im XC-Austria-Cup gestartet oder habe den ersten Dirt-Park in Kärnten verantworten dürfen. Aus diesem Hobby heraus entstand die Leidenschaft zur Destinationsentwicklung, der ich heute auf beruflicher und privater Ebene nachgehe.

world of mtb: Was unterscheidet Südkärnten vom Rest Österreichs?

Andi: Das südliche Flair bedeutet mehr Sonnentage und niederschlagsarme Bikesaisonen, kom-biniert mit Badeseen, schönen Landschaften und der Nähe zu Italien und Slowenien, und immerwährend begleitet von kulinarischen Highlights natürlich.

world of mtb: Eure Trails tragen teils witzige Namen. Was sind die Geschichten dahinter?

Andi: Meist entstehen die Namen aufgrund von regionalen Verwurzelungen, Kombinationen aus Neu und Alt oder aus einer Geschichte während des Baus. Bei den beiden Trails „Flowgartner“ und „Lowgartner“ zum Beispiel spielen der Flowtrail und der Name des Grundeigentümers – Baumgartner – eine zentrale Rolle. Beim „Ischnig Trail“ verwenden wir den Vulgonamen des Bauernhofs, zu dem auch die Buschenschenke Ischnig gehört, wo der Trail endet. Damit erweisen wir dem regionalen Bauern unsere Wertschätzung. Beim „Shorty Trail“ kann man die Namensherkunft ableiten: Er ist einfach sehr kurz. Die Geschichte des „Blairwitch Trails“ würde den Rahmen sprengen, bezieht sich aber auf einen Insider der Trail-Baufirma. Der Name des „PROlitzen Trails“, der Ende Mai eröffnet wird, stammt aus einer Umfrage auf Social Media. Er enthält sowohl das Wort „Profi“ als auch den Namen des Berges „Gerlitzen“. So bringt die Trail-Bezeichnung neben der Ortsangabe auch die Schwie-rigkeit des Trails auf den Punkt. Denn der ist richtig schwer und nur für Expert*innen geeig-net! „Matschy“, „Huby“ und „Parthy Trail“ sind eine Kombination aus den Namen der jeweiligen Hauptgrundeigentümer entlang der Strecke, gepaart mit einer kleinen modernen Abkürzung in Form der Endung „y“ beim Trail. Der Name des MTB AreaOne Skill Centers entstand während des Baus der Anlage, welche wir gemeinsam mit einem Verein in Freiwilli-genarbeit errichtet haben. „AreaOne“ deswegen, weil es die erste legale MTB-Fläche in und um Villach war. Die Trails des Kids Bike Parks Gerlitzen entstanden in Zusammenarbeit mit der Schischule. Bino etwa ist das Maskottchen aus dem Winter und findet nun beim „Bino Trail“ auch seine Wiedererkennung.

world of mtb: Was wird es 2022 Neues in der Region geben?

Andi: Ende Mai wird der schwierige PROlitzen-Trail eröffnet. Die AreaOne wird saniert. Zwei neue Flowtrails und ein neuer roter Enduro-Singletrail in den Ossiacher Tauern sowie die Verlängerung des Parthy Trails und eine kurze Variante in der schwersten Schwierigkeit zu einem der neuen Flowtrails sind geplant. Die Eröffnung findet voraussichtlich im Herbst 2022 statt. Für alle Baufortschritte: folgt doch einfach lake.bike auf Instagram!

world of mtb: Was begeistert eure Gäste (inkl. das world-of-mtb-Team!) an lake.bike?

Andi: lake.bike bietet Trails in allen Schwierigkeitsstufen für die ganze Familie. Die Region er-möglicht zudem grenzüberschreitende Touren nach Italien und Slowenien. Die türkisen Bade-seen der Region können problemlos mit der Karibik mithalten und haben zumeist Trinkwas-serqualität. Und: Hier im tiefen Süden Österreichs läuft alles schon etwas geruhsamer.

Wo bitte kann man das sonst: sich auf einer Pump-Session völlig verausgaben und danach mit einem Sprung in einen türkisblauen See erfrischen?

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