Black Hole Enduro 2019 – Enduro-Rennen mit Blitz und Donner

Text Maria Rank Bild Urosh Grabner
Event

Black Hole Enduro 2019 - Round 3 der European Enduro Series 2019

Am vergangenen Wochenende fand bei widrigsten Wetterbedingungen das Black Hole Enduro statt.
Das Enduro-Rennen ist Teil der European Continental Series (Round#3) sowie der SloEnduro Series.
Eineinhalb Renntage, fünf anspruchsvolle Stages und zwei Länder erwarteten die knapp 150 Teilnehmer in der österreichisch-slowenischen Grenzregion Petzen/Jamnica. Dort absolvieren sie an den Renntagen knapp 40 km und1250 Höhenmeter.

 
 

Schweißtreibender Trainingstag

Mein Teampartner Markus und ich sind am letzten Wochenende nach Kärnten gereist, um beim Black Hole Enduro an den Start zu gehen. Den ersten Trainingstag absolvieren wir und die anderen Teilnehmer bei schweißtreibenden, sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein im Trailpark Jamnica. Dort können wir am Freitag die Stages 2, 3 und 4 trainieren. Feinste Naturtrails mit unzähligen Wurzelfeldern, steilen Abschnitten, Pedalierstücken und engen Kehren erwarten uns dort. Noch finden wir die anspruchsvollen Trails dort wunderbar und sie lassen unser Bikerherz höher schlagen. Aber die aufziehenden Gewitter und die Ahnung, was uns dort bei Nässe bevorstehen würde, treibt den Puls ungewollt in die Höhe. Nervös checken wir abends mehrmals den Wetterbericht. Und der verheißt nichts Gutes.

Gewitter und Regen an den Renntagen

Am Samstag ist noch ein halber Trainingstag eingeplant, um Stage 1 und 5 zu trainieren. Bereits am Vormittag einsetzender Regen und heftige Gewitter machen diesem Plan aber einen Strich durch die Rechnung. Die Gondel am Petzen, die uns zu den Einstiegen der beiden Stages gebracht hätte, wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Die Rennleitung beruft daher eine kurze Sitzung ein und teilt uns um 12 Uhr die Entscheidung mit: Stage 1, der “Thriller” from top to bottom mit 1.000 Tiefenmetern, wird auf das untere Drittel gekürzt, das nun aus eigener Kraft über die Forststraße zu erreichen ist und so trainiert werden kann. Da es für Stage 5, die “EWS-Stage” (ebenfalls 1.000 Tiefenmeter am Stück ab Gipfel), keine Traininingsmöglichkeit gibt, und es in den Regularien der EWS vorgeschrieben ist, dass die Teilnehmer die Möglichkeit zum Trainieren der Stages bekommen müssen, wird beschlossen, diese ebenfalls zu streichen. Stattdessen muss die Strecke der Stage 1 noch ein zweites Mal als Stage 5 gefahren werden. Als den Fahrern dies beim Fahrer-Briefing mitgeteilt wird, gibt es viele enttäuschte Gesichter. Viele hatten sich vor allem auf diese beiden langen und sehr anspruchsvollen Stages gefreut. Im Nachhinein hörte man aber doch einige frohe und erleichterte Stimmen. Denn die gnadenlosen Bedingungen, verursacht durch den starken Regen, machten das Rennen zu einem harten Kampf und sicherlich hätten ihn manche auf den langen Stages verloren.

Schlammpackung zum Rennstart

Am Samstag um 15 Uhr fällt dann endlich der Startschuss. Und mit ihm hört der Regen auf. Die Bedingungen auf der Stage 1 verbessern sich leider trotzdem nicht und lassen sich kurz und knapp mit nur einem Wort beschreiben: Schlammschlacht. Der Waldboden ist durch das Training im starken Regen aufgewühlt, die Wurzeln rutschig und an manchen Stellen gibt ein tückischer Lehmboden dem Ganzen noch eine besondere Note. “Slippery when wet” trifft mal wieder zu. Es steht nur diese eine kurze Stage für den ersten Renntag auf dem Plan. Die gewonnene Zeit wird aber beim Bikewash gleich reinvestiert. Denn die paar Minuten Stagezeit bringen viel Reiningungszeit mit sich. Der Dreck muss schließlich für morgen wieder weg.

Teamfahrer Markus Lang kämpft sich auf Stage 1 durch den schlammigen Waldboden

Auch Maria Rank bekommt eine ordentliche Schlammpackung ab

Nasse Wurzeln ...

... soweit das Auge reicht

Plitsch, platsch

Mit frischgeputzen Bikes gehen wir am nächsten Tag an den Start. Leider regnet es immer noch. Um 9 Uhr bringen uns Shuttles ins slowenische Jamnica. Ab dort heißt es “selbertreten”. Den Transfer zu Stage 2, der ersten Stage des Tages, können die Teilnehmer noch recht entspannt angehen. Wir und unsere Bikes sammeln dabei erste Dreckspritzer. Stage 2 ist ein Naturtrail im Wald, gespickt mit technischen Sektionen. In der Warteschlange vor dem Stage-Start hört man ständig die Worte “slippery”, “rutschig”, “Querwurzeln” und jeder des internationalen Starterfelds hat gehörig Respekt vor dem, was uns heute erwartet.
Da ich mit gebrochenem Bremsfinger starte, habe ich für mich die Devise “Safety first” ausgerufen. Heil unten ankommen ist das, was ich mir vornehme. Bis auf einen kleineren Sturz in einer 90-Grad-Kurve, direkt nach einer Steilabfahrt – das Bike wollte einfach im Schlamm geradeaus weiter rutschen – ist mir das auch geglückt. Am Stageende heißt es: "Nicht lange verschnaufen, sondern weiter!”, denn die Transferzeit zu Stage 3 ist knapp bemessen. Auch an der Verpflegungsstelle ist nur ein kurzer Stopp zum Wasserfüllen drin. So erreiche ich pünktlich den Start zu Stage 3. Vom Charakter der Strecke ist diese ähnlich wie Stage 2. Waldboden und rutschige, hängende Wurzelteppiche.
Auf der Strecke passiert mir ein Malheur, das neu in meiner Rennkarriere ist. Ich biege auf der Stage versehentlich in die falsche Stage ab, als sich beide Trails kreuzen. Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes den Durchblick verloren, nachdem meine Brille vom Dreck besudelt und vom Regen nass und beschlagen war. Als mir mein Fehler bewusst wird, muss ich mich durch das Unterholz wieder zurück auf den richtigen Weg kämpfen, was mich gefühlt Stunden kostet. Danach bin ich ziemlich irrtiert, was sich im weiteren Verlauf der Strecke in meiner Fahrweise niederschlägt. Ich stürze einige Male aus Unkonzentriertheit und ich bin froh und erleichtert, als ich endlich am Ausgang der Stage bin. Mein Mißgeschick kostet mich natürlich auch wertvolle Transferzeit. Deshalb nehme ich die Beine in die Hand und spute mich pünktlich zu Stage 4 zu kommen. Komplett eingeschlammt, im ströhmenden Regen gegen die Uhr pedalierend, mit Fingerbehinderung, frage ich mich dann doch einmal, warum man das macht. Aber ich lasse dem Gedanken nicht viel Raum und richte meine Konzentration auf die nächste Stage. Stage 4 ist ein frischer Trail durch ein Meer an Heidelbeerkraut. Und zu meiner Verwunderung gibt’s hier viel mehr Grip als erwartet. Darüber freue ich mich und komme so gut durch. Nun steht ein längerer, aber dafür mit weniger Höhenmetern, Transfer zurück nach Petzen zur Stage 5 an. Dafür ist die Zeit auch gut ausreichend, was vor dem letzten Uphill noch eine ausgiebige Pause an der Verpflegungsstation möglich macht. Noch einmal Kraft tanken für die letzte Wertungsprüfung. Wir kennen die Strecke ja schon vom Vortag, aber sie entpuppt sich als noch matschiger und noch rutschiger, was wir am Tag zuvor kaum für möglich gehalten hätten. Da meine Energie zu Neige geht, kämpfe ich mich fast schon “auf allen Vieren” den Berg herunter. Und ich bin froh, als ich die Ziellinie heil und im Ganzen überquere. Den Gesichtern der anderen Fahrer kann man entnehmen, dass es ihnen ähnlich geht. In meiner Altersklasse stehe ich am Ende ganz oben auf dem Podium, was aber nicht schwer fällt, da die Konkurrenz fehlt. Dennoch ist es für mich dieses Mal ein Gewinn. Ich habe gegen mich und die harten Bedingungen gewonnen. Mein Teampartner landet bei einem internationalen, starken Starterfeld auf einem super 28. Platz. Gratulation! Alle Ergebnisse findet Ihr unter: https://timing.sportident.com/…/black-hole-sloenduroews-con…
Und außerdem: Jeder, der es bei diesem Rennen ins Ziel geschafft hat, ist ein Gewinner!

Auch wenn sich dieser Rennbericht nicht unbedingt rosig anhört, möchte ich doch ausdrücklich darauf hinweisen: die Organisation des Rennens war super, die Strecken und Trails top und die Entscheidungen richtig. Den vielen freundlichen Helfer kann man nur danken und wünschen, dass der Wettergott nächstes Jahr positiver gestimmt ist. Wir kommen auf jeden Fall wieder. Haben ja noch eine Rechnung mit dem “Thriller” und der “EWS-Stage” offen...

Ein großes Dankeschön geht an die vielen freiwilligen Helfer

Gesamtschnellste Frau war Yana Dobnig (AUT)

Das Durchbeißen wurde am Ende mit einem ersten Platz in der Kategorie Women Masters belohnt

... und jetzt ab zum Bikewash

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