Istrien – eine MTB Schwellenregion

Doch fangen wir von vorne an, vielleicht sogar ganz vorn, oder zumindest soweit uns das historische Wissen von Ozren, unserem Guide vor Ort, trägt. Mit nicht ganz 3.500 Quadratkilometern ist Istrien die größte Halbinsel an der nördlichen Adria, zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner Bucht. Der Name geht auf das Volk der Histrier zurück, das sich hier in der Antike ansiedelte. In weiten Teilen gehört Istrien zu Kroatien, lediglich kleine Teile im Nordosten gehören zu Slowenien. Die touristischen Hauptorte befinden sich beinahe sämtlich auf der Westseite der Insel, die durch einen tiefen fjordartigen Einschnitt, den Limski-Kanal, „geteilt“ wird. Die Städte im Landesinneren befinden sich auf kleinen Hügeln und blicken wie Trutzburgen in die Landschaft. Durchaus malerisch also, und so freuen wir uns auf die zwei Tage mit dem E-Bike in Istrien.

Stichwort E-Bike. Seit einiger Zeit kooperiert der Tourismusverband von Istrien mit Cube aus dem Fichtelgebirge. So fanden bereits 2015 Händlertage in Istrien statt, doch vor allem baut man gemeinsam ein ausgeklügeltes Verleihangebot in Kooperation mit den wichtigsten Hotelunternehmen Istriens auf. Wir können uns als Mountainbiker ganz stressfrei über das Hotel unser gewünschtes E-Bike buchen, Tourenvorschläge oder Guide gibt es dort ebenso. An den Hotels finden sich für Bosch E-Bikes Ladestationen, sodass wir den Hunger der Bikes nach Strom problemlos stillen können. Im Landesinneren gibt es einige tolle Trails, nicht umsonst macht die slowenische SloEnduro-Serie hier halt. Doch auch die Ostküste lädt zum schmalspurigen Mountainbiken ein, vor allem, wenn 2017 der erste Bikepark Istriens hinab vom Ucka-Gebirge Wirklichkeit geworden ist. Und hier engagieren sich nicht etwa Biker aus der Szene, sondern lokale Hotels, die das Potenzial von Mountainbike-Touristen erkannt haben und nun darauf aufbauen möchten mit einer entsprechend hochwertigen Infrastruktur.

Da wir wissen, dass Istrien durchaus mit einer langen und anstrengenden Anreise verbunden ist und Planungen nicht unbedingt Spaß machen, möchten wir dich einladen, unseren 48-Stunden-E-Bike-Trip als Inspiration und Informationsquelle zu nutzen. Los geht´s.

Tag 1
17 Uhr Ankunft am Hotel

Wir kommen am Valamar Club Tamaris an. Dieser liegt idyllisch auf der Halbinsel Lanterna. Bikeverleih und Ladestation gibt es direkt am Hotel.
www.valamar.com/de/hotels-porec/valamar-club-tamaris

Der Weg nach Porec führt durch Olivenhaine, die bei unserem Besuch im beginnenden Herbst gerade abgeerntet werden. Dazu schlagen die Olivenbauern mit Holzbrettern gegen die Bäume und fangen die Oliven in großen, auf den Boden liegenden Netzen auf. Die Altstadt von Porec ist, ähnlich wie die Kerne der anderen Ortschaften, historisch und lädt zum Verweilen ein. Kleine Kneipen und Restaurants, genannt Konobas locken mit typisch istrischer Küche, also Trüffeln, Olivenöl und Schafsfleisch.

Tag 2
07 Uhr Sonnenaufgang in Cervar

Wir machen uns früh auf die Socken beziehungsweise aufs E-Bike, um den Sonnenaufgang im alten Hafen von Cervar zu erleben.
Der Weg dorthin verläuft meist auf Schotterwegen durch die Olivenhaine, doch immer wieder stoßen wir auch auf hervorragende Trailpassagen. Vor Kurzem fand hier auch ein kleines MTB-Rennen statt, von denen es in Istrien mittlerweile eine beachtliche Menge gibt.
www.istria-bike.com/de/veranstaltungen
Wir frühstücken unterwegs und erkunden anschließend die weitere Umgebung.

12 Uhr Ölverkostung

Wir fahren zu Agrolaguna in Porec, um Öl, Wein und vor allem Käse zu verkosten. Setzte man früher noch auf Masse, ist seit einigen Jahren eine Trendwende hin zu hochwertigen, regionalen Produkten zu beobachten. So gibt es mittlerweile eine Vielzahl an sortenreinen Ölen, um den Geschmack stärker herauszuarbeiten. Übrigens benötigt man 16 Kilo Oliven für einen Liter Olivenöl.
www.agrolaguna.hr/en/tourism

14 Uhr Café und Trails

Am Nachmittag fahren wir nach Grožnjan. Wieder stärken wir uns erst einmal mit Kaffee in der wirklich wunderschönen Altstadt mit Blick über das Meer. Anschließend erkundeten wir gemeinsam mit Bikeguide Ozren die Umgebung. Hier gibt es zahlreiche Trails, die über alte Karrenwege mit moderater Steigung bequem zu erreichen sind. Wer es gemütlicher mag, nutzt die alte Parenzana-Bahnstrecke, die mittlerweile zurückgebaut und zum Radweg umgewidmet wurde. Durch zahlreiche Tunnel und mit fantastischem Panorama kann man hier Istrien erkunden, allerdings sollte man für die Tunnel Lampen mitbringen www.istria-bike.com.

19 Uhr Trüffel und Wein:

In der Konoba Malo Selo nahe Buje gibt es jede Menge Trüffel und vor allem hervorragende Rinderfilet-Steaks. Die Junior-Chefin ist sehr herzlich und so sitzen wir bis tief in die Nacht bei schwerem Rotwein und sprechen über Trüffel, Weine und den Wandel, den sich Istrien in Sachen Qualität und Selbstverständnis gerade verordnet www.konobamaloselo.hr/de/Home.

23 Uhr Nachtruhe:

Wir übernachten im Laguna Hotel Poreč. In der Saison werden hier bis zu 20.000 Gäste täglich umsorgt, wobei 50 Prozent im Campingbereich nächtigen. Die Saison dauert, wie insgesamt in Istrien, von Ostern bis Oktober. Die Hotelstrände haben, wie im Grunde auch alle anderen Strände in Istrien, den Blue Flag Standard, also ein Gütesiegel für ausgezeichnete Wasserqualität www.lagunaporec.com.

Tag 3/ 09 Uhr: Freies Biken

Programm ist gut, aber heute genehmigen wir uns einfach einen „freien Biketag“. Wir ziehen zur Ostküste nach Labin. Dort fahren wir den Bella Vista Trail, der den Namen eindeutig verdient hat www.istria-bike.com/de/routen. Der Blick hinab auf die Kvarner Bucht ist fantastisch und auch die Tour weiß zu begeistern. Die Trailstücke sind großartig, nur zum Teil leicht zugewuchert, sodass uns die Macchia ruckzuck Spuren an die nackten Waden zaubert. Wir wundern uns noch kurz über den Geruch und sehen uns plötzlich umgeben von Unmengen Salbei und Thymian. Genau in der Gegend soll übrigens der neue Bikepark entstehen. Schafft man eine entsprechende Qualität, wird die Region Finale Ligure in nichts nachstehen.

16 Uhr Auftauen:

Nach unserer Ankunft im Valamar Sanfior Hotel begeben wir uns direkt in den Whirlpool zum Auftauen. Auch wenn das Wetter sehr angenehm und die Sonne wärmend war, so sorgt der Bura für rasches Auskühlen. Der Bura ist einer der weltweit stärksten Winde, der problemlos bis zu 250 km/h erreichen kann. Er entsteht aus einem kalten Luftausbruch aus dem Polargebiet und so verwundert uns die Windtemperatur nicht wirklich www.valamar.com/de/hotels.

19 Uhr Meeresfrüchte

Im aufwendig restaurierten Hotel Peteani kann man vor allem hervorragende Meeresfrüchte essen. Nachdem wir die Bodenfrüchte Istriens schon hatten, wenden wir uns also dem Meer zu und bestellen Scampi. Ein Besuch ist absolut lohnend und die Meeresfrüchte sind empfehlenswert. www.hotel-peteani.hr

21 Uhr Stadtbummel

Wie schlendern noch durch Labin und treffen plötzlich William Negri, mit dem wir am ersten Tag schon einmal das Vergnügen hatten. Zusammen mit seiner Frau Anessa betreibt er seit 2001 eine Olivenfarm und stellt qualitativ sehr hochwertiges, kräftiges Olivenöl her, das sich am besten zu frischem Brot eignet. Wir sitzen gemeinsam am Meer, er erzählt wieder vom Wandel in Istrien, von der Natur, die die lokale Kulinarik ebenso beeinflusst wie das Sportangebot, für ihn eine ideale Mischung. Er gibt uns noch ein kleines Fläschchen seines Olivenöls mit und so verabschieden wir uns.
www.istria-gourmet.com

Auch von Istrien verabschieden wir uns nach diesen knapp zweieinhalb Tagen. Gerade die letzten Tage der Saison können wir für einen ruhigen Aufenthalt in Istrien sehr empfehlen. Wer es belebter mag, kommt einfach in der Saison. Das Angebot für Mountainbiker wird immer besser, ebenso wie der Trailanteil der Touren. Mit den neuen Entwicklungen an der Ostküste hat Istrien das Zeug dazu, ähnlich wie Finale, eine top MTB-Destination mit Meerlage zu werden. Die Küche ist hervorragend und bekömmlich, gerade Genießer kommen auf ihre Kosten. Wer es deftiger mag, isst einfach Wildschwein an einem der zahlreichen Straßengrills.
Und so bewegen wir uns wieder nach Norden, hinein in den kühlen Herbst, in regnerisches, frösteliges Wetter und wünschen uns zurück in den Whirlpool, wünschen uns zurück auf den Bella Vista Trail und ans Meer mit William Negri.

Informationen

Lage:

Istrien ist der nächstgelegene Mittelmeerraum für Mitteleuropäer, eine herzförmige Miniaturwelt und die größte Halbinsel an der ganzen Adria. Meereshöhe: 0 - 1.401 m. Erreichbar per Auto über Österreich und Slowenien oder Norditalien, Flugzeug (Flughafen Pula), Zug (über Ljubljana täglich nach Pula) oder per Schiff von Venedig aus.

Beste Reisezeit:

Eigentlich das ganze Jahr über; favorisiert: März bis Oktober

Unterkünfte:

Die Istria Bike Unterkünfte finden sich nach Katgorien sortiert und mit der praktischen Angabe der Entfernung zu Ortszentrum und Strand: www.istria-bike.com/d/unterkunft

Karte:

Eine interaktive Karte, GPS-Daten und Routenbeschreibungen befinden sich auf der Istria Bike Homepage: eee.istria-bike.com/de/routen

Reiseführer:

Reise Know How, Kroatien-Istrien

Bike Shops:

www.istria-bike.com/de/dienstleistungen

Alle Infos, Guiding-Unternehmen, Veranstaltungen & Angebote: www.istria-bikes.com
www.istria.hr.de