Alpencross aus Sicht einer Wirtin

Text Ann-Katrin Luh Bild Privat
Geschichten

Perspektivenwechsel - Das Alpencrossnetzwerk

Alpencross. Ein Gefühl von Freiheit, körperlicher Grenzerfahrung und die Möglichkeit, dem Alltag für gut eine Woche zu entfliehen. Doch bedeutet eine Route quer über die Alpen noch viel mehr: Organisation. Hotels müssen gebucht, der Guide informiert, Essen bestellt, Zimmer bereitgestellt und gegebenenfalls muss ein Shuttle organisiert werden. Alpencross – ein Netzwerk, in dem es viele unterschiedliche Sichtweisen gibt.

Aus der Ausgabe 04.17

 
 

Ingrid Parbatscher, 52
Wohnort: Gfrill in Südtirol
Job: gelernte Einzelhandelskauffrau, Wirtin

Im wunderschönen Gfrill am Rande des Naturparks Trudner Horn befindet sich der Fichtenhof. Gemeinsam mit ihrer Schwester führt Ingrid neben der Gaststube eine Landwirtschaft. Im Gegensatz zu manch einem ihrer Landsleute, die von den Fahrradfahrern oft kein gutes Bild im Kopf haben („Sie machen die Natur kaputt!“), schätzt Ingrid ihre Alpencrossgäste. „Radler sind sehr anständige Leute. Egal ob Verkäuferin oder Arzt. Sie sind imstande zu genießen und sind, besonders nach ihren Touren, sehr ausgeglichene Persönlichkeiten“, schwärmt die Küchenchefin. Sie selbst ist eher dem Wandern zugetan, aber, sofern es ihre Arbeit in der Stube zulässt, würde sie sich schon gerne mal an einen Alpencross heranwagen, denn Radfahren, so sagt sie, ist eine richtig tolle Sache.
Auch sie erlebt so allerhand Geschichten mit den Alpencrossgästen. Eines Nachts kam ein asiatischer Mountainbiker mit seiner Guidingtruppe pitschnass im Stockdunkeln bei ihr an. Er ging in sein Zimmer, um sich umzuziehen. Später genoss er die wohlverdiente Brotzeit, um danach erschöpft ins Bett zufallen. Bis dahin ahnte niemand, dass er seine Klamotten zum Trocknen über seine Zimmerlampe gehängt hatte. Glück im Unglück – das Missgeschick wurde noch frühzeitig erkannt und, abgesehen von ein paar kleinen Rauchschwaden, ist die Geschichte gut ausgegangen.

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